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und das geheimnisvolle Erbe

und das geheimnisvolle Erbe

Titel: und das geheimnisvolle Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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sich wieder seiner Lektüre zuwandte. »Zum Glück würde er das viel zu ungehörig finden.«
    Dann müssen es diese »vertrockneten Tanten«
    sein, dachte ich, die er an jenem Morgen in der Gästesuite erwähnt hatte. Hatten sie ihren heirats-fähigen Neffen etwa schon einer Reihe geeigneter junger Frauen vorgeführt? Das mochte erklären, warum sein Vater behauptet hatte, er sei schüchtern in der Gegenwart junger Frauen. Er tat mir etwas Leid, aber die Versuchung, ihn zu necken, war noch größer. »Bill?«

    »Ja?«
    »Hält dein Heiratsvermittler dich für einen schwierigen Fall?«
    Er legte den Brief hin, mit dem er sich gerade beschäftigt hatte, und schob die heruntergerutschte Brille hoch. »Warum fragst du das?«
    »Na ja, schließlich bist du noch nicht verheiratet.
    Hast du etwas gegen Ehestifter?«
    Bill neigte den Kopf zur Seite, als ob er überlegte, ob er einen Witz machen oder mir eine sachliche Antwort geben solle. Ich war etwas überrascht, als er die zweite Möglichkeit wählte.
    »Nicht im Geringsten«, sagte er. »Ich hatte schon ein paar Beziehungen, aber nichts von Dauer. Es war auch immer der falsche Zeitpunkt. Zuerst kam das College, dann das Friedenskorps …«
    »Du warst beim Friedenskorps?« Ich war beeindruckt.
    »Vier Jahre lang. Ich habe zweimal verlängert.
    Dann ging ich zur Uni, schließlich musste ich mir in der Kanzlei meine Sporen verdienen. Für den Sohn und Erben gibt es nicht viel freie Zeit, fürchte ich.
    Und meine Tätigkeit ist mit häufigem Reisen verbunden, auch das ist nicht gerade die ideale Vor-aussetzung, um eine Beziehung aufrechtzuerhalten.
    Aber jetzt, wo du es sagst – ja, vielleicht bin ich wirklich ein schwieriger Fall.«
    Er hob resignierend die Hand, und ich blickte unwillkürlich auf die ausgefranste Manschette.
    »Seien wir ehrlich, ich bin nicht gerade der Stoff, aus dem Filmstars gemacht werden.«
    »Aber ich denke, du …« Gerade noch rechtzeitig brach ich den angefangenen Satz ab, denn ich merkte, dass ich drauf und dran war, ihm zu sagen, dass er wesentlich anziehender als ein Filmstar sei und dass die Frauen, die ihn hatten fallen lassen, wahrscheinlich eitler und dümmer als Kohlköpfe waren. »Aber wie du bereits sagtest«, sagte ich stattdessen, »warst du ja damit beschäftigt, dich in deinem Beruf zu etablieren.«
    »Hmm, vielleicht war das einer der Gründe. Hast du sonst noch Fragen?«
    »Nein, nein, ich habe eben nur überlegt …« Ich wandte mich wieder meinen Briefen zu, nur um nach kurzer Zeit wieder aufzublicken. »Bill?«
    »Hmm?«
    »Was hast du im Friedenskorps gemacht?«
    »Ich habe Puppentheater gespielt«, antwortete er, in einen seiner Briefe vertieft.
    »Puppentheater?«
    Er legte den Brief auf den Schoß. »Ja. Ich wurde nach Swaziland geschickt, im Süden Afrikas, weißt du, wo ich Englischunterricht gab. Zwei Jahre unterrichtete ich nach herkömmlichen Lehrmethoden, und dann nahm ich das Puppentheater dazu.«
    »Eine tolle Idee.« Auch meine Mutter hatte in der Schule Puppentheater in den Unterricht aufgenommen.
    »Ja, es war ein großer Erfolg, Wissensvermittlung auf unterhaltsame Art. Schließlich fuhr ich mit einem Jeep im ganzen Land herum und gab Vorstellungen in Schulen, Kirchen, Kraals – überall, wo man mich hinschickte.« Er hob die Hand und fing an zu sprechen, als ob eine Handpuppe darauf sä-
    ße. »Sahnibonani beguneni.«
    »Was heißt das?«, fragte ich entzückt.
    »Ungefähr? ›Guten Abend, meine Damen und Herrn.‹ Das ist so ziemlich alles, was nach all den Jahren von meinem SiSwati noch hängen geblieben ist. Oh, und noch etwas: Ngee oot sanzi, Lori. «
    »Was heißt das?«
    Bill lächelte. »Zurück an die Arbeit, Lori.«

    Die Neuigkeit, dass meine Eltern sich durch Dimity kennen gelernt hatten, war meine größte Entdeckung; aber auch die kleinere in diesem Zusammenhang interessierte mich. Nach ihrer Entlassung aus dem Kriegsdienst war Dimity in London geblieben: sehr beschäftigt, glücklich und gänzlich unerwartet von Kinderscharen umgeben.

    Meine liebste Beth,
    wahrscheinlich wirst du mich für völlig verrückt halten, denn ich habe beschlossen, nicht nach Finch zurückzukehren. Außerdem habe ich meine Uniform ausgezogen, nur um sie mit einer neuen Ar-beitskleidung zu tauschen. Nein, ich bin nicht ins Kloster gegangen – Gott behüte! –, sondern zu Leslie Gordon ins Starling House, einen Ort, der auf seine Art ebenfalls heilig ist.
    Ich glaube, ich habe dir von meiner Freundin Pearl Ripley

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