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und das geheimnisvolle Erbe

und das geheimnisvolle Erbe

Titel: und das geheimnisvolle Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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erzählt. Sie hatte einen Flieger namens Brian Ripley geheiratet, der kurz nach der Hochzeit abgeschossen wurde. Frisch verheiratet, wurde sie Witwe und neun Monate später Mutter. Ich habe mich früher einmal gefragt, ob es einen Sinn hat, im Krieg zu heiraten – du hast ja gewartet, bis der Krieg zu Ende war, ehe du Joe geheiratet hast –, aber seitdem muss ich Pearl sehr bewundern, denn ihre Entscheidung war sehr mutig gewesen. Ich glaube, es muss Brian sehr gestärkt und getröstet haben zu wissen, dass es jemanden gab, der ihn liebte, als er sich zu diesem letzten Flug aufmachte.
    Starling House hat es sich zur Aufgabe gemacht, Frauen wie Pearl zu helfen, alles Kriegerwitwen, die jetzt vor der Aufgabe stehen, mit einer winzigen Rente ihre Kinder großzuziehen. Während die Mütter tagsüber arbeiten, werden ihre Kinder betreut.
    Ist das nicht eine großartige Idee? Leslie hatte mich nur um eine Geldspende gebeten, und ich habe ihr etwas überwiesen, aber ich glaube, ich kann diesen Kindern mehr geben als nur Geld.

    Um ehrlich zu sein, eigne ich mich nicht zum Fau-lenzen. Obwohl ich es jetzt könnte, fehlt mir die Übung dazu. Im Übrigen stelle ich es mir ziemlich stressig vor. Ich könnte natürlich den ganzen Tag mit den Schwestern Pym herumsitzen und Socken stricken, aber dann wickle ich doch lieber Babys, erzähle ihnen Geschichten und nehme den armen Frauen ein paar Sorgen ab.
    Vielleicht bin ich verrückt, aber ich glaube, es ist eine praktische Art von Verrücktheit, eine Art, die du gut verstehen wirst, da du unter einem ähnlichen Syndrom leidest.

    Diese »praktische Art von Verrücktheit« hatte meine Mutter bewogen, wieder aufs College zu gehen, um ihr Lehrerdiplom zu machen. Trotz Prüfungen, schriftlicher Arbeiten und langer Stunden in der Bibliothek schaffte sie es, mindestens zweimal im Monat zu schreiben.

    Liebste Dimity,
    Halbzeit! Wow! Und du dachtest, dass D-Day schon eine tolle Sache war! Ich kann dir gar nicht sagen, wie viel Spaß mir das alles macht. Joe sagt, ich entwickle mich zurück, und ich hoffe, er hat Recht. Nach all den schlimmen Jahren in London habe ich doch eigentlich eine zweite Kindheit verdient, oder?

    Ich habe die Unterrichtspraktika erst mal aufgegeben, solange ich studiere. Ganz glücklich bin ich darüber nicht, aber der Tag hat nun mal nur eine begrenzte Anzahl von Stunden, und ich muss die meisten davon in der Bibliothek zubringen. Trotzdem, mir fehlt der Umgang mit Kindern. Ich frage mich immer noch, wann Joe und ich endlich selbst welche haben werden. Wir geben uns die größte Mühe, aber nichts scheint zu wirken, nicht einmal der Knoblauch, den du uns von den Schwestern Pym geschickt hast. Bitte übermittle ihnen meinen Dank. Aber ganz unter uns – wie wollen ausgerechnet zwei alte Jungfern über diese Dinge Bescheid wissen?

    Es gab anscheinend nichts, worüber die beiden Freundinnen nicht sprachen. Als meine Mutter zusehends niedergeschlagen wurde, weil sich kein Nach-wuchs einstellte, berichtete Dimity in einem Brief von
    »Mrs Bedelia Farnham, die Frau des Gemüsehändlers, die kurz nach ihrem dreiundvierzigsten Geburtstag gesunde Drillinge bekommen hatte – Amelia, Cecilia und Cordelia, meine Liebe, ob du es glaubst oder nicht« und ermahnte meine Mutter, ja nicht den Mut zu verlieren. Als Dimity sich fragte, wie sie es ertragen könne, auch nur eine weitere Familie von Kriegswaisen zu betreuen, schrieb meine Mutter mit dem gesunden Menschenverstand, der ihr eigen war: Sagt dir eigentlich das Wort »Urlaub« etwas? Oder wie wäre es mit dem Begriff »Ferien«? Ich habe die Definitionen aus dem Wörterbuch für dich auf ein separates Blatt abgeschrieben, falls du Schwierigkeiten hast, dich zu erinnern. Nimm dir Urlaub und schreib mir, wenn du wieder da bist.
    Im Ernst, Dimity, es bringt gar nichts, wenn du dich mit deiner Arbeit zugrunde richtest. Es ist für dich nicht gut und für die Kinder ganz bestimmt auch nicht. Ich weiß, es ist eine Binsenweisheit, aber auch die muss man manchmal aussprechen.
    Also, mach Urlaub. Plansche mit den Füßen in einem Bach. Lies einen Stapel Bücher und iss Apfel dazu. Erinnere dich daran, dass es außer Trauer auch noch Freude in der Welt gibt. Und dann geh zurück und erzähle es den Kindern.

    Am Nachmittag fiel mir ein, dass wir noch nichts zu Mittag gegessen hatten, und ich machte uns Sandwiches. Bills Portion verschwand so rasch, dass ich schon dachte, ich hätte einen weiteren kulinarischen Treffer gelandet,

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