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und das geheimnisvolle Erbe

und das geheimnisvolle Erbe

Titel: und das geheimnisvolle Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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eines scheint zu fehlen. Ich frage mich, wo es sein könnte. Ist Ihnen etwas Derartiges untergekommen, als Sie Dimitys Papiere durchgesehen haben? Es handelt sich um ein altes Album aus den Jahren zwischen 1939 und …«
    Schließlich verabschiedete ich mich höflich und legte auf.
    »Und?«, sagte Bill.
    »Er glaubt nicht, dass ein Album darunter war.

    Aber er sieht noch mal nach und ruft mich dann zurück.«
    Bill nickte, doch seine Gedanken waren woan-ders. »Gehen wir noch mal ins Arbeitszimmer«, sagte er. »Mir fiel gerade ein, dass die Antwort dort direkt vor unserer Nase stehen könnte.«
    Ich ging ihm nach. »Wenn du an den Briefwechsel denkst, Bill, dann bist du auf der falschen Fähr-te. Meine Mutter hatte ein gutes Gespür für solche Dinge. Wenn Dimity auch nur die geringste Andeu-tung gemacht hätte, hätte sie es mir erzählt.«
    Bill ging ins Arbeitszimmer und trat an die Regale. »Stimmt. Aber was ist, wenn Dimity Briefe geschrieben hat, die sie nicht abschickte? Was wäre, wenn sie sich bei dem einen oder anderen Brief nicht dazu überwinden konnte?«
    Daran hatte ich nicht gedacht. Ich ließ die Augen über die Regale wandern und verspürte einen Hoff-nungsschimmer. Wenn Bill und ich uns die Briefe teilten, könnten wir sie in ein paar Stunden lesen.
    Wenn es darin Hinweise gäbe – auf Dimitys Vergangenheit oder auf die Entstehung der Geschichten
    –, dann würden wir sie finden. Mit Bills Hilfe wür-de ich beide – sowohl Dimity als auch meine Mutter – zufrieden stellen können. Trotzdem zögerte ich.
    »Bill«, sagte ich, »hast du dir das alles auch gut überlegt? Es könnte lange dauern, die Antwort auf die Frage meiner Mutter zu finden – möglicherweise reicht die Zeit, die mir hier zur Verfügung steht, gar nicht aus. Ich komme womöglich gar nicht dazu, die Einführung für das Buch zu schreiben. Bill …« Ich zupfte ihn am Ärmel, und er sah mich an. »Dein Vater hat sich viel Mühe gemacht, damit Dimitys Wünschen entsprochen wird. Wäre er nicht furchtbar böse, wenn er erfährt, dass du mir hilfst?«
    »Er wäre sehr enttäuscht, das ist sicher. Aber ich helfe  dir  ja nicht.«
    »Sondern?« Ich sah ihn verwirrt an.
    »Nein.« Er griff nach dem ersten Kasten. »Ich helfe Dimity.«

15
    Ich weiss nicht, wie ich auf die Idee kam, wir könnten den ganzen Briefwechsel so schnell lesen. Zum einen waren es achtundsechzig Kästen, abwechselnd Briefe meiner Mutter und von Dimity, alle streng chronologisch geordnet. Aber es war nicht nur ihre Anzahl, die Zeit kostete. Es war auch die Art des Inhalts und wie sie geschrieben waren.
    Wohl hatte ich erwartet, dass die Briefe rührend, interessant und erhellend sein würden – und das waren sie auch –, aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie so unterhaltsam sein würden. Oft ertappte ich mich dabei, dass ich einen Absatz nochmals las, dann wieder musste ich die Handschrift meiner Mutter für Bill übersetzen, wenn er Schwierigkeiten damit hatte, oder ich las ihm die schönsten Stellen laut vor.
    Ich merkte auch, dass ich Bill immer wieder verstohlen ansehen musste. Er war sich dessen nie bewusst – die kleinste Bewegung von ihm genügte, dass meine Augen wieder blitzschnell dorthin zu-rückkehrten, wo sie eigentlich sein sollten, aber es passierte immer wieder. Von all den merkwürdigen Begebenheiten dieses Tages war seine Anwesenheit hier im Arbeitszimmer vielleicht die merkwürdigste.

    Noch heute früh war ich bereit gewesen, ihn hi-nauszuwerfen, und nun saß er mir friedlich gegen-
    über, hatte Jacke und Schlips achtlos über die Stuhllehne geworfen, den Hemdkragen geöffnet und die Ärmel aufgerollt. Nachdenklich strich er sich über den Bart, während er diesen vertraulichen Briefwechsel las, als ob es die natürlichste Sache der Welt für ihn sei.
    Aber egal, was wir lasen, überall fanden wir die Samenkörner zu den einzelnen Geschichten. Ich glaube, Bill freute sich fast noch mehr als ich, wenn er auf eine vertraute Situation, einen Handlungsort stieß. Etwa eine Stunde nachdem wir angefangen hatten, stieß er ein wahres Triumphgeheul aus.
    »Ich hab Tante Dimitys Katze gefunden!«, rief er aus. »Hör mal:

    Meine liebste Beth,
    meine Katze terrorisiert den Milchmann.
    Du wusstest sicher nicht, dass ich eine Katze habe, nicht wahr? Das liegt daran, dass ich es bis vor einer Woche auch nicht wusste. Aber jetzt weiß ich es. Nur weiß ich noch nicht genau, wer eigentlich wem gehört.
    Am Montagabend erschien er an

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