und das Goldene Dreieck
reicht.«
»Na gut... Bonchoo, wir haben den blauen Lieferwagen mit
meinem Mann verloren, und ich möchte, daß Sie mich jetzt bitte
zu einer Polizeiwache bringen, damit ich es melden kann.« Geschickt schälte er ein Ei. »Wir sind vor fünfzehn
Kilometern an einer vorbeigekommen.«
»Vor fünfzehn Kilometern...« Sie blickte ihn verärgert an.
»Sie wissen doch, daß mein Mann entfuhrt wurde, warum haben
Sie nicht angehalten?«
»Wir haben den blauen Lieferwagen verfolgt!«
»Der nun weit voraus ist!« rief sie gereizt. In ihrer
Verunsicherung fauchte sie ihn an: »Außerdem möchte ich gern
wissen, warum Sie dem blauen Lieferwagen nachjagen!
Schließlich wurde doch nicht Ihr Mann entführt!«
Er holte das Schan-Messer hervor und schnitt das Ei sauber in
zwei Hälften. »Das ist eine schwierige Situation«, sagte er, »und
wir verlieren Zeit. Wäre es nicht möglich, daß ich als Buddhist
eben Gutpunkte sammeln möchte, wenn ich helfe?«
»Das können Sie auch, indem Sie mich jetzt zu einer
Polizeiwache bringen!« entgegnete sie heftig. »Man kann
Straßensperren errichten und den Lieferwagen aufhalten!« »Vielleicht«, sagte er schulterzuckend, »aber ich kenne die
Männer in dem blauen Lieferwagen...«
»Sie kennen sie?« keuchte sie.
»Nicht persönlich«, antwortete er, »aber da ich weiß, von
woher sie kommen, weiß ich auch, wohin sie wollen. Und
Sie...« Er zuckte die Schultern. »Bis Sie der Polizei alles erklärt
haben, wird der Lieferwagen bereits am Polizeikontrollpunkt
vorbei und in Chiang Rai sein. Und bis Sie beschrieben haben,
wo und wie Ihr Mann entführt wurde und«, fügte er gleichmütig
hinzu, »von dem Toten erzählt haben, den Sie fanden, wird es
sehr spät sein!«
Er wollte ihr damit natürlich unter die Nase reiben, daß sie
sich schuldig gemacht hatte, weil sie den Mord an Ruamsak
nicht sofort gemeldet hatte. Reine Erpressung, dachte sie
verärgert. »Und was würden Sie vorschlagen, um meinen Mann
zu finden?«
Ruhig antwortete er: »Ich würde die Leute suchen, die den
Lieferwagen fahren.«
»Und woher wollen Sie wissen, wo sie zu finden sind?« »Das sagte ich Ihnen schon. Ich kenne die Gegend, in die sie
wollen.«
»Woher?« fragte sie. »Wieso?«
»Weil ich dort wohne. Ich komme aus dem Norden.« »Stammt der Tote auch aus dem Norden?« Als er nicht
antwortete, fügte sie hinzu: »Sie haben ihn getötet, nicht wahr?« Er zuckte die Schultern. »Er ist tot, spielt es noch eine Rolle?« Wütend fauchte sie: »Es spielt zumindest eine Rolle, daß Sie
die Entführer kennen! Und ich glaube, daß Sie mich absichtlich
davon abhalten, zur Polizei zu gehen, damit diese Männer im Lieferwagen entkommen können. Immerhin werden Sie der erste sein, nach dem die Polizei sucht, wenn ich den Mord
gemeldet haben, nicht wahr?«
Er seufzte schwer. »Wollen Sie wissen, warum Sie nicht zur
Polizei gehen sollten?«
»Das würde ich liebend gern wissen«, versicherte sie ihm
bitter. »Falls Sie wirklich einen guten Grund dafür haben!« Er schälte ein zweites Ei und sagte ruhig: »Weil der Tote in
dem Haus in Chiang Mai kein guter Mann war. Weil die
Entführer Ihres Mannes keine guten Menschen sind. Die Polizei
findet solche Männer nicht immer - jedenfalls nicht hier im
Norden. Und wenn sie sie sucht, braucht sie viel Zeit dazu und
viel... « Er zögerte, dann sagte er: »... viel Geduld.« Sie hatte das
Gefühl, daß das nicht das Wort war, das er ursprünglich hatte
sagen wollen.
»Und Sie«, fragte sie, »sind Sie ebenfalls kein guter Mann?« »Absolut kein guter Mann«, erwiderte er ruhig.
Sie dachte, daß er sie absichtlich ärgern wollte. »Warum
waren Sie in Chiang Mai?« fragte sie.
Er zuckte die Schultern. »Ich sagte Ihnen, mein Name ist
Bonchoo, ich fuhr mit einem Freund geschäftlich nach Chiang
Mai, und nun geht es wieder heim.« Er blickte sie fast
mitfühlend an, ganz sicher aber amüsierte er sich über sie. »Sie
sollten sich jetzt entscheiden, denn länger kann ich nicht warten,
die zehn Minuten sind seit fünf Minuten vorbei.«
Sie bedachte ihn mit einem wütenden Blick. Sie steckte bis
zum Hals in der Sache, das wußte sie, und nun wurde sie
aufgefordert, einem Mann zu vertrauen - oder auch nicht - aber
auf jeden Fall, ihn zu begleiten: einen Mann, der offenbar viel
mehr wußte als sie, und der wahrscheinlich ein Mörder war
was es unmöglich machte, ihm zu trauen. Aber wenn Cyrus von
Männern entführt worden war, die, wie Bonchoo es nannte,
keine guten Männer waren, bestand
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