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und das Goldene Dreieck

und das Goldene Dreieck

Titel: und das Goldene Dreieck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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war, betrachtete sie die
Landschaft, durch die sie kamen. Wie sehr sie sie genießen
würde - als einfache Urlaubsreisende und mit Cyrus an ihrer
Seite. Sie befanden sich nun wirklich in tiefster Wildnis; die
Straße führte stetig bergauf; ringsum erhoben sich Berge und zu
beiden Seiten wuchsen dichte Palmen und Gestrüpp. Häuser gab
es hier keine; hohe Gräser wucherten am Straßenrand vor den
Palmen, hinter denen der eigentliche Regenwald mit seinem
dichten Unterholz begann. Die Bergkette am Horizont sah aus
wie ein Ausschnitt aus einem alten chinesischen Gemälde, als
wären Wasserfarben über die Gipfel gespritzt worden und dann
ungleichmäßig an den Seiten hinuntergeronnen: Das erinnerte
irgendwie an struppiges Fell. Ein Stück vor ihnen trat plötzlich
ein Mann aus dem hohen Gras und überquerte die Straße. Er
trug ein blaues Hemd und eine ebenso blaue Hose, um die
Schultern hatte er den Gurt einer runden weißen Tasche
geschlungen, die auf seiner Hüfte aufsaß - ein malerischer
weißer Klecks auf dem Blau. Etwas, das wie eine sehr lange
Angel mit dünner Spitze aussah, ragte über seinen Kopf. Beim
Vorüberfahren erkannte sie, daß es keine Angel sein konnte. »War das ein Gewehr?« erkundigte sie sich brüllend. »Ein
Pem Yao«, schrie er zurück. »Büchse mit nur einem Schuß. Die
Bauern hier im Norden haben die Erlaubnis, damit zu jagen.« Während sie dem Mann noch nachschaute, sah sie ein
Motorrad in einiger Entfernung hinter ihnen. Erleichtert dachte
sie, daß es doch keine so einsame Straße war. Aber da sie den
blauen Lieferwagen bereits seit vielen Kilometern aus den
Augen verloren hatten, beschloß sie, nun ihren Begleiter
aufzufordern, sie zu einer Polizeiwache zu bringen.
»Es ist schon zehn vorbei«, wandte sie sich an ihn, und als er
sie nicht hörte, brüllte sie: »Es ist fast Viertel nach zehn und wir
sehen den blauen Lieferwagen nicht mehr! Ich möchte mit Ihnen
sprechen!«
»Sprechen?« Er drehte den Kopf, und musterte sie mit
finsterem Blick, wie sie fand. »Bald!« schrie er und deutete auf
einen Bergbach zu ihrer Linken. »Wir halten da oben!« Nach
etwa eineinhalb Kilometern bog er in eine Lichtung ein.
Mehrere andere Lastwagen hatten hier neben einem
strohgedeckten offenen Haus geparkt; dahinter, näher am Bach,
standen kleinere Hütten. Er schaltete die Zündung ab, der Motor
spuckte noch einmal, und nun konnte Mrs. Pollifax endlich
wieder etwas in normaler Lautstärke hören. »Zehn Minuten«,
sagte er und kletterte aus dem Führerhaus.
»Wo wollen Sie hin? Wir werden den Lieferwagen überhaupt
nicht mehr einholen!« rief sie entsetzt. Jetzt sah sie ihn wieder in
voller Lebensgröße, und er wirkte nicht weniger gefährlich und
einschüchternd als bei ihrer ersten Begegnung. Vielleicht ist die
Narbe daran schuld, dachte sie, und natürlich seine Statur.
Jedenfalls zo g sie sein Profil vor, das sie während der
vergangenen Stunde hatte sehen können.
»Das ist Hot Springs Development«, erklärte er ihr. »Wir
sollten die Gelegenheit nutzen, hier aufs Häuschen zu gehen und
ein bißchen was zum Essen mitzunehmen.«
»Und reden!« erinnerte sie ihn mit feindseligem Blick. Sie
wartete vor dem Lastwagen, während er zu der offenen Hütte
ging. Als er zurückkam, trug er einen Drahtkorb mit sechs Eiern,
ein paar Bananen und drei Flaschen Coca-Cola. Mit einer
Kopfbewegung bedeutete er ihr, ihm zum Bach zu folgen, in den
ein Tonbehälter eingelassen war. Da hinein hängte er den
Drahtkorb mit den Eiern. Zu ihrer Überraschung sah sie Dampf
aufsteigen - tatsächlich eine heiße Quelle. Ihr Begleiter nickte
ihr zu und ging weg, wahrscheinlich zur Toilette.
Mrs. Pollifax stiefelte ungeduldig neben Bach und Eiern auf
und ab und ärgerte sich über die Zeitvergeudung. Schließlich
mahnte sie sich zur Vernunft und machte sich auch auf die Suche nach einer Toilette. Als sie zurückkehrte, wartete er bereits mit den gekochten Eiern. Er führte sie zu einem schattigen Tisch, setzte sich auf eine Bank und bot ihr ein hartes
Ei an.
Lustlos rollte sie es in den Fingern. »Ich kenne nicht einmal
Ihren Namen«, sagte sie.
Er verneigte sich knapp. »Bonchoo.«
»Bonchoo was?«
»Nun ja - der Rest ist Chalermtkarana«, sagte er trocken,
»aber wir belasten uns hier nicht mit zwei Namen. Und Sie?
Haben Sie auch einen Namen?«
»Oh«, entschuldigte sie sich. »Emily Pollifax.« Durstig
streckte sie die Hand nach einer der Colaflaschen aus und nahm
einen Schluck. »Mr. Bonchoo...«
»Bonchoo

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