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und das Goldene Dreieck

und das Goldene Dreieck

Titel: und das Goldene Dreieck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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Bergpfade gewöhnt war. Sicher hielt es ihn in Form, so schwere Teakholzstämme zu flößen, wie sie sie auf dem Fluß hatte vorbeitreiben sehen, als sie auf der Hotelterrasse in Bangkok saß. Seit ihrem Erlebnis in Hongkong nenn es doch beim Namen, Emily, rügte sie sich, du wurdest gefoltert war sie nicht mehr ganz die alte. Sie hatte zwar nach wie vor ihre Jogaübungen gemacht und ihre Karateausbildung fortgesetzt, aber - das mußte sie schon zugeben - sie hatte sich von Cyrus verhätscheln lassen. Aus gerechnet jetzt, wo sie es sich am wenigsten leisten konnte, war sie alles andere als in Bestform. Die beiden jungen Naklengs, wie Bonchoo sie nannte, waren bestimmt schon auf dem Pfad hinter ihnen... Nein, diesen Gedanken verfolgte sie besser nicht. Sie sollte lieber schauen, was vor ihnen lag. Sie hob den Blick, und während er einem Pfad folgte, der steil bergauf führte, dachte sie entsetzt: Großer Gott, der ist ja wie für eine Gemse! Doch ob sie nun in Form war oder nicht, sie mußte durchhalten. Ausruhen und erholen konnte sie sich immer noch, wenn Cyrus erst gefunden war. Wenn wir ihn finden, dachte sie düster. Keine negativen Gedanken, Emily, mahnte sie sich. Sie schaute auf die Uhr. Die Zeit hatte aufgehört, für sie zu existieren, aber jedenfalls war es jetzt Viertel vor zwei, also kletterten sie schon drei Stunden auf diesen schmalen Bergpfaden herum. Mut, Emily, ermahnte sie sich. Sie holte tief Luft und machte sich daran, auch diesen Berg hochzusteigen.
Eine Stunde später, während sie hinter Bonchoo dahinstolperte, spürte Mrs. Pollifax, daß sie eine Blase an der rechten Ferse hatte und eine zweite an der Sohle des linken Fußes. Sie fragte sich, wie viele Kilometer sie schon marschiert waren, seit sie den Lastwagen zurückgelassen hatten, aber das würde auch nicht viel aussagen, da ein großer Teil davon bergauf gewesen war. Sie ärgerte sich darüber, daß sie unvermittelt an ihre ehemalige Nachbarin, Miß Hartshorne dachte, die ihre alljährlichen Besichtigungstouren von Kathedralen und Museen immer genau plante und unermüdlich alles fotografierte, damit sie später die Dias zu Hause den Nachbarn vorführen konnte. Mrs. Pollifax wischte sich den Schweiß von der Stirn und fragte sich, was Miss Hartshorne wohl dächte, wenn sie sie so sehen könnte: Auf einem Waldpfad hinkend, arg mitgenommen, völlig verschwitzt, ohne einen Tourenführer, ohne sehenswerte alte Bauwerke. Eigentlich schade, daß Miss Hartshorne nie hatte wissen dürfen, wo sie war, wenn sie irgendwo einen Auftrag von Carstairs ausführte. Ihre Freundin hatte ihr oft vorgeworfen, daß sie keine Abenteuerlust hatte, und - später -, daß sie für ihre Reisen so wenig attraktive Länder aussuchte - eine Meinung, die ihre Tochter Jane teilte. »Bulgarien!« hatte Jane sich entsetzt. »Mutter, wie kannst du nur so unmögliche Reiseziele aussuchen!«
Das würde sie bestimmt auch in diesem Fall sagen! Tatsächlich hatte nur ihr Sohn Roger je etwas merkwürdig an ihren plötzlichen Reisen gefunden. Zu Cyrus hatte er verschmitzt gesagt: »Ich kann gar nicht beschreiben, wie erleichtert ich bin, daß sie dich heiratet! Diese merkwürdigen Reisen, die sie macht! Wir bekommen nie Ansichtskarten oder Bilder davon zu sehen! Ich will gar nicht davon sprechen, daß sie aus der Schweiz mit dem Arm in der Schlinge heimgekommen ist, aus China mit einem gebrochenen Handgelenk und den unmöglichsten Ausreden!«
Die beiden Männer verstanden sich gut und duzten sich schon eine Weile. »Du willst also die Verantwortung auf mich abwälzen?« hatte Cyrus grinsend festgestellt.
»Nichts lieber!« hatte Roger ihm versichert. »Ich vermute, daß du sehr wohl weißt, was sie macht. Aber da sie es offenbar für besser hält, daß ich es nicht weiß, wollte ich ihr nicht mit Fragen lästig fallen. Von jetzt an kannst du dir Sorgen um sie machen.«
Diese Gedanken lenkten sie kaum ab, während sie hinter Bonchoo herhumpelte. Es ist alles eine Willensfrage, sagte sie sich. Sie war entschlossen, nicht zusammenzubrechen, jedenfalls nicht, bevor auch Bonchoo die Kräfte verließen. Sie machte jetzt Fingerübungen, wie sie sie für ihre Zaubertricks gelernt hatte, und bemühte sich, die Blase an ihrer Ferse zu ignorieren, die gerade aufgesprungen war, und nicht daran zu denken, daß es wahrscheinlich Blut war, das in ihren Schuh sickerte. Der Pfad war noch schmäler geworden. Sie befanden sich nun nic ht nur gut fünfzehnhundert Meter über dem Meeresspiegel,

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