und das Goldene Dreieck
dunkle Sonnenbrille.
Letzteres störte Mrs. Pollifax, denn sie verließ sich darauf, was
sie aus den Augen eines Menschen las, sie verrieten ihr die
jeweilige Reaktion, aber auch den Charakter. Sie fühlte, wie
Bonchoo neben ihr erstarrte. »Wie ein Löwe«, erinnerte sie ihn. Nachdem er Cyrus, Mrs. Pollifax und Bonchoo von fern
gemustert hatte, schritt der Offizier auf sie zu und blieb vor
Bonchoo stehen. »Sie leben also immer noch«, sagte er in
tadellosem Englisch. »Es wurde befohlen, Sie...«
»Dem Himmel sei Dank! Sie sprechen Englisch«, unterbrach
ihn Mrs. Pollifax.
»... hinzurichten«, fuhr er barsch fort, »da Sie Informationen
über uns weitergeleitet haben.«
»Ich bin kein Informant!« rief Bonchoo. »Glauben Sie, ich
wäre so weit durch den Dschungel marschiert, um
hierherzukommen, wenn ich schuldig wäre? Ich wurde nicht
entführt und hierher verschleppt wie Koon Emilys Sahmee... «Er
deutete auf Cyrus. »Ich bin gekommen, um Ihnen zu sagen, daß
ich kein Informant bin!«
Brauen hoben sich skeptisch über der dunklen Brille. Der
Offizier wandte sich an Cyrus. »Und wer sind Sie?«
»Amerikanischer Staatsbürger, in Chiang Mai entführt! Und
wer, zum Teufel, sind Sie?«
»Bitte - keine aggressiven Bemerkungen, ich bin in dieser
Beziehung sehr empfindlich.« Er verbeugte sich knapp. »Ich bin
Oberst Lu von der Schan-Befreiungsarmee.« Dann wandte er
sich wieder an Bonchoo. »Was sagen Sie?«
»Daß Jacoby Ihnen Lügen über mich erzählt hat - es muß
Jacoby gewesen sein, der Ihnen solche Lügen erzählt.« »Sie leugnen, daß Sie Informationen über unsere Lage und
unseren Nachschub verkauften?«
»Ich habe nichts dergleichen getan«, versicherte ihm
Bonchoo. »Und ich habe den weiten Weg durch die Berge auf
mich genommen, um das klarzustellen. Ich leugne nicht, daß ich
Informationen habe, aber sie sind rein politisch. Es geht um
einen Putsch - in unserem Land soll ein Staatsstreich stattfinden,
darum ging es, nur darum!«
Der Oberst hatte die Brauen gehoben. »Was sagen Sie da?« »Ein Staatsstreich - die Regierung in Bangkok soll gestürzt
werden, und wenn Jacoby Ihnen etwas anderes gesagt hat, hat er
gelogen. Oberst, ich habe eine Frau und fünf Kinder, wie kann
ich in Frieden leben, wenn Ihre Leute weiter versuchen, mich zu
töten? Ich frage Sie...«
Der Oberst tat seine letzten Worte mit einer ungeduldigen
Handbewegung ab. »Sie können das beweisen?«
Bonchoo deutete auf Cyrus. »Ich glaube, er hat die
Informationen, die ich an die Amerikaner verkaufen möchte.« Cyras blinzelte zuerst verwirrt, dann verunsichert. »Ich glaube
wirklich nicht - tut mir leid, das sagen zu müssen, aber ich habe
nicht die leiseste Ahnung, wovon er spricht.«
»Nun?« fragte der Oberst.
Verzweifelt sagte Bonchoo. »Ich würde ihn ersuchen, seine
Taschen zu leeren, bitte!«
»Also gut, leeren Sie Ihre Taschen!« forderte der Oberst
Cyrus auf.
Cyrus tat wie geheißen. Aus einer Tasche brachte er Münzen
und eine Rolle mit Baht-Scheinen zum Vorschein, aus der
anderen einen belichteten Film, einen Bleistift, einen
Kugelschreiber und einen breiten Lackarmreif.
»Da!« rief Bonchoo. »Der Phyot-Armreif , sehen Sie? Das ist
es! Das ist es!«
»Das?« Der Oberst hob skeptisch die Brauen.
»Gestatten Sie, daß ich es Ihnen zeige!« Bonchoo griff nach
dem Armreif, die andere Hand tastete nach seiner Tasche.
Abrupt zog er sie zurück. »Dürfte ich bitte ein Messer haben?« Mrs. Pollifax atmete erleichtert auf. Fast hätte er sein SchanMesser gezogen, was zumindest unklug gewesen wäre. Der
Oberst sagte etwas zu seinen Männern. Gewehre wurden
gehoben, ein Messer angeboten und die Gewehre, mit den
Läufen auf die drei, wieder gesenkt. Bonchoo schnitt Lack und
Garnumwicklung auf, brachte das zusammengerollte Papier zum
Vorschein und öffnete es. Cyrus starrte verblüfft darauf.
»Großer Gott! Dahinter waren sie her? Ich hielt es für ein
Mitbringsel, das Emily gekauft hat!«
Bonchoo hielt den Brief hoch. »Es ist in Vietnamesisch,
Oberst, ein Thai-General namens Lueng hat ihn geschrieben,
und wie ich schon sagte, es geht um einen Staatsstreich.« »Geben Sie her! Ich kann ein wenig Vietnamesisch«, sagte
der Oberst kalt. Er nahm die dunkle Brille ab, steckte sie in eine
Tasche seines Uniformhemds und holte eine Lesebrille heraus.
Er überflog den Brief. »Aber - es geht um einen Putsch!« »Ja, ja!« rief Bonchoo eifrig.
Der Oberst las das Schreiben bedächtiger und lächelte. »Mit
welchem Takt - und ja, so charmant ätzend
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