und das Hexenhandy
Jungs, die gestern Abend Jeremys Ranzen gefunden haben«, klärte Mrs Scott ihre Tochter auf.
Hannah verschränkte demonstrativ die Arme. »Den haben uns die Polizisten doch schon heute Morgen gebracht. Seid ihr nun hier aufgekreuzt, um ‘ne Belohnung abzukassieren?«
»Reiß dich zusammen!«, wies Mrs Scott ihre Tochter in unerwartet strengem Tonfall zurecht. »Entschuldigt, Jungs, aber unsere Nerven sind aufs Äußerste gespannt! Ein Verrückter hat meinen Jüngsten letzte Nacht entführt, in einen Käfig eingesperrt und im Wald ausgesetzt! Zum Glück haben ihn heute Morgen zwei Spaziergänger entdeckt. Der Käfig ließ sich von außen öffnen, sodass sie Jeremy gleich befreien konnten. Die beiden fuhren ihn im Auto zum nächsten Polizeirevier, weil er nicht in der Lage war, ihnen seine Adresse zu nennen. Körperlich ist ihm offenbar nichts zugestoßen, aber er steht noch unter Schock.« Sie schluckte. »Ich war mit Jeremy bereits im Krankenhaus. Der Arzt empfahl mir, ihn zur Beobachtung dazulassen. Doch auf diesen Vorschlag bin ich nicht eingegangen. Hier in der vertrauten Umgebung hat er es besser und ich bin rund um die Uhr bei ihm.«
»Oder Oma«, warf Hannah ein. Sie setzte sich im Schneidersitz auf den Teppich.
»Richtig.« Mrs Scott nickte. »Momentan hält meine Mutter bei ihm Wache.«
»Und er hat bisher wirklich nichts berichten können?«, erkundigte sich der Erste Detektiv scheinbar beiläufig.
Mrs Scott schüttelte den Kopf. »Die Polizei steht vor einem Rätsel. Und nicht nur vor einem.«
»Wie meinen Sie das?«, wollte Peter wissen. Seine Hände fühlten sich feucht an.
Jeremys Mutter senkte die Stimme. »Nachdem die beiden Spaziergänger Jeremy bei der Polizei abgeliefert und ihre Aussage zu Protokoll gegeben hatten, machten sich sofort mehrere Streifenwagen auf, den leeren Käfig im Wald sicherzustellen. Aber er war nicht mehr da! Die zwei Zeugen, die die Polizisten begleitet hatten, um ihnen den genauen Standort zu zeigen, schworen jedoch einen Eid, dass es exakt die Stelle war, an der sie meinen Sohn aus diesem Gefängnis befreit hatten. Doch seltsamerweise waren nicht die geringsten Spuren vorzufinden! Keine Abdrücke eines Käfigs und auch keine Schuh- oder Reifenspuren. Nichts! Es ist doch wie verhext!«
Justus zupfte an seiner Unterlippe. »Wenn es wirklich die Stelle war, scheint jemand saubere Arbeit bei der Spurenbeseitigung geleistet zu haben. Wahrscheinlich die Tat eines Verrückten. Wobei man nie außer Acht lassen darf, dass Genie und Wahnsinn häufig miteinander verknüpft sind. Es wäre sehr aufschlussreich zu erfahren, was Jeremy berichten kann, sobald er seinen Schock überwunden hat.«
»Das kann ein langwieriger Prozess werden, da wir bisher nicht den geringsten Anhaltspunkt haben, was Jeremy, neben der Gefangenschaft im Käfig, noch erlebt hat.« Mrs Scott wandte sich an ihre Tochter, die das Gespräch mit Interesse mitverfolgte. »Hannah, sei doch bitte so lieb und setze in der Küche Teewasser auf. Ich habe den ganzen Tag lang noch nichts getrunken und langsam das Gefühl, von innen auszutrocknen.«
Ohne zu murren, verließ Hannah das Wohnzimmer. Ihre Mutter begab sich in der Zwischenzeit zum Wandschrank und entnahm daraus sechs Teetassen verschiedener Herkunft und unterschiedlichen Dekors. Auch die Untertassen waren bunt gemischt.
»Den Tee trinken wir noch gemeinsam.« Mrs Scott rang sich vor den drei Detektiven ein Lächeln ab. »Aber anschließend setze ich euch vor die Tür. Nach all den Strapazen muss ich mich dringend eine Stunde aufs Ohr legen.«
»Ist doch selbstverständlich«, lenkte Bob ein. »Dann dürfen wir wohl jetzt zum eigentlichen Grund unseres Besuches kommen.«
Auf dieses Stichwort hin zog Justus das Hexenhandy aus seiner Tasche und reichte es Mrs Scott.
»Dieses Mobiltelefon gehört Ihrem Sohn. In all der Aufregung haben Peter und Bob gestern verschwitzt, es den Polizisten auszuhändigen.«
In diesem Moment erschien im Türrahmen ein kleiner Junge im Schlafanzug. Seine Haare standen wirr zu Berge und die Augen waren vor Müdigkeit gerötet.
»Jeremy!« Wie vom Blitz getroffen fuhr Mrs Scott herum. Dabei glitt ihr das Handy aus der Hand und landete auf dem Teppich. Aufgeregt eilte sie ihrem Sprössling entgegen. »Es ist ja alles in Ordnung, Mummy ist bei dir!«
Doch Jeremy schien sich nicht im Geringsten für seine Mutter zu interessieren. Wortlos, als wäre sie gar nicht anwesend, huschte er mit schnellen Schritten an ihr vorbei und
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