und das Hexenhandy
kroch auf allen vieren unter den Tisch.
»Mein Hexenhandy!« Seine Stimme überschlug sich beinahe. »Endlich habe ich es wieder!«
Märchen oder Realität?
»Großer Gott!« Mrs Scott kniete sich zu Jeremy auf den Boden und drückte ihn so innig an ihre Brust, als wollte sie ihn nie mehr loslassen. Nachdem sie ihn etliche Male geküsst hatte, strich sie ihm liebevoll über das Haar. »Oh, Jeremy! Du glaubst ja gar nicht, wie viel Angst wir alle um dich hatten!«
»Was ist denn jetzt los?« Überrascht betrat Hannah die Wohnstube. »Du bist ja wieder wach, Jeremy!« Ihrem Tonfall war nicht klar zu entnehmen, ob sie erfreut oder gehässig war. »Und was ist mit Oma? Sie sollte doch an deinem Bett Wache halten!«
»Oma schläft im Sessel«, antwortete Jeremy knapp. »Ich bin aufgewacht und wollte nicht allein sein.« Während er sprach, hielt er das Hexenhandy fest umklammert. »Sie hat es mir weggenommen und wollte mich auffressen! Sie war echt, Mummy! Sie war wirklich echt!«
Mrs Scott verspürte ein mulmiges Gefühl. Mit aller Kraft zwang sie sich, ruhig zu bleiben. »Wer wollte dich auffressen, Liebling? Wer? Du kannst mir alles erzählen.«
Jeremy deutete auf ein Bild an der Wand: eine Filzstiftzeichnung hinter Glas, die er offenbar selbst angefertigt hatte. Auf ihr war deutlich eine Hexe zu erkennen, die sich, auf einem Besen reitend, über ein großes Feuer hinweg in die Lüfte erhob. »So hat sie ausgesehen, Mummy! Aber ihr Gesicht war nicht rot, sondern grün! Die Zähne waren verfault und das Kinn so spitz wie eine Eistüte.«
Nun konnte Justus nicht länger an sich halten. »Wo bist du ihr denn begegnet?«, fragte er vorsichtig.
Erst jetzt nahm Jeremy von den drei Detektiven Notiz. Verunsichert suchte er die Nähe seiner Mutter.
»Das sind Justus, Bob und Peter«, klärte Mrs Scott ihren Sohn auf. »Sie haben dein Hexenhandy gefunden und es uns zurückgegeben.«
»Wie war das nun?«, wollte Peter wissen. »Wo hast du denn die Hexe gesehen?«
»Ich kam vom Schwimmen und wollte eigentlich mit meinen Freunden im Bus nach Hause fahren, aber dann habe ich es mir anders überlegt und bin in den Wald gegangen.«
Mrs Scott setzte eine strenge Miene auf. »Das habe ich dir doch strengstens verboten!«
Jeremy schaute verschämt zu Boden. »Ich wollte mir doch nur meinen Preis abholen …«
»Was denn für einen Preis?«, kam Bob Mrs Scott zuvor.
»Eine Freisprecheinrichtung mit integriertem Hexen-Alarm in limitierter Auflage«, verkündete Jeremy stolz. »Und da ich der tausendste Besitzer des Hexenhandys bin, sollte ich den Überraschungs-Extrapreis im Wald überreicht bekommen.«
Justus stutzte. »Wer hat dir das erzählt?«
»Niemand.« Jeremy hielt das Handy in die Höhe. »Jemand hat mir die Nachricht per SMS geschickt. Das bedeutet ›Short Message Service‹.«
»Ist schon klar«, gab der Erste Detektiv zu verstehen »Kurznachrichtendienst. Ich persönlich kann einem Handy zwar nicht viel abgewinnen, aber das Prinzip des Versendens von Textmitteilungen ist mir geläufig. Diese besagte SMS , Jeremy, die dich aufgefordert hat, dich in der Recreation Area einzufinden, um dort den Preis entgegenzunehmen, ist die zufällig noch in deinem Hexen-Telefon gespeichert?«
»Muss ich mal nachschauen.« Jeremys Finger drückten einige Tasten. »Komisch … von wem ist die denn? ›Sechshundertsechsundsechzig‹. Auch ohne Absender, genau wie die andere!«
»Die SMS , die dich aufforderte, deine Freisprecheinrichtung abzuholen, hatte auch keinen Absender?«, vergewisserte sich Bob. Jeremy antwortete mit einem Nicken, wie hypnotisiert starrte er dabei auf das Display. »Das verstehe ich nicht. Die SMS ist nicht mehr da. Jemand hat sie gelöscht!«
Mrs Scott wurde zunehmend von Unruhe gepackt. »Dieses verflixte Handy und diese SMS -Geschichten sind für mich nicht von besonderer Bedeutung. Was ist geschehen, nachdem du den Wald betreten hast, Jeremy?«
»Tisch uns aber nicht wieder eines deiner vielen Märchen auf!«, ermahnte Hannah ihren kleinen Bruder mit Nachdruck.
Zur Verwunderung der drei ??? ignorierte Jeremy die Bemerkung. Stattdessen fixierte er sein selbst gezeichnetes Hexenbild an der Wand, als ginge davon die Kraft aus, seine Erlebnisse erneut vor seinem geistigen Auge entstehen zu lassen.
»Sie … sie war plötzlich da«, begann er zögernd. »Obwohl es im Wald noch nicht dunkel war. Ich habe nämlich mal gelesen, dass man Hexen nur in der Nacht begegnet. Um mich herum waren nur Bäume.
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