und das Hexenhandy
scheinbar geistig verwirrten Entführers«, tönte es dumpf aus dem Fernseher. »Mittlerweile werden noch drei weitere Kinder vermisst: der elfjährige Peter Crowning aus Anaheim, der neunjährige Alan Baker aus Santa Barbara sowie die zehnjährige Grace Moreland aus Venice.«
Auf dem Bildschirm wurden die Fotos der drei vermissten Kinder eingeblendet.
»Die Polizei geht davon aus, dass alle vier Entführungen von ein und derselben Person ausgeführt wurden«, fuhr der Nachrichtensprecher fort, »da jeweils ein Handy aufgefunden wurde, das sich vorher im Besitz der verschwundenen Kinder befand. Eigenartigerweise handelt es sich bei diesen Mobiltelefonen immer um das gleiche Modell: das phosphoreszierende Hexenhandy von ›Vanity Phone World‹. Dieses Handy, mit dem man laut Werbung Kontakt zum Jenseits aufnehmen kann, ist erst seit zwei Wochen auf dem Markt und findet gerade bei jugendlichen Käufern einen reißenden Absatz. Besteht zwischen den Entführungen und den Hexenhandys denn ein Zusammenhang? Unsere Reporterin Jenny Collins ist dieser Frage nachgegangen und auf eine äußerst interessante Spur gestoßen.«
Bob musste zweimal hinschauen. Auf dem Bildschirm erkannte er die Reporterin, die am Nachmittag zusammen mit dem Kameramann vor dem Haus der Scotts recherchiert hatte. Aufgeregt stand sie vor der Gartenpforte und wies, das Mikrofon fest umklammert, hinter sich auf die Haustür.
»Wir befinden uns hier in Topanga Beach. Wie wir soeben aus zuverlässigen Kreisen erfahren haben«, dabei warf sie ihre blonden Haare in den Nacken, »wurde der neunjährige Jeremy Scott Opfer einer äußerst verabscheuungswürdigen Entführung. Dem als besonders sensibel geltenden Grundschüler wurde vergangene Nacht in der Recreation Area in Santa Monica von einem bislang unbekannten Täter aufgelauert, der ihn in den Wäldern festhielt. Heute Morgen wurde er dort von zwei Spaziergängern aufgefunden. Leider standen uns Jeremy und seine Mutter zu keinem Gespräch zur Verfügung.«
In rascher Bildfolge wurde eingeblendet, wie Mrs Scott und ihr Sohn direkt vor dem Gartentor parkten, ausstiegen und kommentarlos im Haus verschwanden.
»Dennoch ist es ›Network-TV‹ gelungen«, wandte sich Jenny Collins wieder an die Fernsehzuschauer, »eine Verbindung zwischen dieser Entführung und dem mysteriösen Verschwinden der drei anderen Kinder herzustellen. Kooperativer zeigte sich nämlich Jeremys Großmutter, die vor seinem Eintreffen zu einem kurzen Interview bereit war!«
Die Kamera richtete sich auf die alte Mrs Scott. Es war ihr deutlich anzusehen, dass sie dieses Interview nur widerwillig gab. Offenbar hatte die Reporterin alle Überredungstricks angewandt.
»Genaues kann ich Ihnen auch nicht sagen«, wand sich Jeremys Großmutter verunsichert. »Die Polizei sagte meiner Tochter am Telefon nur, dass jemand Jeremy in einen Käfig gesperrt und im Wald ausgesetzt hätte.« Sie kämpfte mit den Tränen. »Oh, das ist furchtbar! Dabei hatten wir doch meinem Enkel vorsorglich ein Handy zum Geburtstag geschenkt, damit er jederzeit um Hilfe rufen könnte, falls er in Schwierigkeiten geraten würde.«
Jenny Collins spitzte die Ohren. »Was war das für ein Handy?«
»Irgend so ein modernes Gerät, das im Dunkeln leuchtet und statt eines Klingeltons ein schreckliches Kichern von sich gibt.« Mrs Scott zog ein Taschentuch aus ihrem Kittel und schnäuzte sich die Nase.
Nun erschien auf dem Bildschirm Jenny Collins Gesicht in Großaufnahme. »Hiermit, verehrte Zuschauer, liegt der Verdacht nahe, dass Jeremy Scott das erste Opfer der Entführungsreihe ist, die ganz Amerika seit heute in Atem hält und in der die Hexenhandys des Unternehmens ›Vanity Phone World‹ eine unübersehbare und noch nicht geklärte Rolle spielen. Die Pressestelle der besagten Telefongesellschaft hat zu den Vorkommnissen bis zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Stellung bezogen, aber angesichts dieser negativen Publicity und des wachsenden Drucks der Medien ist wohl in Kürze mit einer Erklärung zu rechnen.«
»So viel zu den aktuellen Kindesentführungen«, fuhr der Nachrichtensprecher mit seinem Programm fort. »Wir kommen zum Wetter.«
»Das ist ein Hammer!« Bob saß senkrecht auf dem Bett. Justus und Peter mussten unbedingt verständigt werden. Da klopfte es an der Tür und seine Mutter streckte den Kopf ins Zimmer.
»Telefon für dich!«, rief sie. »Justus ist dran.«
Das ist Gedankenübertragung!, schoss es Bob durch den Kopf. In
Weitere Kostenlose Bücher