Und das Leben geht doch weiter
welche die beiden schon von weitem hatten kommen sehen. Besonders Padenberg spürte, welche Neugierde, die ihm zuwider war, ihnen entgegenschlug. Carola schnallte an der Treppe die Schier ab. Detlev zögerte.
»Wollen wir uns nicht lieber gleich hier voneinander verabschieden?« fragte er Carola mit unterdrückter Stimme.
»Wieso?« antwortete sie überrascht.
»Ich möchte mit denen kein Wort sprechen, ich hasse das.«
»Mußt du doch nicht. Wir gehen an ihnen vorbei.«
»Sie werden uns folgen.«
»Nicht bis auf mein Zimmer.«
»Auf dein Zimmer? Du denkst doch nicht, daß ich mit auf dein Zimmer komme?«
»Selbstverständlich. Warum nicht?«
»Nein, was hast du für Vorstellungen?«
»Ich habe sogar die Vorstellung, daß du ein Bad bei mir nimmst. Anschließend wird gefrühstückt.«
»Ein Bad bei dir? Ausgeschlossen! Du bist verrückt!«
Leise schüttelte Carola den Kopf, um nicht aufzufallen.
»Detlev«, sagte sie, »komm, laß dich fragen, was für Vorstellungen du hast. Aus dem vorigen Jahrhundert, wie? Stoß mir doch nicht immer die Nase auf den Altersunterschied zwischen uns beiden.«
»Und die Leute?« fragte er noch einmal schwach.
»Die sind mir doch völlig egal, Detlev. Ich hoffe, dir auch. Komm.«
Auf Carolas Zimmer blieben sie aber nicht lange ungestört. Es klopfte an die Tür.
»Herein!«
Alois Trenker erschien. Er hatte schon gebadet und sich umgezogen. Zum Schlafen war er allerdings noch nicht gekommen. Bei sich trug er die Schiklamotten, die er sich ausgeliehen hatte.
Er grüßte und setzte hinzu: »Mein Name ist Trenker.«
»Das wissen wir bereits«, antwortete Carola mit freundlicher Miene, obwohl ihr die Störung durchaus nicht behagte. Sie mußte aber nicht mehr darauf hingewiesen werden, wie Trenkers Leistung für sie einzuschätzen war.
»Es hätte ja sein können«, meinte der Südtiroler, »daß Sie den Namen nicht richtig verstanden haben oder daß er Ihnen inzwischen entfalten ist.«
»Nein, nein.« Sie wies auf Detlev, der am Fensterbrett lehnte. »Herrn Padenberg kennen Sie ja schon. Und ich bin Carola Burghardt.«
»Ich weiß«, erwiderte Trenker nickend.
»Was führt Sie zu mir – zu uns?« korrigierte sie sich, und das war etwas sehr Bezeichnendes.
Alois Trenker empfand seine Mission als sehr unangenehm, deshalb dauerte es eine Weile, bis er zum Kern der Sache kam. Er blickte sich im Zimmer nach einem Platz um, wo er die Klamotten, die er bei sich hatte, ablegen konnte. Dabei sagte er: »Ich bringe Ihnen die Sachen von Herrn Kosten.«
»Mir?« fragte Carola erstaunt.
»Ja. Er hat zwar gesagt, ich könnte sie behalten, aber das möchte ich nicht. Ich habe zu Hause eine komplette Ausrüstung, wissen Sie. In ein paar Tagen reut ihn das vielleicht, wozu er sich im ersten Moment hinreißen ließ.«
»In welchem ersten Moment?«
»Als ich ins Hotel zurückkam und er mit mir sprach.«
In Carolas Gesicht leuchtete es verständnisvoll auf.
»Ach so, jetzt verstehe ich. Er war sicher begeistert von Ihrer Tat und wollte sich auf diese Weise spontan erkenntlich zeigen. Eine nette Geste von ihm. Daß es bei Ihnen am entsprechenden Bedarf fehlen könnte, hat er sicher nicht bedacht. Hat Sie das Angebot etwa verletzt?«
»Fräulein Burghardt, Sie sehen das falsch.«
»Falsch kann nur sein, daß Sie mit den Sachen zu mir kommen. Geben Sie sie doch ihm selbst zurück.«
Carola bemühte sich immer noch um Freundlichkeit, obwohl ihr das langsam schwerfiel.
»Ich kann sie ihm nicht zurückgeben, Fräulein Burghardt.«
»Legen Sie sie ihm vor die Tür, wenn er die Annahme verweigert.«
»Vor welche Tür?«
Endlich war der Südtiroler zur Sache vorgedrungen.
»Vor seine Zimmertür, Herr Trenker.«
»Hier im Hotel?«
»Natürlich, wo denn sonst?«
»Das geht nicht mehr.«
Die stille Gestalt am Fenster regte sich. Padenberg mischte sich ins Gespräch ein, indem erfragte: »Wollen Sie sagen, daß ein solches Zimmer nicht mehr existiert?«
»Ganz recht«, antwortete Trenker.
»Dann muß es der Herr aufgegeben haben?«
»Ganz recht.«
»Weil er abgereist ist?«
»Ganz recht.«
»Abgereist? Ist der verrückt?« rief Carola.
»Ganz recht«, bekundete Trenker zum viertenmal hintereinander.
»Aber warum?« rief Carola noch lauter.
»Können Sie sich das nicht denken?«
»Nein.«
»Er hat mich gebeten, Ihnen den Grund seiner Abreise zu sagen, aber ist das wirklich noch notwendig?«
»Sicher.«
»Nein«, mischte sich Padenberg wieder ein, »das ist nicht mehr
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