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Und das Leben geht doch weiter

Und das Leben geht doch weiter

Titel: Und das Leben geht doch weiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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doch«, unterbrach sich der Reeder, der an seine Tochter dachte. »Wenigstens ungefähr: nicht älter als dreißig.«
    Der Beamtenanwärter verschwand und kehrte nach drei Minuten achselzuckend zurück.
    »Tut mir leid, keiner vorhanden.«
    »Das gibt's nicht!«
    »Sie können sich auf unseren Computer verlassen.«
    »Dann gehen Sie mal bis fünfunddreißig.«
    Wieder dauerte es nur drei Minuten, und Paul Burghardt sah sich mit dem gleichen Ergebnis konfrontiert. Der Computer hatte keinen einzigen Detlev Soundso ausgeworfen.
    Paul Burghardt knirschte mit den Zähnen, nickte aber, als ihn der Beamtenanwärter fragte: »Soll ich bis vierzig gehen?«
    Nunmehr wurde sogar ein neuer Rekord aufgestellt. Bereits nach zweieinhalb Minuten lag das Ergebnis vor. Wieder negativ.
    Nur der Furcht des Beamtenanwärters, den Hundertmarkschein wieder herausrücken zu müssen, war es zu verdanken, daß ein letzter Vorschlag seinerseits erfolgte.
    »Wie wär's mit fünfzig?«
    In schonungsloser Selbstverhöhnung erwiderte Burghardt: »Warum nicht gleich mit hundert?«
    Dies faßte der Beamtenanwärter als Zustimmung auf und verschwand zum viertenmal. Glücklicherweise tat er dies, muß man sagen, denn als er wieder kehrte, kündete schon von weitem sein strahlender Gesichtsausdruck, daß sich das Blatt gewendet hatte.
    »Wir haben ihn«, sagte er freudestrahlend und überreichte dem Reeder einen schmalen Papierstreifen mit Detlev Padenbergs Namen und Adresse: »Um ein Haar hätte ich ihn beim drittenmal schon kriegen müssen.«
    »Wieso?«
    »Weil er knapp über vierzig ist.«
    »Knapp über vierzig«, wiederholte Paul Burghardt mit steinerner Miene. »Sehr schön. Ein Grund, dankbar zu sein. Ich weiß auch nicht, wie ich auf dreißig kam.«
    Er blickte auf den Papierstreifen und las laut vor: »Harvestehuder Weg.«
    »Wo ist der?« fragte Herr Burghardt den Beamtenanwärter.
    Dieser erklärte es ihm, so gut es ohne Stadtplan ging. An sich wäre das aber gar nicht notwendig gewesen, denn Burghardt war ja mit dem Taxi gekommen, hatte es warten lassen und bestieg es jetzt wieder. Der Chauffeur kannte natürlich den Harvestehuder Weg am Stadtrand.
    Es war neun Uhr früh, als Paul Burghardt vor der Villa, die Detlev Padenberg gehörte, aus dem Taxi stieg. Eine unmögliche Besuchszeit. Paul Burghardt befand sich aber in einer Stimmung, die ihn auf Fragen der Etikette pfeifen ließ.
    Er läutete am Gittertor an der Straße. Die Villa lag etwa vierzig Meter entfernt in einem Garten. Grundstück und Gebäude verrieten, daß der Besitzer nicht von der Wohlfahrt lebte. Burghardts heftige Abneigung gegenüber Padenberg erfuhr eine leichte Abmilderung. Doch davon konnte dann sehr rasch wieder nicht mehr die Rede sein.
    Der elektrische Türöffner summte, der Weg durch den Garten zum Hauseingang lag frei vor Burghardt. Erwartet wurde er von einem Mädchen in weißer Schürze und mit einem Häubchen im Haar. Ein dienstbarer Geist also. Noch einmal ein Pluspunkt für Padenberg – der letzte.
    »Sie wünschen?« fragte das Mädchen.
    »Ich möchte zu Herrn Padenberg«, antwortete Burghardt.
    »Herr Padenberg ist nicht da, ich kann Sie höchstens der gnädigen Frau melden, weiß aber nicht, ob sie Sie um diese Zeit schon empfängt.«
    Das war ein Hammerschlag für Burghardt. Wem kann die mich melden? wiederholte er im Geiste. Der gnädigen Frau?
    Im nächsten Augenblick beruhigte er sich wieder etwas. Da konnte doch nur ein Mißverständnis vorliegen.
    »Fräulein«, sagte er, »ich möchte nicht Herrn Padenberg senior sprechen, sondern den Sohn der alten Herrschaften.«
    Das Mädchen mußte lachen.
    »Hier gibt's keinen Sohn.«
    Paul Burghardt erstarrte. Also doch kein Mißverständnis.
    »Dann melden Sie mich der gnädigen Frau«, preßte er zwischen den Zähnen hervor. »Hier ist meine Karte.«
    Das Mädchen führte ihn in einen geschmackvoll eingerichteten Raum und verschwand. Burghardt hätte sich setzen können, tat dies aber nicht, sondern blieb mit äußerst angespannter Miene stehen, die Hände auf dem Rücken verschränkt.
    Eine Viertelstunde verging, dann betrat eine große, schlanke, schwarzhaarige Dame den Raum und blickte den frühen Besucher mit leiser Mißbilligung an. Der Reeder sah sich einer exotischen Schönheit gegenüber. Verblüfft und im ersten Moment sprachlos, verbeugte er sich und trat dann näher. Sie hielt seine Visitenkarte in der Hand.
    »Herr Burghardt«, sagte sie, einen Blick auf die Karte werfend, »ich mußte Sie

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