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Und das Leben geht doch weiter

Und das Leben geht doch weiter

Titel: Und das Leben geht doch weiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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etwas warten lassen …«
    Verstummend bat sie ihn mit einer Geste, Platz zu nehmen.
    »Gnädige Frau«, erwiderte er, »verzeihen Sie meinen Überfall um diese unmögliche Zeit, aber ich sah mich nicht in der Lage, ihn auch nur um eine Stunde aufzuschieben. Vielleicht verstehen Sie mich, wenn Sie mich angehört haben. Darf ich Ihnen drei Fragen stellen?«
    Langsam nickte sie.
    »Ist Herr Detlev Padenberg«, begann er, »ihr Mann?«
    »Sind Sie von der Polizei?« antwortete sie ironisch. »Auf Ihrer Karte steht etwas ganz anderes: Reeder.«
    »Ist er Ihr Mann?« wiederholte Burghardt stur, auf ihren ›Scherz‹ nicht eingehend.
    »Ja.«
    »War er im vergangenen Winter am Eibsee in Urlaub?«
    »Ja.«
    »Mit Ihnen oder ohne Sie?«
    »Ohne mich.«
    »Das genügt, jetzt habe ich Gewißheit.«
    Frau Padenberg schwankte zwischen Verwunderung und Unmut.
    »Was genügt?« antwortete sie. »Welche Gewißheit haben Sie? Was sind das für Fragen?«
    »Ihr Mann ist nicht da?«
    »Nein.«
    »Dann muß ich annehmen, daß er sich mit meiner Tochter herumtreibt.«
    »Wie … wie bitte?«
    »Gnädige Frau, ich bin keine Katze, die um den heißen Brei herumschleicht, verzeihen Sie meine Offenheit.«
    Yvonne Padenberg schien nur einen Moment die Fassung verloren zu haben. Sie war eine Dame und hatte sich wieder völlig in der Hand.
    »Was berechtigt Sie zu der von Ihnen geäußerten Annahme?« fragte sie kühl.
    Paul Burghardt rang kurz mit sich selbst, dann erwiderte er: »Dies hier«, wobei er Carolas Abschiedsbrief aus der Tasche zog und ihn Frau Padenberg überreichte.
    Yvonne Padenbergs größter Wunsch in ihrer Ehe war es immer gewesen, ein eigenes Kind zu haben, egal, ob eine Tochter oder einen Sohn. Er war nicht in Erfüllung gegangen, und es bestand auch keine Aussicht, daß sich dies in Zukunft ändern würde. Sie hatte daher keine Mühe, als sie den Brief las, die Aufregung des Vaters der ›abtrünnigen‹ Tochter zu verstehen. Man gab nicht so leicht das eigene Kind hin, noch dazu unter solchen Umständen, also an einen Mann, der nicht einmal frei war.
    »Lassen Sie uns beide in Ruhe darüber reden«, sagte sie, den Brief an Burghardt zurückgebend. »Und betrachten Sie mich dabei, das liegt in der Natur der Sache, als Ihre Bundesgenossin.«
    »Leben Sie denn in Scheidung?« fragte Burghardt.
    »Nein, und ich habe dies auch in Zukunft nicht vor.«
    »Wissen Sie, wie alt meine Tochter ist?«
    »Nein.«
    »Neunzehn. Und Ihr Mann?«
    »Er wird einundvierzig.«
    »Er könnte also ihr Vater sein. Das hätte ihn doch davon abhalten müssen …«
    »Na, na«, unterbrach ihn Yvonne Padenberg bitter lächelnd, »wie vielen Männern könnte man das heutzutage sagen? Und es sieht so aus, als ob es immer noch mehr würden.«
    »Ich verstehe einfach die jungen Mädchen nicht.«
    Du verstehst deine Tochter nicht, willst du sagen, dachte Yvonne Padenberg. Aber würdest du auch eine andere nicht verstehen, wenn sie sich dir an den Hals werfen würde?
    »Der Brief allein enthält keine präzisen Angaben«, sagte sie, »die auf meinen Mann hindeuten.«
    »Er war doch am Eibsee?«
    »Ja.«
    »Unsere Tochter ebenfalls. Dort hat er ihr das Leben gerettet. Und daraus entwickelte sich alles Weitere.«
    Yvonne Padenberg hatte kurz lächeln müssen.
    »Richtig, von dieser Geschichte hat er einmal erzählt. Lebensrettung nannte er das allerdings nicht. So dramatisch drückte er sich nicht aus.«
    »Näheres weiß ich auch nicht. Aber sei's, wie's will, er kann von mir nicht erwarten, daß ich ihm dankbar bin«, erklärte Paul Burghardt, der sich seines alten Zornes entsann. »Ich will ihm meine Tochter entreißen. Deshalb frage ich Sie: Wo könnte er sein?«
    »Herr Burghardt«, entgegnete Yvonne Padenberg ruhig, »ich weiß nicht nur, wo er sein könnte, sondern, wo er ist …«
    Er wollte sie unterbrechen.
    »… aber das sage ich Ihnen nicht«, ließ sie ihn nicht zu Wort kommen.
    »Warum nicht?«
    »Weil Sie in einer Verfassung sind, die mich Befürchtungen hinsichtlich des Wohles meines Mannes hegen läßt. Ich liebe ihn nämlich sehr.«
    »Immer noch?«
    »Immer noch, ja. Ich unterschätze das, was sich da möglicherweise am Eibsee zwischen ihm und Ihrer Tochter entwickelt hat, durchaus nicht. Ich will aber auch nicht glauben, daß daran meine Ehe zugrunde gehen könnte oder sollte. Er kam aus dem Urlaub zu mir zurück und war wie immer. Spricht das allein nicht eine deutliche Sprache? Ich hoffe, mich da keinem Trugschluß hinzugeben. Ich

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