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Und das Leben geht doch weiter

Und das Leben geht doch weiter

Titel: Und das Leben geht doch weiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einem Rätsel.«
    »Gibt's bei euch junge Chaoten, die sich gegen eure Tätigkeit wenden?«
    »Doch nicht gegen die Arbeit am Deich.«
    »Dann müssen Sie die Täterin in Ihrem persönlichen Bereich suchen.«
    In meinem persönlichen Bereich? Das ging Detlev nicht mehr aus dem Kopf.
    Was mache ich jetzt mit dem verpfuschten Tag, fragte er sich, nachdem er das Postamt verlassen hatte. Er fühlte sich ausgelaugt – verständlich nach dieser Nacht – und verwirrt.
    Dumme Frage, gab er sich selbst die Antwort, ich muß zurück nach Süderhöft.
    Zuerst frühstückte er aber noch in Jeverstedt, da er schon mit knurrendem Magen hierhergekommen war. Wegen des überstürzten Aufbruchs in Süderhöft hatte er nicht einmal mehr einen Schluck Tee trinken können.
    In meinem persönlichen Bereich? Das ging ihm, wie gesagt, nicht mehr aus dem Kopf.

12
    Es war an diesem Vormittag gegen zehn Uhr, als Carola Burghardt aufwachte, weil sie hörte, daß jemand Detlevs Hütte, in der sie auf dem Feldbett lag, betrat. Da sie nicht wußte, wie sie sich verhalten sollte, blieb sie mucksmäuschenstill. Das rettete sie aber nicht davor, daß die Person, die in die Kate eingedrungen war, bald vor dem Feldbett stand, sie überrascht musterte und dann spöttisch sagte: »Guten Morgen! Ich hatte nicht damit gerechnet, hier jemanden vorzufinden, der noch schläft.«
    Es war eine Dame, ja, unverkennbar nicht irgendeine weibliche Person, sondern eine Dame. Das sah Carola sofort. Für so etwas hatte sie ja, aufgrund ihrer eigenen Herkunft, einen Blick.
    Und diese Dame bemerkte umgekehrt ebenso rasch, daß sie nicht irgendein hergelaufenes junges Ding vor sich hatte, wenn auch der Rahmen, von dem die Betreffende umgeben war, nicht gerade überzeugend wirkte. Das Bett war ein Feldbett. Sachen lagen verstreut herum, darunter weibliche Intimwäsche, der wieder eine ganz bestimmte Aussagekraft innewohnte, wie damals Carolas Schlüpfer in der Schutzhütte am Fuß der Zugspitze. Nur ein Mann, der seinerzeit noch das Bild vervollständigt hatte, fehlte hier.
    »An sich«, sagte die Dame, »überrascht mich Ihre Anwesenheit nicht. Ich hatte freilich nicht damit gerechnet, daß der Tag für Sie so spät anfängt.«
    »Wer sind Sie?« fragte Carola.
    »Dazu kommen wir später. Zuerst möchte ich Ihnen Gelegenheit geben, sich in eine Verfassung zu bringen, die einem Gespräch zwischen uns beiden angepaßt ist«, erwiderte die Dame und verließ den Raum. Dadurch war klar, was sie meinte. Carola sollte aufstehen, sich anziehen und überhaupt ihr Äußeres, soweit das hier möglich war, salonfähig machen.
    Dem stellten sich aber beträchtliche Schwierigkeiten entgegen. Carola hatte ja nicht gewußt, daß sie die ganze Nacht hier verbringen würde, daher lagen ihre ganzen Kosmetikartikel, jene Hilfsmittel, deren auch sie sich trotz ihrer Jugend zu bedienen wußte, im Häuschen der Witwe Fringold. Hier bei Detlev gab's praktisch nur ein Stück Seife und einen Kamm, worauf sie zurückgreifen konnte. Ihr Selbstbewußtsein hielt sich also erklärlicherweise in Grenzen, als sie der ihr unbekannten Dame, von der sie im Wohnraum erwartet wurde, gegenübertrat. Trotzdem hatte sie, was ihr Aussehen anbelangte, ein kleines Wunder vollbracht. Wie Mädchen das auch unter eingeschränktesten Verhältnissen immer wieder bewerkstelligen, ist ein immer wieder zu beobachtendes Rätsel. Sogar die unbekannte Dame, die sich schließlich in weiblichen Fähigkeiten auskennen mußte, konnte Carola ihren innerlich empfundenen Respekt nicht versagen. Donnerwetter, dachte sie, als Carola über die Schwelle trat. Erfreut war sie allerdings nicht darüber, eines der hübschesten Mädchen, die sie je gesehen hatte, vor sich zu haben. Die Erklärung dafür wurde bald geliefert.
    »Nehmen Sie Platz«, sagte die Dame, auf einen Stuhl weisend, zu Carola.
    »Sie nehmen mir das Wort aus dem Mund«, erklärte Carola. »Dasselbe wollte ich Ihnen gerade anbieten.«
    Die Unbekannte zog eine Augenbraue in die Höhe.
    »Das soll wohl heißen, daß Sie sich hier als die Dame des Hauses betrachten?«
    »Wollen Sie das etwa für sich beanspruchen?«
    Carola war also rasch dabei, ihr Selbstbewußtsein zurückzugewinnen. Man konnte das aus ihrem Auftreten schließen.
    »Gut, ich trete Ihnen diese Rolle ab«, erwiderte die Dame und entnahm ihrer Handtasche ein Päckchen Zigaretten.
    »Kann ich bitte einen Aschenbecher haben?«
    Ihr Wunsch wurde erfüllt.
    »Danke, Fräulein Burghardt«, sagte

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