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Und das Leben geht doch weiter

Und das Leben geht doch weiter

Titel: Und das Leben geht doch weiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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bin eine Mitarbeiterin von Herrn Baurat Jahnke bei der Baubehörde in Rendsburg. Herr Jahnke hat gestern anscheinend länger gearbeitet, denn ich fand soeben auf meinem Schreibtisch einen Zettel von ihm, mit der Bitte, Ihnen folgendes durchzugeben: Sie möchten heute morgen gegen halb zehn in Jevenstedt sein zu einer dringenden Besprechung im Zusammenhang mit einem Bauvorhaben am Westensee. Sie sollen so freundlich sein, sich in der Gastwirtschaft ›Weißer Schwan‹ einzufinden. Sie werden erwartet.«
    Padenberg rieb sich die Augen. Jevenstedt? Blödsinn! Was sollte er in Jevenstedt? Aber Auftrag ist Auftrag. Er schaute auf die Uhr.
    »Gut«, sagte er. »Da muß ich mich ja beeilen. Ich danke Ihnen.«
    Nach Jevenstedt war es ziemlich weit und umständlich zu fahren. Detlev mußte sich, wenn er pünktlich im ›Weißen Schwan‹ eintreffen wollte, sputen.
    »Los, meine Liebe«, scheuchte er Carola auf, »ich werde erwartet, es eilt. Zieh dich an.«
    »Laß mich doch noch liegen«, jammerte sie. »Das ist ja Wahnsinn, ich bin todmüde. Ich kann doch hier auf dich warten.«
    »Ich weiß nicht, wann ich zurückkomme.«
    »Das ist doch egal. Zu essen habe ich hier.«
    Er ließ sich erweichen.
    »Dann muß ich aber auf alle Fälle noch bei der alten Fringold vorbeischauen«, meinte er, »und ihr sagen, daß du hier bist, damit sie sich keine unnötigen Sorgen macht.«
    »Danke.«
    Er klopfte mit dem Zeigefinger streng auf den Tisch.
    »Und du bleibst schön hier drinnen, verstanden! Du läufst mir nicht draußen rum, ich habe dir erklärt, warum. Versprichst du mir das?«
    »Ja.«
    »Ehrenwort?«
    »Ehrenwort.«
    Padenbergs Wagen stand in einem Schuppen abseits der Straße nach St. Peter. Dorthin zu gelangen kostete auch wieder kostbare Zeit. Erst gegen halb neun saß Padenberg am Steuer seines Mercedes und brauste über die regennasse Chaussee. Er fuhr wie der Teufel, traf jedoch trotzdem mit Verspätung in Jevenstedt ein, wo er vorher noch nie in seinem Leben gewesen war. Nun mußte er auch noch den ›Weißen Schwan‹ erfragen. Nervös fluchte er vor sich hin, als ihm zwei Leute achselzuckend gestanden, nicht zu wissen, wo dieses Gasthaus in Jevenstedt zu finden sei.
    Detlev hätte sich die ganze Raserei und Aufregung ersparen können.
    Der nächste, den er um Auskunft bat, entpuppte sich als Däne, aber dann geriet er endlich an einen waschechten Einheimischen, der auf Detlevs Frage, ob er sich hier auskenne, verheißungsvoll wissen ließ, jeden Stein in Jevenstedt zu kennen.
    »Dann können Sie mir ja auch sagen«, meinte Detlev aufatmend, »wo der ›Weiße Schwan‹ ist.«
    »Wer?«
    »Der ›Weiße Schwan‹.«
    »Was soll das sein?«
    »Ein Gasthaus.«
    Der Einheimische faßte sich mit Daumen und Zeigefinger an seine Nase, deren auffallend rote Färbung eigentlich dazu hätte führen müssen, daß man ihm Glaubwürdigkeit zugestand, rieb sie nachdenklich und sagte: »Speziell die Gasthäuser kenne ich alle hier. ›Weißer Schwan‹ heißt keines von denen.«
    »Unmöglich«, stieß Detlev Padenberg hervor. »Man hat mich zu einer wichtigen Besprechung dorthin bestellt.«
    »Zu einer wichtigen Besprechung?«
    »Ja.«
    »In ein Gasthaus namens ›Weißer Schwan‹?«
    »Ja.«
    Der Einheimische ließ seine Nase los.
    »Dann könnte ich mir nur eine Möglichkeit vorstellen …«
    »Welche?«
    »Daß man Sie in den April geschickt hat.«
    Detlev Padenberg ließ diesen Idioten, wie er ihn innerlich nannte, stehen und suchte das nächste Polizeirevier auf. Hoffnungsvoll, wenn auch nicht mehr ganz sicher, betrat er es, total zerschmettert kam er wieder heraus. Es gab keinen ›Weißen Schwan‹ in Jevenstedt, auch Verwechslungsmöglichkeiten schienen nahezu ausgeschlossen zu sein. In der Fauna, an die man in diesem Zusammenhang dachte, existierte nur noch ein ›Roter Ochse‹. Trotzdem meinte ein freundlicher alter Wachtmeister, der anscheinend fast alles für möglich hielt: »Vielleicht hat man den gemeint.«
    Detlev fragte ihn nach dem nächsten Postamt.
    Ein Ferngespräch mit dem Baurat Jahnke in Rendsburg überzeugte ihn davon, daß sich jemand einen üblen Scherz mit ihm erlaubt hatte. Aber wer?
    »Die Person am Telefon«, sagte er zu Jahnke, »gab sich als eine Ihrer Mitarbeiterinnen aus.«
    »Mitarbeiterinnen?« antwortete er zynisch. »Die Weiber, von denen ich hier umgeben bin, sind etwas ganz anderes. Selbst der akuteste Größenwahn könnte ihnen einen solchen Titel nicht einflüstern.«
    »Ich stehe vor

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