und das Pergament des Todes
Sprache.«
»D as ist Alt-Nalhallisch«, erklärte Kaz. »I ch kann es nicht lesen, aber in der Hauptstadt gibt es ein paar Gelehrte, die es können. Als die Inkarna gefallen sind, landeten die wenigen Überlebenden in Nalhalla und blieben dort.«
Ich beendete die Übersetzung. Kaum war das geschehen, war ich von den drei Kuratoren umstellt.
»D u musst beim Betreten der Bibliothek alle Schriftstücke abgeben«, zischte einer von ihnen. »D u erhältst eine Abschrift davon, sobald wir sie fertiggestellt haben. Sollte es nicht möglich sein, innerhalb einer Stunde eine Abschrift anzufertigen, werden wir dir stattdessen das Original zurückgeben.«
Ich rollte genervt mit den Augen. »H errgott noch mal!« Doch ich ließ zu, dass sie mir das Blatt abnahmen und damit verschwanden.
Bastille blickte düster drein– sie hatte die Übersetzung gelesen, während ich sie aufgeschrieben hatte. »D ieser Inschrift zufolge scheint dein Talent gefährlich zu sein.«
»D as ist es«, bestätigte ich. »I st dir eigentlich klar, wie oft ich fast verprügelt worden wäre, weil ich zum falschen Zeitpunkt etwas zerbrochen habe?«
»A ber…« Sie unterbrach sich hastig, da sie offenbar spürte, dass ich nicht weiter darüber reden wollte.
Um ganz ehrlich zu sein, ich wusste nicht, was ich denken sollte. Es war schon seltsam genug, alte Inschriften zu finden, die sich mit den Smedry-Talenten befassten. Dass sie eine ausdrückliche Warnung vor meinem ganz speziellen Talent aussprachen… nun ja, das war schon ein wenig verstörend.
Das war das erste Mal, dass ich einen Hinweis auf das bekam, was noch folgen sollte. Ihr Freien Untertanen nennt mich Retter. Aber kann man mich wirklich als Retter bezeichnen, wenn ich es war, der das Problem verursacht hat, das zu lösen ich hinterher geholfen habe?
»E inen Augenblick mal«, meinte Bastille plötzlich. »S ind wir nicht von einer okulatorischen Linse hierhergelockt worden? Was ist denn jetzt damit?«
»S timmt«, sagte ich und stand auf. Ich spürte die Wirkung der Linse immer noch, auch wenn ich von den ganzen anderen Sachen in dem Grab abgelenkt worden war.
Also vertauschte ich die Übersetzerlinsen mit meinen Okulatorenlinsen, deren Wirkung ich sofort abschwächen musste, da der Raum so hell leuchtete. Sobald ich das getan hatte, entdeckte ich die Linse, die mich hierhergeführt hatte. Sie war in den Deckel des Sarkophags eingelassen.
»D a ist sie«, verkündete ich und zeigte darauf. »O ben auf dem Sarkophag.«
»I ch traue dem Ding nicht«, sagte Kaz. »D ieser Kreis außen herum ist seltsam. Wir sollten gehen, ein Forschungsteam zusammenstellen und dann zurückkommen und diesen Ort im Detail untersuchen.«
Ich nickte geistesabwesend. Dann ging ich auf den Sarkophag zu.
»A lcatraz!«, mahnte Bastille. »W illst du jetzt wieder irgendetwas Dummes und Unüberlegtes tun?«
Ich drehte mich zu ihr um. »J awohl.«
Sie blinzelte verwirrt. »O h. Tja, dann… solltest du es wahrscheinlich besser lassen. Betrachte das als Ablehnung meinerseits. Gegen was auch immer.«
»E inwand zur Kenntnis genommen«, nickte ich.
»I ch…«, murmelte Bastille. Sie unterbrach sich, als ich den sauberen Bereich um den Sarkophag betrat.
Alles veränderte sich, und das unverzüglich. Um mich herum begann der Staub zu rieseln, funkelnd wie pulverisiertes Metall. Die Lampen, die rund um den Sarkophag an den Säulen befestigt waren, entzündeten sich. Es kam mir so vor, als hätte ich eine kleine Säule aus goldenem Licht betreten. Irgendwie war ich von einem seit Langem vergessenen Grab an einen Ort versetzt worden, der voller Leben und Bewegung war.
Es war noch immer ein Ehrfurcht gebietender Ort. Als ich mich umdrehte, erkannte ich Bastille und Kaz, die außerhalb des hell erleuchteten Rings standen. Sie schienen erstarrt zu sein, mit geöffneten Mündern, als wären sie im Begriff gewesen zu sprechen.
Ich wandte mich wieder dem Sarkophag zu und beobachtete den feinen Staub, der durch die Luft tanzte und sich auf alles legte. Ich streckte die Hand aus. Er war tatsächlich metallisch, und er glitzerte gelblich. Goldstaub.
Warum war ich blind in einen Kreis wie diesen getreten?
Das ist schwer zu erklären. Stellt euch vor, ihr hättet Schluckauf. Aber nicht irgendeinen Schluckauf, sondern den Schluckauf. Den Schluckauf aller Schluckaufe. Ihr habt euer gesamtes Leben lang unter diesem Schluckauf gelitten, hattet nicht einen Moment der Freiheit. Er war so schlimm, dass ihr eure Freunde
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