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und das Pergament des Todes

und das Pergament des Todes

Titel: und das Pergament des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Sarkophagdeckel. Sie war vollkommen klar, ohne die geringste Einfärbung, aus der man hätte schließen können, was sie bewirkte. Sicher, mir war klar, dass sie mächtig sein musste, sonst hätte sie mich nicht so stark angezogen.
    Ich streckte die Hand aus und versuchte sie aus ihrer Fassung zu lösen. Doch sie klebte sehr fest an dem Deckel. Wieder seufzte ich. Aber ich würde eine so mächtige Linse bestimmt nicht einfach in einem vergessenen Grab zurücklassen.
    Ich berührte noch einmal den Deckel und schickte mein Talent hinein. Sofort löste sich die Linse mit einem leisen Ploppen und wurde dabei in die Höhe katapultiert. Das kam so unerwartet, dass ich es nur mit Mühe schaffte, sie aufzufangen, bevor sie zu Boden fiel und zerbrach.
    Sobald ich die Linse berührte, hörte sie auf, Kraft abzugeben. Die merkwürdige Zeitverschiebungsblase wirkte allerdings weiter; die Linse hatte damit also nichts zu tun.
    Ich wollte gerade wieder aufstehen, als ich etwas bemerkte. An der Stelle, wo die Linse befestigt gewesen war, befand sich eine Inschrift. Sie war wohl durch die Linse verdeckt gewesen, an deren Rückseite ein kleines Stück schwarzes Papier befestigt war, sodass der Text verborgen blieb, bis die Linse entfernt wurde.
    Die Inschrift war in Alt-Nalhallisch abgefasst, doch dank meiner Übersetzerlinsen konnte ich sie problemlos entziffern.
    An meinen Nachkommen, stand dort in winzigen Buchstaben.
    Wenn Du diese Linse entfernt hast, weiß ich, dass Du über das Dunkle Talent verfügst. Ein Teil von mir frohlockt, denn daraus schließe ich, dass es immer noch von unserer Familie getragen und beschützt wird, wie es unser Fluch verlangt.
    Und doch bin ich auch besorgt, denn es bedeutet ebenfalls, dass Du keinen Weg gefunden hast, um es zu bannen. Solange das entstellende Talent erhalten bleibt, wird es eine Gefahr bedeuten.
    Diese Linse ist die wertvollste in meiner Sammlung. Meinem Sohn habe ich andere hinterlassen. Sein geringeres Talent, selbst wenn auch dieses verdorben ist, ist kein Anlass zu Furcht. Nur wenn das Talent Bruchkraft freisetzt, ist es gefährlich. In allen anderen beschmutzt es lediglich, was sie haben.
    Gebrauche die Linse. Gib dieses Wissen weiter, falls es in Vergessenheit geraten sein sollte.
    Und trage Sorge für die Bürde, den Segen und den Fluch, der Dir gegeben ist.
    Ich ließ mich auf die Knie zurücksinken und versuchte zu entscheiden, was ich von diesen Worten halten sollte. Ich hätte gern etwas gehabt, womit ich sie hätte aufschreiben können, beschloss dann aber, dass es besser war, den Text nicht schriftlich festzuhalten. Die Kuratoren würden alles an sich nehmen, was ich schrieb, und falls sie noch nichts von dieser Inschrift wussten, wollte ich auch nicht, dass sie es erfuhren.
    Ich stand auf. Anschließend schaffte ich es, wenn auch mit Mühe, den Deckel wieder auf den Sarkophag zu wuchten. Sodann legte ich eine Hand auf die Inschrift und zerbrach sie irgendwie. Die Buchstaben des Textes gerieten durcheinander und verloren jeglichen Sinn, sogar wenn ich sie durch die Übersetzerlinsen betrachtete.
    Überrascht zog ich die Hand zurück. Noch nie zuvor hatte ich etwas Derartiges getan. Eine Weile stand ich schweigend da, dann verbeugte ich mich gemessen vor dem Sarkophag, dessen Deckel so gestaltet worden war, dass er dem Gesicht des Mannes glich, der in ihm ruhte.
    »I ch werde mein Bestes geben«, versprach ich ihm. Dann trat ich aus dem Kreis.
    Das Licht schwand. Der Raum wurde wieder düster und alt, und Bastille und Kaz gerieten wieder in Bewegung.
    »… denke nicht, dass das eine gute Idee ist«, sagte Bastille.
    »E inwand noch einmal zur Kenntnis genommen«, erwiderte ich und wischte mir den Goldstaub von den Schultern, wo er sich angesammelt hatte wie die Schuppen von König Midas.
    »A lcatraz?«, fragte Kaz vorsichtig. »W as ist hier gerade passiert?«
    »D a drin vergeht die Zeit anders«, erklärte ich mit einem Blick auf den Sarkophag. Er schien unverändert zu sein, der Staub hing wieder in der Luft, und die Lampen waren allesamt erloschen. Doch die Linse auf dem Deckel war verschwunden. Sie befand sich noch immer in meiner Hand.
    »I ch glaube, wenn man den Kreis betritt, wird man in der Zeit zurückversetzt zu dem Moment, als er gestorben ist«, fuhr ich fort. »O der irgend so was. Ich bin mir nicht ganz sicher.«
    »D as ist äußerst… merkwürdig«, sagte Kaz. »H ast du herausgefunden, wer er war?«
    Ich nickte und musterte die Linse in meiner Hand.

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