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Und dennoch ist es Liebe

Und dennoch ist es Liebe

Titel: Und dennoch ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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eine Spritze mit Benamin«, sagte sie. »Würdest du sie für mich holen?«
    Widerwillig stand ich auf. Ich wollte ihr doch nur helfen, und sie tat sich bestimmt keinen Gefallen damit, um ein krankes Pferd herumzuhumpeln, das wild um sich trat und sie womöglich treffen könnte. »Ich bete zu Gott, dass er keine Darmverschlingung hat«, murmelte sie. »Ich weiß nicht, wo ich das Geld für eine Operation hernehmen sollte.«
    Ich setzte mich auf Donegals andere Seite, während meine Mutter ihm die Spritze gab. Dann streichelten wir ihn beide, bis er sich wieder beruhigt hatte. Nach einer halben Stunde wieherte Donegal plötzlich, brachte irgendwie die Beine unter sich und stand schwankend auf. Meine Mutter kroch rasch aus dem Weg und in einen urindurchtränkten Haufen Stroh, doch das schien sie nicht zu kümmern. »Das ist mein Junge«, sagte sie und winkte Josh, ihr aufzuhelfen.
    Dr. Heineman, der Tierarzt, kam mit einem Pick-up-Truck, der mit zwei Schatztruhen voller Medizin beladen war. »Er sieht gut aus, Lily«, sagte er und prüfte Donegals Temperatur. »Du siehst allerdings Scheiße aus. Was hast du mit deinem Fuß gemacht?«
    »Ich habe gar nichts damit gemacht«, antwortete meine Mutter. »Das war Elmo.«
    Josh und ich hielten Donegal im Stallgang fest, während der Tierarzt ihm eine Klammer auf die Nase setzte. Und als das Tier dann von diesem Schmerz abgelenkt war, schob Dr. Heineman ihm einen Katheter durch die Nüstern in den Hals. Dr. Heineman roch an dem Katheter und lächelte. »Es riecht nach frischem grünem Gras«, verkündete er, und meine Mutter seufzte erleichtert. »Ich glaube, er wird bald wieder in Ordnung kommen. Ich gebe ihm aber trotzdem ein wenig Öl.« Und er pumpte Mineralöl aus einem Plastikkanister in den Magen des Pferdes. Dann zog er den Katheter wieder heraus, Schleim spritzte aus den Nüstern und auf Donegals Hufe. Schließlich klopfte der Tierarzt Donegals Hals und bat Josh, das Pferd wieder in die Box zu bringen. »Beobachte ihn die nächsten vierundzwanzig Stunden«, sagte er zu Josh. »Und es könnte nicht schaden, auch sie im Auge zu behalten.«
    Meine Mutter winkte ab, lachte aber. »Hast du es schon mal mit dem Gips versucht, Lily?«, fragte Dr. Heineman und ging den Gang hinunter. »Passt er in den Steigbügel?«
    Meine Mutter stützte sich auf mich und schaute dem Tierarzt hinterher. »Ich kann einfach nicht glauben, dass ich ihn auch noch bezahle«, sagte sie.
    Langsam ging ich mit meiner Mutter zum Haus zurück und ließ sie versprechen, dass sie unten auf der Couch sitzen bleiben würde, während ich im Stall bei Donegal blieb. Während Josh die Nachmittagsarbeiten erledigte, lief ich zwischen Stall und Haus hin und her. Als Donegal schlief, half ich meiner Mutter bei einem Kreuzworträtsel. Wir schalteten den Fernseher an, schauten uns Seifenopern an und versuchten, den Geschichten zu folgen. Dann kochte ich Abendessen und band eine Plastiktüte um den Fuß meiner Mutter, als sie baden wollte, und schließlich brachte ich sie ins Bett.
    Plötzlich, um Mitternacht, wachte ich atemlos auf, und mir wurde klar, dass ich ausgerechnet heute vergessen hatte, um zehn Uhr noch einmal einen Rundgang durch den Stall zu machen. Wie konnte meine Mutter all diese Dinge nur nachhalten? Ich lief die Treppe hinunter, riss die Tür auf und rannte barfuß zum Stall. Ich schaltete das Licht an und rang nach Luft, als ich die Boxen entlangging. Aurora und Andy, Eddy und Elmo, Jean-Claude, Tony und Burt. Alle Pferde lagen im Stroh. Sie schliefen oder dösten vor sich hin, doch keines schien sich an mir zu stören. Die letzte Box gehörte Donegal. Ich atmete tief durch. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn ihm etwas zugestoßen wäre, ich würde das nie wiedergutmachen können. Dann schaute ich über die Tür. Zusammengerollt am Bauch des schnarchenden Pferdes lag meine Mutter. Sie schlief tief und fest, und ihre Finger zuckten im Traum.
*
    »Vergiss nicht«, ermahnte mich meine Mutter, die unsicher auf ihren Krücken am Gatter entlangbalancierte, »dass er seit zwei Tagen nicht mehr draußen war. Wir werden das langsam angehen. Er soll nicht schwitzen. Verstanden?«
    Ich nickte und schaute aus scheinbar unglaublicher Höhe auf sie hinab. Ich hatte Angst. Immer wieder rief ich mir ins Gedächtnis zurück, dass meine Mutter mir vor zwei Monaten gesagt hatte, jeder noch so unerfahrene Reiter würde auf Donegal gut aussehen. Aber er war krank gewesen, und ich war noch nie über ein offenes

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