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Und dennoch ist es Liebe

Und dennoch ist es Liebe

Titel: Und dennoch ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Schulter hinweg, »das kein sonderlich schönes Leben führte, aber einen Mann traf, bei dem das anders war. Das war übrigens jene Art von Mann, zu der du einmal heranwachsen wirst.« Sie bückte sich und gab Max einen dreieckigen Beißring, den er sofort wegwarf. »Du wirst Mädchen die Türen aufhalten und ihnen das Abendessen bezahlen. Du wirst all die ritterlichen Dinge tun, die Männer einmal getan haben, bevor die Emanzipation als Entschuldigung herhalten musste, damit sie sich davor drücken konnten.«
    Astrid kreiste die Miniaturansicht eines Fotos mit einem roten Filzstift ein. »Das hier ist gut«, murmelte sie. »Wo war ich noch mal, Max? … Ah ja … Cinderella. Irgendjemand wird dir die Geschichte später sicher noch einmal erzählen, also überspringe ich heute ein wenig. Weißt du, ein Buch endet nicht immer mit der letzten Seite.« Sie hockte sich zu Max, nahm seine Händchen und küsste ihm die Finger.
    »Cinderella hat die Vorstellung gefallen, in einem Schloss zu leben, und sie war auch ganz gut darin, Prinzessin zu sein, bis sie eines Tages darüber nachzudenken begann, was sie wohl machen würde, wenn sie den schönen Prinzen nicht geheiratet hätte. All ihre Freundinnen gaben Teepartys, zerrissen sich die Mäuler und gingen mit Chippendale-Tänzern aus. Also nahm sie sich eines der königlichen Pferde, ritt bis in die entferntesten Winkel der Erde und machte Fotos mit dieser Kamera, die sie im Tausch für ihre Krone von einem Straßenhändler bekommen hatte.«
    Max hickste, und Astrid zog ihn hoch, bis er stand. »Nein, wirklich«, sagte sie, »das war kein schlechter Handel. Immerhin war es eine Nikon. In der Zwischenzeit tat der Prinz alles Mögliche, um sie aus dem Kopf zu bekommen, denn die königliche Gesellschaft lachte schon über ihn, weil es ihm nicht gelang, seine Frau an der kurzen Leine zu halten. Er ging dreimal am Tag jagen, organisierte ein Crockett-Turnier und lernte sogar das Ausstopfen von Tieren, doch obwohl er so beschäftigt war, schweiften seine Gedanken ständig ab. Also …«
    Max watschelte vorwärts, gestützt von Astrids Händen, und genau in diesem Augenblick trat Nicholas durch den Vorhang. »Ich mag es nicht, wenn du ihn mit hier rein nimmst«, sagte er und griff nach Max. »Was, wenn du ihn mal aus den Augen lässt?«
    »Das tue ich aber nicht«, erwiderte Astrid. »Wie war deine Operation?«
    Nicholas hob Max auf die Schulter und roch an seinem Hintern. »Himmel«, sagte er. »Wann hat Oma dir denn zum letzten Mal die Windel gewechselt?«
    Astrid stand auf, schaute ihren Sohn stirnrunzelnd an und nahm ihm Max wieder ab. »Dafür braucht er nur eine Minute«, sagte sie und ging an Nicholas vorbei aus der Dunkelkammer und ins gedämpfte Licht des Blauen Salons.
    »Die Operation ist gut gelaufen«, sagte Nicholas und nahm sich Oliven und ein paar Silberzwiebeln von einem Tablett, das Imelda eine Stunde zuvor für Astrid hingestellt hatte. »Ich wollte nur mal kurz reinschauen. Es wird heute nämlich später werden. Ich will da sein, wenn Fogerty wieder aufwacht.« Er stopfte sich drei Oliven in den Mund und spie die Kerne in eine Serviette. »Und was war das eigentlich für ein Müll, den du Max da erzählt hast?«
    »Das war ein Märchen«, antwortete Astrid, öffnete Max’ Strampler und zog ihm die Windel aus. »Du weißt doch bestimmt noch, was das ist, oder?« Sie gab Nicholas das dreckige Bündel, damit er es wegschmeißen konnte. »Sie haben immer ein Happyend.«
*
    Als Fogerty auf der Intensivstation wieder aufwachte, lauteten seine ersten Worte: »Holen Sie Prescott.«
    Nicholas wurde angepiept. Da er damit gerechnet hatte, war er binnen weniger Minuten an Fogertys Bett. »Du Bastard«, sagte Alistair zu ihm und versuchte angestrengt, sein Gewicht zu verlagern. »Was hast du mit mir gemacht?«
    Nicholas grinste ihn an. »Ich habe einen wirklich sehr schönen vierfachen Bypass gelegt«, antwortete er. »Das war eine meiner besten Arbeiten.«
    »Und weshalb fühle ich mich dann, als wäre ein Truck über meine Brust gefahren?« Fogerty ließ sich auf die Kissen zurückfallen. »Gott«, sagte er, »die Patienten sagen mir das schon seit Jahren, und ich habe ihnen nie geglaubt. Vielleicht sollten wir uns ja alle mal am offenen Herzen operieren lassen, so wie Psychologen sich auch gegenseitig analysieren. Da kann man wirklich Demut lernen.«
    Seine Augen fielen ihm zu, und Nicholas stand auf. Joan Fogerty wartete an der Tür. Nicholas ging zu ihr, um ihr zu

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