Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und dennoch ist es Liebe

Und dennoch ist es Liebe

Titel: Und dennoch ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
Vom Netzwerk:
eingewilligt, das Haus tagsüber zu verlassen, wenn Max bei mir ist. Sie schläft nur bei uns. Auto und Vorgarten sind nämlich wirklich nicht der geeignete Schlafplatz für sie.«
    Nicholas glaubt, dass er sich auf ewig an diesen Moment wird erinnern müssen: das faltige Lächeln seiner Mutter, die flackernde Leuchtstoffröhre an der Decke, das Knarzen von Rädern, als irgendetwas an der Tür vorbeigerollt wird. Das , wird er sich noch Jahre später sagen, war der Augenblick, als mein Leben auseinanderfiel. »Paige ist nicht das, wofür du sie hältst«, sagt er verbittert.
    Astrid geht auf die andere Seite des Büros, als hätte sie ihn nicht gehört. Sie nimmt eine vergilbte Seekarte von der Wand und zeichnet mit den Fingern die Strömungslinien nach. »Ich denke, genau hier wäre gut«, sagt sie. »So siehst du es jedes Mal, wenn du den Kopf hebst.« Sie kommt wieder zurück, legt die alte Karte auf den Tisch und nimmt sich das Bild des Weidenbaums. »Weißt du«, sagt sie in beiläufigem Ton und stellt sich auf die Zehenspitzen, um das Bild richtig aufzuhängen, »dein Vater und ich, wir haben uns auch einmal fast scheiden lassen. Ich glaube, du erinnerst dich noch an sie. Sie war Hämatologin. Ich wusste davon, und ich habe ihn ununterbrochen bekämpft. Ich habe mich bemüht, so schwierig zu sein wie möglich. Ich habe Drinks auf ihn geschüttet, weil ich eine Szene machen wollte, und ein-, zweimal habe ich ihm sogar gedroht, mit dir wegzulaufen. Ich dachte, einfach zu schweigen sei der größte Fehler, den ich machen könnte, weil er mich für schwach halten und mich einfach fertigmachen könnte. Und dann, eines Tages, wurde mir klar, dass ich viel mehr Macht über ihn haben würde, wenn ich diejenige war, die nachgab.« Astrid rückt das Bild gerade und tritt einen Schritt zurück. »So. Was denkst du?«
    Nicholas’ Augen sind nur noch schmale Schlitze, dunkel und wütend. »Ich will, dass ihr Paige aus dem Haus werft, und wenn sie sich Max auch nur auf dreißig Meter nähert, dann schwöre ich bei Gott, ich werde euch vor Gericht bringen. Und jetzt will ich, dass du aus meinem Büro verschwindest und mich später anrufst, um dich aus tiefstem Herzen bei mir dafür zu entschuldigen, dass du dich in mein Leben eingemischt hast. Ich will, dass du diese verdammte Seekarte aufhängst und mich allein lässt.«
    »Also wirklich, Nicholas«, sagt Astrid in freundlichem Ton, obwohl sie am ganzen Leib zittert, denn so hat sie ihn noch nie erlebt. »Ich erkenne meinen Sohn ja gar nicht wieder.« Sie hängt die Seekarte wieder an die Wand, dreht sich aber nicht um.
    »Du weißt ja noch nicht einmal die Hälfte«, murmelt Nicholas.
*
    An diesem Nachmittag trifft Nicholas aufgrund einer Komplikation bei einem Patienten unerwartet spät bei seinen Eltern ein. Und so betritt Paige den Salon, als er gerade Max’ Spielsachen einpackt. »Das kannst du mir nicht antun«, schreit Paige, und als Nicholas den Kopf hebt, liegt nicht ein Hauch von Gefühl in seinem Blick.
    »Hm«, sagt Nicholas und hebt den Bibo-Ball auf. »Meine Mutter hat dir die schlechten Nachrichten offenbar schon überbracht.«
    »Du musst mir doch eine Chance geben«, sagt Paige und tritt vor ihn, um ihm in die Augen zu schauen. »Du hast offenbar gar nicht darüber nachgedacht.«
    Astrid erscheint in der Tür. Sie trägt Max auf den Armen. »Hör ihr zu, Nicholas«, fordert sie ihren Sohn ruhig auf.
    Nicholas wirft seiner Mutter einen Blick zu, der Paige an den Basilisken aus den irischen Sagen erinnert, das Monster, das mit Blicken töten kann. »Ich denke, ich habe genug zugehört«, sagt er. »Ich habe sogar Dinge gehört, die ich nie hören wollte.« Er steht auf, wirft sich die Wickeltasche über die Schulter und reißt Max grob aus Astrids Armen. »Warum läufst du nicht in dein Gästezimmer«, sagt er spöttisch zu Paige, »und weinst dir dein kleines Herzchen aus. Dann kannst du ja wieder runterkommen und dir einen Brandy mit meinen gottverdammten Eltern genehmigen.«
    »Nicholas …«, sagt Paige, und ihr bricht die Stimme. Sie wirft Astrid einen raschen Blick zu und rennt dann Nicholas hinterher, reißt die Tür auf und schreit seinen Namen auf die Straße hinaus.
    Nicholas bleibt kurz am Wagen stehen. »Du wirst eine verdammt gute Abfindung bekommen«, sagt er ruhig. »Die hast du dir verdient.«
    Paige stützt sich am Türrahmen ab und lässt ihren Tränen freien Lauf. »Das darf nicht sein«, schluchzt sie. »Glaubst du wirklich, dass es mir

Weitere Kostenlose Bücher