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Und dennoch ist es Liebe

Und dennoch ist es Liebe

Titel: Und dennoch ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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würde, wobei er den Arm unter ihre Brust schob und das Gesicht in ihren Nacken drückte. Dabei war diese Vorstellung ziemlich unrealistisch. Sie schliefen zwar in einem Doppelbett, aber deutlich voneinander getrennt, denn beide schliefen sie unruhig, und sie mochten es nicht, von jemand anderem erdrückt zu werden.
    »Tut mir leid, dass ich heute Nachmittag nicht angerufen habe«, sagte Nicholas. »Ich hatte auf der Intensivstation zu tun.« Er erzählte Paige nicht von dem Patienten, den er ins Leben zurückgeholt hatte. Sie fragte immer nach den Details und erklärte ihn zum Superstar, doch darauf hatte er jetzt keine Lust.
    »Ist schon okay«, erwiderte Paige und murmelte dann etwas ins Kissen, das Nicholas nicht verstand.
    Nicholas bat sie nicht, es noch einmal zu wiederholen. »Hmmm«, sagte er. »Nun, mehr habe ich nicht zu sagen.« Als Paige nichts darauf erwiderte, drückte er die Rautetaste am Telefon.
    »Oh«, sagte Paige. »Okay.«
    Nicholas schaute auf der Suche nach etwas, was er tun könnte, den Flur hinunter. Eine Krankenschwester stand am anderen Ende und verteilte rote Pillen in Dosierschalen. »Ich sehe dich dann morgen«, sagte Nicholas.
    Paige drehte sich auf den Rücken. Nicholas hörte, wie das Kissen knisterte. »Ich liebe dich«, sagte sie.
    Nicholas beobachtete, wie die Krankenschwester die Pillen zählte. Achtzehn, neunzehn, zwanzig. Die Krankenschwester hielt inne und rieb sich müde den Nacken. »Ich weiß«, erwiderte er.
*
    Am nächsten Morgen drehte Nicholas eine erste Runde um halb sechs und nahm dann mit Fogerty und einem Assistenzarzt an der regulären Visite teil. Dem Patienten, den Nicholas gestern gerettet hatte, ging es gut. Er lag bequem auf der Intensivstation. Um 07.30 Uhr waren sie für die erste Operation des Tages bereit, einen simplen Bypass. Während sie sich wuschen, drehte Fogerty sich zu Nicholas um. »Das mit McLean haben Sie gut gemacht«, lobte er, »vor allem, wenn man bedenkt, dass Sie gerade erst aus der Schicht kamen.«
    Nicholas zuckte mit den Schultern. »Ich habe getan, was jeder getan hätte«, erwiderte er und schrubbte die unsichtbaren Keime unter seinen Fingernägeln ab.
    Fogerty nickte einer OP-Schwester zu und ließ sich von ihr in die sterile Kleidung helfen. »Sie treffen gute Entscheidungen, Dr. Prescott. Ich möchte gerne, dass Sie heute die Operation durchführen.«
    Nicholas hob den Blick, ließ sich seine Überraschung aber nicht anmerken. Fogerty wusste, dass er die ganze Nacht über Dienst gehabt hatte, und Fogerty wusste auch, dass ein Arzt im dritten Jahr normalerweise keinen Bypass legte. Nicholas nickte. »Gut«, sagte er.
    Nicholas sprach leise mit dem Patienten, während der Anästhesist die Narkose einleitete. Der Anästhesist musste jetzt auch seine Aufgaben übernehmen. Er war deutlich erfahrener als Nicholas und nun sichtlich wütend, übergangen worden zu sein, während er den Patienten rasierte und mit orangefarbenem Betadin einschmierte, bis der Mann wie ein heidnischer Götze aussah.
    Nicholas überwachte das Freilegen der Beinvene und beobachtete, wie Blutgefäße abgeklemmt, genäht oder kauterisiert wurden und den OP mit dem Geruch von verbranntem, menschlichem Fleisch erfüllten. Er wartete, bis die Vene zur späteren Verwendung in eine Lösung gelegt worden war. Dann trat er an den Patienten heran und atmete tief durch. »Skalpell«, sagte er, und die Krankenschwester gab ihm das Instrument. Er machte einen sauberen Schnitt in die Brust des Patienten und ließ sich dann eine Säge geben, um den Brustkorb zu öffnen. Mit einem Spreizer bog er die Rippen auseinander und atmete dann langsam aus, als er das Herz in der Brust des Mannes schlagen sah.
    Es erstaunte Nicholas immer wieder, über wie viel Kraft das menschliche Herz verfügte. Es war einfach ein Phänomen, dieser dunkelrote Muskel, der so schnell pumpte. Nicholas durchtrennte den Herzbeutel, suchte die Aorta und die Herzvene und verband sie mit der Bypassmaschine, die das Blut des Patienten mit Sauerstoff versorgen würde, sobald Nicholas das Herz zum Stillstand gebracht hatte.
    Der erste Assistent goss eine Flüssigkeit auf das Herz, um es zum Stillstand zu bringen, und Nicholas und alle anderen im Raum schauten zu der Bypassmaschine, um zu sehen, ob sie ihren Job machte. Dann beugte Nicholas sich näher an das Herz heran und durchtrennte die beiden Koronararterien, die verstopft waren. Nicholas nahm die Beinvene und hielt sie so, dass die Ventile kein Blut

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