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Und dennoch ist es Liebe

Und dennoch ist es Liebe

Titel: Und dennoch ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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gekommen?
    Als er die Schlafzimmertür öffnete, konnte er seine Frau nicht finden. Dann sah er sie. Paige war förmlich mit der blauen Bettdecke verschmolzen. Sie lag auf der Seite und hatte die Knie angezogen. »Sie haben sich über mich lustig gemacht«, sagte sie.
    »Sie haben nicht gewusst, dass du die Sachen gemacht hast«, erwiderte Nicholas. »Weißt du, Paige«, sagte er, »es dreht sich nicht immer alles nur um dich.« Er packte sie an der Schulter und drehte sie grob zu sich um. Dann sah er die Tränen auf ihren Wangen. »Wegen dieser Dinnerpartys …«, sagte er.
    »Was ist damit?«, flüsterte Paige.
    Nicholas schluckte. Er stellte sich Paige vor, wie sie vermutlich früher am Tag ausgesehen hatte, als sie sich so viel Mühe beim Kochen und der Gestaltung des Geschirrs gegeben hatte. Dann sah er sich selbst im Alter von zehn Jahren. Damals hatte er Tischmanieren gelernt und war Sonntag morgens zu Miss Lilian gegangen, um Walzer zu üben. Nun, dachte er, ob man es nun mochte oder nicht, es war alles nur ein Spiel. Und wenn man auch nur die geringste Absicht hatte, dieses Spiel zu gewinnen, dann musste man es auch spielen. »Du wirst zu diesen dämlichen Partys gehen, egal ob dir das nun gefällt oder nicht, und zwar für sehr, sehr lange Zeit. Und du wirst auch heute Abend wieder runtergehen, dich entschuldigen und den Hormonen die Schuld an allem geben. Und wenn du dich von diesen beiden Hexen verabschiedest, dann wirst du lächeln und sagen, du könntest es gar nicht erwarten, sie wiederzusehen.« Er sah, wie Paiges Augen sich wieder mit Tränen füllten. »Mein Leben und dein Leben hängen nicht nur davon ab, was ich im Operationssaal leiste. Wenn ich irgendetwas erreichen will, dann muss ich anderen in den Arsch kriechen, und dabei ist es nicht gerade hilfreich, wenn ich mir ständig Entschuldigungen für dich ausdenken muss.«
    »Ich kann das nicht«, sagte Paige. »Ich kann nicht weiter auf deine dummen Partys und Bankette gehen und mir anschauen, wie alle auf mich zeigen, als wäre ich ein Freak.«
    »Doch, das kannst du«, entgegnete Nicholas, »und das wirst du auch.«
    Paige schaute ihm in die Augen, und eine lange Minute starrten sie einander an. Wieder sah Nicholas, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. Schließlich nahm er sie in die Arme und vergrub sein Gesicht in ihren Haaren. »Komm schon, Paige«, flüsterte er. »Ich tue das doch nur für dich.«
    Nicholas musste nicht hinschauen, um zu wissen, dass Paige einfach nur geradeaus starrte und schluchzte. »Tust du das wirklich?«, fragte sie leise.
    Sie saßen auf der Bettkante. Nicholas schlang seinen Körper um Paiges, und sie lauschten dem Lachen ihrer Gäste und dem Pling der Gläser, als damit angestoßen wurde. Nicholas wischte Paige eine Träne von der Wange. »Himmel, Paige«, sagte er leise. »Glaubst du etwa, ich mag es, dich aufzuregen? Es ist einfach nur wichtig.« Nicholas seufzte. »Mein Vater hat immer zu mir gesagt, wenn man gewinnen will, dann muss man die Regeln des Spiels beachten.«
    Paige verzog das Gesicht. »Dein Vater hat diese Regeln vermutlich geschrieben.«
    Nicholas spürte, wie er sich unwillkürlich verkrampfte. »Tatsache ist«, sagte er, »dass mein Vater sein Vermögen nicht geerbt hat. Er hat sich hochgearbeitet, aber er ist ohne einen Cent geboren.«
    Paige zog sich von ihm zurück und starrte ihn mit offenem Mund an, als wolle sie etwas sagen, doch dann schüttelte sie nur den Kopf.
    Nicholas nahm ihr Kinn zwischen die Finger. Vielleicht hatte er sich in Paige ja geirrt. Vielleicht waren Geld und Geburt ja genauso wichtig für sie wie für seine alten Freundinnen. Er fröstelte und fragte sich, was diese Erkenntnis ihn wohl kosten würde. »Was?«, sagte er. »Sag es mir.«
    »Ich glaube das einfach nicht.«
    »Was glaubst du nicht? Dass mein Vater kein Geld gehabt hat?«
    »Nein«, antwortete Paige langsam. »Dass er sich freiwillig dafür entschieden hat, so zu leben.«
    Nicholas lächelte erleichtert. »Es hat seine Vorteile«, erklärte er. »Du weißt immer, wo das Geld für die nächste Kreditrate herkommt. Du weißt, wer deine Freunde sind. Und du machst dir nicht annähernd so viel Sorgen darüber, was andere über dich denken könnten.«
    »Und das willst du auch?« Paige rückte noch ein Stück von ihm weg. »Warum hast du mir das nicht früher gesagt?«
    Nicholas zuckte mit den Schultern. »Es hat sich nie ergeben.«
    Unten lachte jemand laut. »Tut mir leid«, sagte Paige angespannt und

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