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Und dennoch ist es Liebe

Und dennoch ist es Liebe

Titel: Und dennoch ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Vernünftiges kochen, und elegantes Porzellan oder Besteck hatten sie auch nicht. »Wen kümmert das schon?«, hatte Nicholas erwidert. »Vielleicht bekommen sie dann ja ein schlechtes Gewissen und erhöhen mein Gehalt.«
    Er öffnete die Hintertür und fand seine Frau in der Küche. Sie saß auf dem Boden. Paige trug ein altes Hemd von ihm und eine seiner Hosen, die sie bis zu den Knien hochgekrempelt hatte. Sie hielt eine Flasche Rohrreiniger in der einen und ein Glas mit braunem Rand in der anderen Hand. »Tu das nicht«, sagte Nicholas und grinste. »Aber falls du es doch tun willst, wären Schlaftabletten da nicht angenehmer?«
    Paige seufzte und stellte das Glas auf den Boden. »Sehr lustig«, sagte sie. »Weißt du, was das bedeutet?«
    Nicholas lockerte seine Krawatte. »Dass du keine Dinnerparty geben willst?«
    Paige hob die Hand und ließ sich von Nicholas in die Höhe ziehen. »Nein. Das heißt, dass es ein Junge ist.«
    Nicholas zuckte mit den Schultern. Das hatte ihnen auch der Ultraschall schon verraten, und die Kellnerinnen im Mercy hatten gesagt, Paige trage ihren Bauch weit vorgestreckt, wie bei einem Jungen eben. »Rohrreiniger ist nicht gerade ein anerkannter Test«, bemerkte er.
    Paige ging zum Kühlschrank und machte sich daran, Tabletts mit Essen herauszuholen, die von Alufolie geschützt waren. »Man pinkelt in ein Glas oder einen Becher, und dann gibt man zwei Esslöffel Rohrreiniger hinzu«, sagte sie. »Das ist zu neunzig Prozent sicher. Aber nur bei dem von Drano. Die Leute von Drano haben sogar an Gynäkologen geschrieben und sie gebeten, ihre Patienten darauf aufmerksam zu machen, dass solche Tests nicht vom Hersteller empfohlen werden.« Sie schloss die Kühlschranktür wieder, lehnte sich dagegen und presste die Hände auf die Stirn. »Ich bekomme einen Jungen«, sagte sie.
    Nicholas wusste, dass Paige keinen Jungen wollte. Nun, sie würde es nicht zugeben – jedenfalls nicht ihm gegenüber –, aber es war, als gehe sie instinktiv davon aus, dass sie unmöglich etwas anderes unter dem Herzen tragen konnte als eine winzige Kopie ihrer selbst. »Also jetzt aber wirklich …«, sagte Nicholas und legte ihr die Hände auf die Schultern. »Wäre ein Junge denn wirklich so schlimm?«
    »Darf ich ihn denn trotzdem nach meiner Mutter nennen?«
    »Das dürfte schwer werden«, erwiderte Nicholas. »Zumal er dann mit Sicherheit der einzige Junge in der Schule sein würde, der auf den Namen Mary hört.«
    Paige schaute ihn verschmitzt an und nahm sich zwei Tabletts. Eines davon schob sie in den Ofen, das andere trug sie ins Wohnzimmer, das für den Abend zum Speisesaal umfunktioniert worden war. Sämtliche Tische waren zusammengeschoben, und jeden Stuhl im Haus hatten sie dienstverpflichtet. Anstelle von ihrem üblichen Geschirr und Besteck waren zehn Plätze mit blank polierten Speisetellern gedeckt, jedes Gedeck anders und jedes mit einem dazu passenden Glas. Auf das Porzellan waren in fließenden Linien Papageientaucher gemalt, von Gletschern bedeckte Berge, Elefanten mit Turbanen und Eskimofrauen. Und um die Gläser waren die Servietten drapiert, jede in einer anderen Farbe des Regenbogens. Der Tisch strotzte nur so vor Farbe. Paige schaute Nicholas nervös an. »Das ist nicht gerade elegant, nicht wahr?«, sagte sie. »Aber da wir nur Gedecke für acht haben, dachte ich, es wäre besser, alles unterschiedlich zu gestalten, als nur zwei Gedecke zu haben, die aus der Reihe fallen. Ich bin in die Secondhandläden in Allston gegangen, habe mir die Sachen zusammengesucht und sie dann selbst bemalt.« Paige zupfte eine Serviette zurecht. »Vielleicht halten sie uns so ja nicht für arm, sondern einfach nur für verrückt.«
    Nicholas dachte an die Dinnertische zurück, mit denen er aufgewachsen war: das kalte weiße Porzellan aus dem Familienbesitz seiner Mutter und die reich verzierten Baccarakelche. Und er dachte an seine Kollegen. »Vielleicht«, sagte er.
    Die Fogertys kamen als Erste. »Joan«, sagte Nicholas und nahm die Hände von Fogertys Frau, »Sie sehen wunderbar aus.« Genau genommen sah Joan aus, als wäre sie in eine Obsttheke gefallen. Ihr maßgeschneidertes Kostüm war mit riesigen Kirschen, Bananen und Kiwis bedruckt, und ihre Schuhe und Ohrringe zierten purpurfarbene Traubenreben. »Alistair«, sagte Nicholas und nickte. Er schaute über die Schulter und wartete darauf, dass Paige kam und die Rolle der Gastgeberin übernahm.
    Dann betrat sie den Raum, seine Frau: ein wenig

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