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Und der Basilisk weinte (German Edition)

Und der Basilisk weinte (German Edition)

Titel: Und der Basilisk weinte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
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wofür?»
    «Dass Sie mir echt zugehört haben, Frau Kupfer. Es gibt nicht viele Menschen, die das können … und einen verstehen.»
    Ferrari verliess nachdenklich das Spital. Er schaute zum obersten Stockwerk hoch und vermutete, dass Stähli sie von seinem Fenster aus beobachtete.
    «Er leidet und wird nicht damit fertig. Es mag blöd klingen, aber irgendwie tut er mir leid, Nadine.»
    «Er hat immerhin einen Menschen auf dem Gewissen.»
    «Das will ich auch gar nicht bestreiten oder schönreden. Beileibe nicht. Aber er bereut die Tat zutiefst, ist nie damit fertig geworden. Deshalb setzt er sich auch so für seine Patientinnen ein.»
    «Ich habe ihn mir ganz anders vorgestellt.»
    «Er sieht zwar nicht so gut aus wie ich. Aber immerhin …»
    «Das meine ich nicht. Ich habe mich auf ein arrogantes Arschloch eingestellt. Dabei ist er ein introvertierter Mensch, der sich beinahe noch dafür entschuldigt, dass er ein guter Arzt ist.»
    Stimmt, auch Ferrari hatte einen arroganten Schnösel erwartet, der zu keinem echten Gespräch bereit sein würde. Hatte sogar damit gerechnet, dass er, in die Enge getrieben, voll auf sein Beziehungsnetz setzen und damit versuchen würde, Nadine und ihn einzuschüchtern. Von alledem nichts! Ein Mann, der fünfzehn Jahre unter der Last litt, ein Mörder zu sein. Tag für Tag, Nacht für Nacht. Wenn er könnte, hätte er das Rad der Zeit zurückgedreht und die sinnlose Tat ungeschehen gemacht.
    «Am Blumenrain ist ein Café. Trinken wir dort etwas?»
    «Gute Idee, Nadine.»
    «Für ihn muss es besonders schlimm sein.»
    «Was?»
    «Ein Arzt legt den hippokratischen Eid ab, verspricht, Leben zu retten. Im Gegensatz dazu steht die traurige Gewissheit, einen Menschen getötet zu haben. Dieser Zwiespalt muss furchtbar sein.»
    Sie setzten sich vor dem Café an den letzten noch freien Tisch und bestellten zwei Eistee. Extra kalt.
    «Wer ist diese Anita Brogli?», begann Nadine.
    «Du hättest sie geliebt oder gehasst. Etwas anderes gab es nicht. Das entsprach auch ganz ihrem Charakter. Eine Gerechtigkeitsfanatikerin der Superlative und doch irgendwie ziemlich naiv. Wenn sie einmal an jemanden glaubte, dann hundertprozentig. Für Bernhard Meister hätte sie alles getan. Als sie einen Verdächtigen dermassen in die Mangel nahm, dass er an einem Herzinfarkt verstarb, hat man ihr nahegelegt, den Dienst zu quittieren. Sonst sässe sie jetzt auf meinem Posten und ich wäre ihr Assistent.»
    «Wo ist sie jetzt?»
    «Irgendwo in Graubünden. Ich weiss es nicht genau. Weshalb?»
    «Meister und Brogli? Anstatt Meister und Fahrner.»
    Ferrari nickte.
    «Wir sollten einmal abchecken, wo Anita steckt. Übernimmst du das?»
    «Zu Befehl, Chef!»
    «Da fällt mir ein, wie war das mit der spontanen Idee, Stähli aufzusuchen?»
    «Och das! Das war nur so ein Gedanke.»
    «Und wenn ich da nicht mitgespielt hätte?»
    «Ich hätte dich schon rumgekriegt. Aber es war ja deine Entscheidung. Ich weiss gar nicht, was du hast …»

9. Kapitel
    Auf dem Weg ins Kommissariat gönnte sich Ferrari eine Kleinigkeit. Schliesslich war Mittagszeit. Zuerst eine grosse Portion Pommes und zur Abrundung ein Vanillesofteis von «McDonald’s». Die erlesene Fastfoodkombination lag ihm danach schwer im Magen.
    «Ich hätte vielleicht nur die Glace nehmen sollen», brummte Ferrari.
    «Oder die Pommes mit Verstand und nicht im Tempo Teufel verdrücken. Wie ein kleines Kind, das Angst hat, jemand könnte sie wegschnappen», stellte Nadine trocken fest. Ihre Wahl war auf ein Birchermüesli mit frischen Früchten vom Sutter Begg gefallen. Im Büro angekommen, erwartete sie eine Überraschung.
    «Du hast Besuch, Francesco», empfing sie ein Kollege.
    «Ah ja, wer denn?»
    «Eine attraktive Dame. Sie sitzt bei Stephan. Er ist ganz begeistert von ihr.»
    «Und sie will zu mir?»
    «Ja, so viel ich verstanden habe.»
    «Übrigens, Nadine, ich soll dir von der Fahndung ausrichten, dass dieser Selm unauffindbar ist. Seine Schlummermutter liess die Kollegen in das Zimmer hinein. Es ist aufgeräumt. Keine Bilder an den Wänden und keine Pflanzen, ziemlich steril das Ganze. Wahrscheinlich macht er gerade Ferien.»
    «Immerhin lag er nicht tot in einer Ecke. Danke.»
    «Sie bleiben auf jeden Fall dran. Soll die Suche auf die anderen Kantone ausgedehnt werden?»
    «Ja, schreibt ihn aus. Das kann nichts schaden.»
    Nadine folgte Ferrari neugierig zu Kollege Stephan.
    «Ah, da seid ihr ja endlich, Francesco. Darf ich dir …»
    «Guten Tag, Frau

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