Und der Basilisk weinte (German Edition)
fühlen, Nadine. Doch zunächst schlage ich vor, dem allwissenden Meister nochmals einen Besuch abzustatten. Und der Herr Bünzli Urbasler soll inzwischen die Leiche untersuchen und uns schnellst möglichst einen Bericht vorlegen.»
Noch bevor der Kommissär seinen Satz vollendet hatte, schlug Peter Strub die Wohnungstür hinter sich zu. Ein starker Abgang ohne Worte.
13. Kapitel
Der zweite Tote war ebenfalls erstochen worden. Langsam, aber sicher schwand die Zufallstheorie. Jetzt waren es nur noch zwei … Der Mörder schien offensichtlich darauf aus zu sein, vier Menschen für ihre frühere Tat zu bestrafen. Falsch!, korrigierte sich Ferrari. Von Bestrafung kann keine Rede sein. Was auch immer in der Vergangenheit geschehen war, das hier war auch Mord. Kaltblütiger Mord sogar. Und bisher exakt in der Reihenfolge, wie es Bernhard Meister vorausgesehen hatte. Was wusste der alte Haudegen noch? Mit Sicherheit hatte er ihnen nicht alles erzählt. Nach einer kurzen Mittagspause fuhren sie in brütender Hitze zu Ferraris Vorgänger.
«Oh, hoher Besuch! Das freut mich. Kommt rein und setzt euch zu mir in den Garten.»
Sie folgten Meister durch die Küche hinaus zu einem Tisch ganz hinten am Ende des Gartens.
«Unter dem Baum ist es schön schattig.» Meister setzte sich einen Schlapphut auf, der nicht gerade vorteilhaft war. «Nicht schön, aber zweckmässig.»
Er schenkte den beiden, ohne zu fragen, eine gräulichgelbe Flüssigkeit ein.
«Limonensaft, ohne Alkohol, versteht sich. Das nimmt den Durst.»
Der Kommissär nippte daran.
«Hm, schmeckt gut.»
«Dann wollen wir doch gleich zur Sache kommen. Siehst du, Francesco, ich hatte recht!»
Wie in drei Teufels Namen wusste Meister schon wieder, dass sich ein Mord ereignet hatte? Wer war sein Informant? Oder …
«Der Nächste ist Andreas Richter. Wollen wir darauf wetten?»
«Eine makabre Wette. Ich wette darauf, dass ich den Mörder vorher zur Strecke bringe. Wie wärs damit, Bernie?»
Meister lachte.
«Die Wette gilt! Glaub mir, Francesco, du hast in diesem Mörder deinen Meister gefunden.»
Ferrari blickte irritiert. War das versteckte Wortspiel Absicht? Hatten sie in Meister den Meister gefunden? Wir werden sehen.
«Ein Mann, den ich immer bewundert habe, sagte mir einmal, dass alle Verbrecher irgendwann einen Fehler begehen. Die einen aus Unvorsichtigkeit …»
«… die anderen, weil ihnen das perfekte Verbrechen gelungen ist. Sie machen absichtlich Fehler, um der ganzen Welt zu zeigen, wie genial sie sind.»
«So ist es.»
Ferrari leerte das Glas in einem Zug.
«Wirklich gut.»
Meister schaute ihn fragend an.
«Das Getränk oder der Mörder?»
«Ein Mörder ist nie gut, sondern krank. Unsere Aufgabe ist es, die Gesellschaft vor solchen Krankheiten zu schützen. Und mehr noch, sie auszurotten», brachte sich Nadine ins Gespräch ein.
«Wie genau willst du dies tun? Oder konkreter, wie willst du verhindern, dass die anderen zwei bestraft werden?»
«Ermordet werden!», korrigierte der Kommissär. «Ganz einfach, wir werden sie unter Personenschutz stellen.»
«Mach dich nicht lächerlich, Francesco. Eine Woche vielleicht. Dann werdet ihr zurückgepfiffen. Der Gerechte hat Zeit.»
«Weshalb sind Sie so sicher, dass es sich um einen Mörder handelt und nicht um eine Mörderin?»
«Weil es die Handschrift eines Mannes ist. Eine Frau tötet anders, Nadine. Sie vergiftet ihr Opfer, greift vielleicht zur Pistole oder sticht allenfalls ein Mal zu, aber nicht drei oder vier Mal.»
«Du kannst uns nicht einen kleinen Hinweis auf den Täter geben?»
«Nicht die Bohne!» Er lehnte sich zurück und zupfte ein Blatt vom Baum, mit dem er spielte. «Ich bin nur noch ein alter, verkalkter, pensionierter Kommissär, der sich so einiges zusammenreimt. Mehr nicht.»
«Wie stehst du zu Gregor Hartmann?»
Meister zog die Stirn in Falten.
«Ihr habt ihn tatsächlich aufgesucht? Ein todkranker Mann. Ein armes Schwein, Francesco, niemand kümmert sich um ihn. Nur eine Krankenschwester, die es auf sein Geld abgesehen hat. Er erzählt zwar überall, dass sie nichts erben werde. Da kann ich nur lachen. Im Alter wird man entweder stur, geizig oder senil. Zuweilen auch alles zusammen. Hartmann ist senil geworden. Seine Krankheit hat ihm den Rest gegeben, ihm bleibt nur noch wenig Zeit.»
«Das beantwortet meine Frage nicht. Wie stehst du zu ihm?»
«Du meinst, ob ich noch Kontakt zu ihm habe? Das weisst du doch. Er hat dir sicher erzählt, dass ich ihn über
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