Und der Basilisk weinte (German Edition)
Für ihre politischen Gegenspieler wäre es mit Sicherheit ein gefundenes Fressen, wenn bekannt würde, dass Sie einer braven Bürgerin, die sich nichts zuschulden kommen liess, übel mitspielten.»
«Ganz geschweige von den ausländerfeindlichen Tendenzen, die sich womöglich dahinter verbergen», wandte Nadine trocken ein.
«Vorsicht! Ich … ich lasse mich weder von Ihnen einschüchtern, noch sollten Sie mir drohen. Vergessen Sie nie, auch ich habe Mittel und Wege, gegen Sie vorzugehen.» Nach einer kurzen Pause fuhr er fort. «Zugegeben, ich bin weit übers Ziel hinausgeschossen. Das war dumm von mir. Ich werde Frau Okaz in keiner Art und Weise mehr belästigen. Die Angelegenheit ist für mich abgeschlossen.»
«Das freut mich zu hören. Ich sehe mit Freuden, dass dieses Treffen eine gute Basis zwischen uns geschaffen hat. Es hat mehr gebracht, als ich mir erhoffte. Ich danke Ihnen für Ihr Kommen», sülzte Ferrari übertrieben freundlich.
«Wenn ich der Justiz zu ihrem Recht verhelfen kann, stehe ich immer zur Verfügung. Es war mir ein Vergnügen.»
Ferrari musste laut lachen. Ein solches Geplänkel hatte er lange nicht mehr in seinem Büro erlebt, fast schon filmreif. Der Ständerat stimmte in das Lachen mit ein.
«Falls Sie sich noch für eine politische Karriere entscheiden, Herr Ferrari, dann melden Sie sich bei mir. Solche Leute wie Sie könnten wir in unserer Partei gebrauchen.»
«Vielen Dank. Aber ich bleibe lieber ein kleiner Polizist.»
«Ah ja, noch was. Welches Datum haben Sie vorhin erwähnt?»
«Datum? Ach, Sie meinen den Abend des 3. Juli, ein Freitag.»
«Elisabeth und ich hatten an jenem Freitagabend tatsächlich zum Essen abgemacht …»
Markus Schneider zögerte.
«Aber?», setzte Nadine nach.
«Ich musste einen kranken Kollegen an einem öffentlichen politischen Anlass vertreten. Daher sah ich mich gezwungen, das Essen mit Elisabeth abzusagen.»
«Danke. Sie ersparen uns so einen Anruf im ‹Binninger Schloss›.»
18. Kapitel
«Wieso belügt uns Elisabeth Fahrner? Es gibt gar keinen Grund dafür. Peter konnte ja die Todeszeit nicht schlüssig feststellen. Gissler wurde am Freitagabend oder am Samstagvormittag ermordet. Also, was soll das?»
«Das weiss Elisabeth Fahrner offensichtlich nicht. So gut scheint der Informant doch nicht zu sein oder er beliefert nur Meister, der ganz gezielt einzelne Details streut. Ich gehe davon aus, dass sie weiss, wann Gissler ermordet worden ist. Daher die Lüge.»
«Hm.»
«Die Lösung ist mit Elisabeth Fahrner verwoben. Irgendwie. Mein Bauchgefühl täuscht mich selten, Nadine. Wir sollten uns eingehend mit ihr beschäftigen, alle Informationen zusammentragen, die wir finden können. Wir brauchen ein möglichst vollständiges Bild. Danach reden wir nochmals mit ihr. Ich möchte zu gern wissen, wo sie am Mittwochabend war.»
In den folgenden Stunden beschäftigten sie sich intensiv mit der Biografie von Elisabeth Fahrner, trugen alles zusammen, was für die Ermittlungen relevant war. Die anfänglich schattenhaften Umrisse gewannen mit jedem weiteren Puzzleteil an Klarheit. Nach dem dramatischen Tod ihres Bruders hatte Elisabeth Fahrner vom Jurastudium zur Architektur gewechselt. Ihre Karriere begann sie zunächst in einem kleinen Architekturbüro, wo sie im Rahmen der Möglichkeiten bereits mit achtundzwanzig Furore machte. Sie gewann für ihre modernen, der Natur angepassten Landschaftsbauten jede Menge Preise. Nachdem sie in einem Wettbewerb die ganze Konkurrenz ausgestochen hatte, wurde sie vom renommierten Architekturbüro Zech & Zech abgeworben.
Ein Privatleben existierte anscheinend nicht. Keine Liebschaften, keine Affären, kein Klatsch und Tratsch. Einfach nichts. Einzig das Gerücht ging um, Elisabeth Fahrner habe eine lesbische Beziehung hinter sich. Zurzeit wurde sie jedoch regelmässig von Ständerat Markus Schneider begleitet. Unklar war, ob es sich um eine rein freundschaftliche Verbindung oder um eine Liebesbeziehung handelte. Gut möglich, dass sich Elisabeth Fahrner zu älteren Männern hingezogen fühlte.
Immer wieder tauchte Madagaskar in ihrer Biografie auf. Nicht nur, dass sie diese Insel mehrfach bereist hatte, sie gehörte auch zu den Initiatoren einer Stiftung, die sich für die Rettung des Masoala-Regenwaldes einsetzte. Einen weiteren beruflichen Ausgleich fand die Architektin beim Joggen, wie die Interneteinträge von Datasport verrieten. Zehn Kilometer in 50.08,3 – das war echt gut.
Nadine liess sich für
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