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Und der Basilisk weinte (German Edition)

Und der Basilisk weinte (German Edition)

Titel: Und der Basilisk weinte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
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den späteren Nachmittag einen Termin bei der erfolgreichen Architektin geben.
    Das Büro im St. Alban-Tal war karg und streng geometrisch eingerichtet. Alles aufs Notwendigste reduziert. Kühl wie in einem Badezimmer, dachte Ferrari. Eine Fotografie hing ganz hinten im Büro an der Wand, ansonsten befand sich kein einziger persönlicher Gegenstand im Raum. Damit ja niemand sieht, was ich privat mache, wie ich denke, was mir gefällt und wie ich fühle! Die drei grossen Arbeitstische waren hingegen von Architekturplänen und Modellen übersäht.
    «Danke, dass Sie Zeit für uns haben, Frau Fahrner», begann der Kommissär das Gespräch.
    «Besser so. Sonst ergeht es mir doch nur wie dem armen Markus. Setzen Sie sich. Einen Drink?»
    Ferrari blickte auf die Uhr.
    «Es ist bald Feierabend. Da würde ich doch sagen, einen Martini mit viel Eis, aber ohne Wasser.»
    «Und für Sie, Frau Kupfer?»
    «Ein Mineralwasser.»
    Elisabeth Fahrner reichte dem Kommissär ein Glas Martini, schob Nadine eine Flasche Mineralwasser mitsamt Glas über den Tisch und goss sich selbst einen Whisky ein.
    «Das erinnert mich an einen meiner früheren Fälle.»
    «Ah ja?»
    «Einer meiner düstersten Fälle, in dem auch ein berühmter Architekt eine Rolle spielte.»
    «Der alte Bauer?»
    «Genau. Kannten Sie ihn?»
    «Er ist immer mein Vorbild gewesen. Ich habe ihn sogar einmal persönlich kennengelernt. Als Anfängerin nahm ich meinen ganzen Mut zusammen, pilgerte nach Bottmingen und klopfte an seine Haustür. Wir haben uns einen ganzen Nachmittag unterhalten. Er hat sogar meine Arbeiten angeschaut. Als ich mich verabschiedete, sagte er mir, dass ich eine grosse Zukunft vor mir hätte. Das habe ich nie vergessen.»
    «Er scheint sich nicht getäuscht zu haben.»
    «Halb so wild. Einiges ist schlicht gestohlen. Bauer gab mir damals den Wink …»
    «… sich mit der Natur auseinanderzusetzen. Im Einklang mit der Natur zu arbeiten. Auf sie zu hören. Die Natur baut die grössten und besten Werke.»
    «Genau! Woher wissen Sie das?»
    «Ich hatte ebenfalls das Vergnügen, mich mit ihm unterhalten zu dürfen. Leider war der Anlass nicht besonders erfreulich. Aber der alte Mann hinterliess bei mir einen unvergesslichen Eindruck.»
    «Stimmt, ein äusserst beeindruckender Mensch. Genial und charismatisch. Dieser Besuch damals war ein Schlüsselerlebnis, meine Initialzündung sozusagen. All meine Werke tragen sein Gedankengut in sich, sie sind eine Hommage an ihn. Sein Tod hat mich sehr getroffen.»
    «Woran arbeiten Sie im Augenblick?»
    «Kommen Sie. Ich zeige es Ihnen.»
    Sie enthüllte das Modell eines monumentalen Bauwerks im Massstab 1:100.
    «Das neue Kunsthaus von Moskau, vom russischen Präsidenten persönlich in Auftrag gegeben.»
    «Wow! Sehr imposant.»
    «Vielen Dank. Ich bin auch recht stolz darauf. Im Frühling beginnen die Bauarbeiten. Wir hoffen, dass wir in zwei Jahren die Eröffnung feiern können, wenn nichts dazwischen kommt. Man weiss ja nie, wie sich die politischen Verhältnisse entwickeln. Das nächste Bauwerk werde ich dann in China realisieren, allerdings existiert das Modell erst in meinem Kopf.»
    «Sie sind sehr erfolgreich.»
    «Danke. Ich hatte auch Glück. Noch einen Martini?»
    Ferrari wusste, dass er eigentlich Nein sagen müsste.
    «Noch einen kleinen.»
    «Sie wollten doch ursprünglich Juristin werden. Wieso haben Sie zur Architektur gewechselt?»
    «Ah, die Kommissärin hat sich auf unser heutiges Gespräch vorbereitet. Meine Biografie gelesen, soweit diese bekannt ist.»
    «Ein wenig. Weshalb brachen Sie Ihr Jurastudium ab?»
    «Meinem Vater zuliebe. Es war sein sehnlichster Wunsch, dass eines seiner Kinder Architektur studiert. Beat war dazu auserkoren. Nach … nach seinem Tod war die Reihe an mir und so habe ich gewechselt. Keine schlechte Entscheidung, das muss ich im Nachhinein sagen.»
    «Ist das Foto dort hinten an der Wand von Madagaskar?»
    Sie drehte sich um.
    «Der Masoala-Regenwald, um es genau zu sagen. Meine grosse Liebe. Ich fliege jedes Jahr dorthin. Es ist eines der letzten Paradiese dieser Welt. Waren Sie schon einmal auf Madagaskar?»
    «Nein.»
    «Dann haben Sie etwas verpasst, Frau Kupfer. Der Regenwald auf der Halbinsel Masoala ist einer der weltweit artenreichsten Lebensräume. Viele einzigartige Pflanzen- und Tierarten befinden sich dort und es werden laufend neue entdeckt. Leider sind nur noch vier Prozent des ursprünglichen Regenwaldes intakt. Der Zoo Zürich hat vor sechs Jahren ein

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