Und der Basilisk weinte (German Edition)
wenn wir zusammen die Nacht verbracht hätten. Trotz unseres Altersunterschieds und trotz Ihrer süffisanten Bemerkung.»
«Sagen Ihnen die Namen Arnold Gissler und Robert Selm etwas?»
«Selbstverständlich, Herr Ferrari. Das sind zwei der vier Mörder, die Elisabeths Bruder umgebracht haben. Sie sollten sich besser darum kümmern, die anderen zwei hinter Schloss und Riegel zu bringen.»
«Immerhin sind Gissler und Selm auch ermordet worden, falls Sie das vergessen haben.»
«Auge um Auge, Zahn um Zahn.»
«Leben Sie nach dem Alten Testament, Herr Schneider?»
«Ich nicht. Viele Menschen und darunter auch ich werden jedoch im Tod von Gissler und Selm eine späte Gerechtigkeit sehen.»
«Das mag durchaus sein. Kennen Sie jemanden, der einen schwarzen Audi fährt?»
«Beinahe alle meine Kollegen in Bern fahren schwarze Autos. Darunter sind bestimmt auch einige Audis. Ich bevorzuge einen Mercedes. Ihr Vater, Frau Kupfer, fährt übrigens auch einen schwarzen Wagen, einen BMW.»
«Würden Sie Frau Fahrner einen Mord zutrauen?»
Schneider trommelte mit den Fingern auf die Tischkante.
«Nein.»
«Um den Tod ihres Bruders zu rächen?»
«Das hätte sie doch längst tun können. Ich glaube, Sie sind auf der falschen Fährte. Elisabeth hat mit ihren Eltern und ihrem Job genug zu tun. Im Moment plant sie ein neues Kunsthaus in Moskau. Sie ist eine aussergewöhnlich begabte Architektin und hat schon mehrere Auszeichnungen gewonnen», Schneider geriet ins Schwärmen.
«Von diesem Projekt habe ich gelesen, das Zech& Zech-Architekturbüro mit Sitz im St. Alban-Tal hat diesen Wettbewerb gewonnen. Arbeitet Frau Fahrner dort?»
«Sie ist Juniorteilhaberin … aber … das wissen Sie doch längst», wandte sich Schneider irritiert an den Kommissär. Ferrari überging diese Bemerkung in der Erkenntnis, dass sie im Grunde verdammt wenig über Elisabeth Fahrner wussten. Viel zu wenig. Eine Unterlassungssünde par excellence.
«Kennen Sie Andreas Richter und Philippe Stähli?», leitete Ferrari zu einem anderen Thema über.
«Ziemlich gut sogar. Allerdings versuche ich den beiden, wann immer möglich, auszuweichen, aus Rücksicht gegenüber Elisabeth. Aber Philippe Stähli ist ein bedeutender Mann in Basel, Parteimitglied, wenn auch nicht politisch aktiv, seine Familie hat Einfluss und Andreas Richter führt eine höchst angesehene Stiftung mit einer treuen Wählerschicht. Sie wissen ja, die Alten gehen an die Urne und ich kann es mir nicht leisten, Andreas Richter gegen mich zu haben.»
«Tja, die Politik zwingt zu so manchem Kompromiss.»
«Stimmt. Aber Sie haben mich bestimmt nicht vorgeladen, um mit mir über Politik zu diskutieren.»
«Nicht wirklich. Es geht um Iris Okaz, eine wichtige Zeugin in den laufenden Ermittlungen. Kennen Sie sie?»
«Nein.»
Markus Schneider rutschte auf seinem Stuhl hin und her.
«Seltsam. Nachdem Iris Okaz uns behilflich war, kündigte der Hoteldirektor Dieter Heim ihr, und zwar auf Ihren ausdrücklichen Wunsch, Herr Schneider. Können Sie uns das erklären?»
«Es hat schon seine Richtigkeit, ich kenne Frau …»
«Iris Okaz», ergänzte der Kommissär.
«Okaz nicht. Elisabeth … ich wollte … ja, ich wollte Elisabeth vor falschen Anschuldigungen schützen. Eine Kurzschlusshandlung, die nicht sehr klug war. Im Nachhinein ist man immer gescheiter.»
«Das kann man wohl sagen. Sie haben sich nicht nur selbst verdächtig gemacht, sondern bekennen durch Ihr Handeln, dass Sie Elisabeth Fahrner den Mord zutrauen, oder zumindest glauben, sie sei in den Fall Selm verwickelt, und belasten somit Ihre Freundin.»
«Elisabeth bestreitet es, Frau Kupfer. Aber, als ich erfuhr, dass diese Okaz eine Frau im Alter von Elisabeth erkannt haben wollte, musste ich einfach handeln.»
«Von wem haben Sie das erfahren?»
«Kein Kommentar!»
«Nun gut. Ihre Aktion ist gründlich misslungen. Dieter Heim wird Iris Okaz wieder einstellen und ich bitte Sie höflich, es damit bewenden zu lassen. Keine weiteren Schikanen.»
Markus Schneider lächelte überheblich.
«Ich kann mich auch gern deutlicher ausdrücken, Herr Schneider», setzte Ferrari nach. «Sie sind ein bekannter Politiker und ich gehe davon aus, dass Sie auch weiterhin Ihre Karriere forcieren wollen. Einige meiner Freunde sehen Sie bereits als zukünftigen Bundesrat. Es wäre doch schade, wenn in der entscheidenden Phase des Wahlkampfes plötzlich Gerüchte auftauchen …»
«Das wagen Sie nicht!»
«Das liegt ganz in Ihren Händen.
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