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Und der Basilisk weinte (German Edition)

Und der Basilisk weinte (German Edition)

Titel: Und der Basilisk weinte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
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Sie aber spielen Rachegöttin.»
    «Einer muss es doch tun, verdammt noch mal. Wollen Sie noch einen Martini?»
    Ferrari wollte die Frage mit Nein beantworten, hörte sich aber sagen, «noch einen, dann ist Schluss.»
    Nadine verfolgte das Gespräch aufmerksam. Es verlief in eigenartigen Bahnen, aber wer weiss, vielleicht konnte Ferrari auf diesem Weg ihren harten Panzer knacken. Abwarten und Mineralwasser trinken. Der Kommissär und Elisabeth Fahrner schienen ihre Anwesenheit ohnehin vollkommen vergessen zu haben. Die Architektin schwankte leicht, als sie mit zwei gefüllten Gläsern zurückkam.
    «Wow! Das ist aber kein Kleiner. Wo waren wir stehen geblieben?»
    «Sie werfen mir vor, dass ich ein Racheengel bin. Wer soll es denn sonst tun, wenn die Justiz versagt? Und die ganze Scheisspolizei!»
    «Niemand», provozierte Ferrari mit Absicht.
    «Niemand?», schrie sie. «Die Schweine einfach laufen lassen? Sie sollen ihrer Strafe entgehen?»
    «Sie sind genug bestraft worden und werden sich wohl ihr ganzes Leben lang auch weiterhin selbst bestrafen. Zumindest die zwei Übriggebliebenen, um es genau zu nehmen.»
    «Sie werden nicht übrig bleiben, da bin ich mir sicher.»
    «Es reicht Ihnen also noch nicht, zwei umgebracht zu haben. Sie wollen Ihr Werk vollenden?»
    Sie lachte bitter.
    «Sie kriegen mich nicht, Herr Kommissär. Mein Gewissen ist rein. Ich habe nichts mit der Sache zu tun.»
    «Darüber denke ich anders. Wenn Sie auch nicht zugestochen haben, dann sind Sie doch der Kopf des Ganzen.»
    «Es ehrt mich, dass Sie mir das zutrauen.»
    «Wo waren Sie am 3. Juli?»
    Nadine verdrehte die Augen. Das hatten wir doch bereits, Francesco. Hör auf zu trinken!
    «Zu Hause. Wie bereits gesagt.»
    «Und am … am …?», er sah Nadine an.
    «Am 8. Juli!»
    «Genau! Wo waren Sie am 8. Juli zwischen …?»
    «Elf und Mitternacht», stöhnte Nadine.
    «Ebenfalls zu Hause.»
    «Das stimmt nicht. Sie wurden von einer Zeugin gesehen.»
    «Ach, die kleine Türkin aus der Hammerstrasse.»
    Jetzt habe ich sie, frohlockte Ferrari.
    «Sie geben also zu, dass Sie sich in der Nacht vom 8. Juli in der Hammerstrasse aufgehalten haben?»
    «Nichts gebe ich zu.»
    «Woher kennen Sie Iris Okaz?»
    «Ich kenne sie nicht.»
    «Sind Sie mit einer Gegenüberstellung einverstanden?»
    «Machen Sie sich nicht lächerlich, Herr Kommissär. Sie wissen genauso gut wie ich, dass diese … diese …», es fiel ihr sichtlich schwer, ihre Gedanken zu ordnen.
    «Iris Okaz», half Nadine.
    «… diese Okaz mich nicht identifizieren kann.»
    «Aber Sie haben an diesem Abend Iris Okaz gesehen», insistierte Ferrari.
    «Ich war zu Hause.»
    «Woher wissen Sie, dass Iris Okaz in der Hammerstrasse wohnt und Sie gesehen hat?»
    «Markus sagte mir, dass diese … diese …»
    «Okaz, Iris Okaz», sprang Nadine erneut ein.
    «… diese Okaz eine Frau am Steuer eines schwarzen Wagens gesehen hat.»
    «Diese Frau, das waren Sie!»
    «War ich nicht!»
    «Waren Sie doch!»
    «Nein!»
    «Doch!»
    Die Befragung geriet allmählich zur Farce. Reiss dich zusammen, Francesco, sonst ist die ganze Übung umsonst, dachte Nadine, die nervös auf ihrem Stuhl hin und her rutschte.
    «Wollen Sie noch einen Martini?»
    «Doch … ich meine nein … ich meine ja!»
    Elisabeth Fahrner schwankte zur Bar, schenkte nochmals zwei Getränke ein und reichte eines dem Kommissär. Schweigend nippten sie an ihren Gläsern und fixierten sich. Die Ruhe tat gut, wenngleich sie jener vor dem Sturm ähnelte …
    «Was Sie da gesagt haben …»
    «Was?»
    «Mit den Familien. Das habe ich mir so noch nie überlegt. Stimmt es? Ich meine, dass sie gute Menschen geworden sind?»
    «Bessere als Sie und ich wahrscheinlich», lallte der Kommissär.
    «Mein Gott ist das ein Scheissleben!»
    «Scheissleben!», wiederholte Ferrari. Er nahm Elisabeth Fahrner das leere Glas aus der Hand, schwankte zur Bar und füllte beide Gläser nach.
    «Hier, trinken Sie!»
    «Aber das Versprechen muss doch eingehalten werden.»
    «Versprechen müssen immer eingehalten werden», bestätigte der Kommissär monoton.
    «Man muss es zu Ende bringen.»
    «Alles hat einmal ein Ende», murmelte Ferrari leise.
    «Verhaften Sie mich jetzt?»
    «Sie verhaften? Wieso? Haben Sie etwas verbrochen?»
    Wortlos erhob sich der Kommissär und verliess, auf Nadine gestützt, das Büro. Zurück blieb eine betrunkene Elisabeth Fahrner, die in ihre eigene Welt abgetaucht war. Wie in Trance torkelte die Architektin erneut zur Bar, füllte

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