Und der Basilisk weinte (German Edition)
unterhalten, Ferrari? Entschuldige uns bitte einen Augenblick, Markus.»
Ferrari ging mit Borer auf den Flur.
«Was wird hier eigentlich gespielt?»
«Wir haben gestern Abend telefoniert. Ich habe ihm des Langen und Breiten erklärt, dass einer Vorladung Folge zu leisten sei. Markus spottete nur und blieb stur. Er wies auf seine Bedeutung als Ständerat hin, als ob ich das nicht wüsste. Wie heisst es so schön, Hochmut kommt vor dem Fall. Nun ist er doch einsichtig geworden, gerade noch rechtzeitig.»
«Und wenn wir ihn in Handschellen abgeführt hätten?»
«Sein Problem! Irgendwann ist Schluss. Ich kann es mir nicht erlauben, einen Serienmörder frei herumlaufen zu lassen. Wir müssen jede noch so kleine Spur verfolgen. Und wenn, bei allem Respekt, ein arroganter Ständerat nicht begreift, dass man es gut mit ihm meint, dann muss er halt den harten Weg kennenlernen.»
«Manchmal versetzen Sie mich in Erstaunen, Herr Staatsanwalt.»
«Manchmal bin ich selbst über mich erstaunt, Ferrari.»
«Markus Schneider sitzt in meinem Büro.»
«Was? Wie ist das möglich? Ich habe ja erst vor Kurzem die Kollegen losgeschickt …», Nadine war sprachlos.
«Borer hat es möglich gemacht. Kommst du rüber?»
Ständerat Schneider war kein besonders angenehmer Zeitgenosse. Ferrari hatte ihn mehrmals in Fernsehdiskussionen erlebt, in denen er locker mit seinem gewandten Auftreten seine politischen Gegner an die Wand gespielt hatte. Seine Karriere begann vor rund zwanzig Jahren als Parteisekretär in Basel. Schon kurze Zeit später wurde er Generalsekretär, dann Nationalrat und nun Ständerat. Viele sahen in ihm einen zukünftigen Bundesrat. Von seinem Privatleben wusste der Kommissär so gut wie nichts. Ausser, dass er anscheinend eine Beziehung mit Elisabeth Fahrner hatte, die schätzungsweise fünfzehn Jahre jünger war.
«Ich bin ehrlich gesagt froh, dass Sie es sich anders überlegt haben, Herr Schneider.»
«Jakob hat mich von der Wichtigkeit meiner Aussage überzeugt. Sie hätten mich doch nicht verhaftet, oder?»
«Von verhaften kann keine Rede sein. Ein paar Minuten später und wir hätten Sie mit einem Streifenwagen abholen lassen.»
«Sie bluffen!»
«Keinesfalls. Wir brauchen einige Informationen von Ihnen. Sie hätten uns nur anrufen müssen, und wir wären auch zu Ihnen gekommen.»
«So, wie Sie Dieter Heim aufgesucht und eingeschüchtert haben.»
«Ich glaube nicht, dass Sie uns das vorwerfen sollten. Den ersten Stein haben schliesslich Sie geworfen», warf Nadine ein.
«Sie sind sicher Nadine Kupfer. Jakob hat mir schon einiges über Sie erzählt.»
«Und mein Vater auch einiges über Sie!»
«Ihr Vater? Kupfer … Kupfer … ja natürlich Nationalrat Kupfer … Sie sind seine Tochter? … Das hat mir Jakob verschwiegen. Wie auch immer. Dieter ist eine Flasche! Ihn konnten Sie einschüchtern, bei mir brauchen Sie es erst gar nicht zu versuchen.»
«Sie schätzen uns falsch ein, Herr Schneider. Ob Sie es mir glauben oder nicht, wir versuchen lediglich zwei Mordfälle aufzuklären. Um dieses Ziel zu erreichen, schöpfen wir alle rechtlichen, uns zur Verfügung stehenden Mittel aus.»
«Mit gelegentlichen Abstechern in die Grauzone wie bei Dieter. Man könnte auch von Amtsmissbrauch sprechen.»
«Manchmal gehört ein wenig Pokern zum Geschäft.»
«Wie Sie meinen. Dann legen Sie mal Ihre Karten auf den Tisch.»
«Damit es keine Missverständnisse gibt, Sie sind kein Tatverdächtiger. Wir versuchen einen Doppelmord aufzuklären und bitten Sie um Ihre Unterstützung.»
«Hören Sie mit dem Gesülze auf. Was wollen Sie?»
«Wie stehen Sie zu Elisabeth Fahrner?»
«Das geht Sie nichts an. Ich sehe keinen Grund, diese Frage zu beantworten.»
«Frau Fahrner gehört zum engsten Kreis der Tatverdächtigen. Also bitte, wie stehen Sie zu Frau Fahrner?»
«Sie ist eine gute Freundin.»
«Waren Sie am 3. Juli abends mit ihr zusammen?»
«An besagtem Freitag hielt ich eine Ansprache in der Basler Handelskammer. Danach sind Elisabeth und ich essen gegangen. Möchten Sie auch noch wissen, wo?»
«Wenn es Ihnen nichts ausmacht.»
«Im ‹Binninger Schloss›. Wahrscheinlich kennen Sie dieses Restaurant nicht. Es ist exklusiv und nicht ganz günstig.»
«Elisabeth Fahrner hat ausgesagt, den Abend mit Ihnen verbracht zu haben, nicht aber die Nacht.»
«Dann wird es auch so sein, Frau Kupfer. Elisabeth ist eine attraktive ungebundene Frau und ich bin verwitwet. Es wäre also nichts Weltbewegendes,
Weitere Kostenlose Bücher