Und der Basilisk weinte (German Edition)
vom Kaffee. Weshalb geht es dir schlecht?»
«Überrascht dich meine Ehrlichkeit?»
«Etwas anderes zu behaupten, wäre gelogen.»
Anita Brogli schmunzelte.
«Es bringt doch nichts, wenn ich bei dir eine Show abziehe. Die Polizei fehlt mir … ich bin heimatlos.»
Der Kommissär konnte das sehr gut verstehen. Einmal Polizist, immer Polizist. Stets auf der Jagd nach Verbrechern, einer Gratwanderung gleich.
«Polizistin zu sein, ist für mich das Einzige, was zählt. Und das hat man mir genommen.»
«Glauben Sie nicht, dass Sie selbst ein wenig daran schuld sind?»
«Nicht nur ein wenig. Ich bin ganz entschieden daran schuld. Aber wo gehobelt wird, fallen Späne. Sie wissen genauso gut wie ich, Frau Kupfer, dass uns die Verbrecher immer einen Schritt voraus sind. Wenn wir dann einmal einen erwischen, dürfen wir ihn nicht mehr loslassen. Wir müssen ihn ausquetschen, bis er gesteht, und knallhart bestrafen.»
Nadine sah Ferrari an. Anita Brogli glaubte an das eben Gesagte. Aus ihren Augen leuchtete glühender Fanatismus.
«Auch wenn es ab und zu einen falschen erwischt?», wandte Nadine fragend ein.
«Das gehört dazu. Berufsrisiko. Wenn wir uns blind an die Verhaltensregeln halten, wenn wir einen Verbrecher mit Samthandschuhen anfassen, gesteht er nie. Innert kürzester Zeit läuft er wieder frei herum und lacht uns aus. Gehen Sie doch einmal abends durch Basel. Die Leute trauen sich schon nicht mehr auf die Strasse, weil sie sich vor der steigenden Kriminalität fürchten. Das ist das Ergebnis falscher Politik. Dieser Sumpf muss unbedingt trockengelegt werden.»
«Am besten durch Internierungslager!»
«Nur nicht so zynisch, Frau Kupfer. Aber ja, wieso nicht. Wir müssten dann neue Gefängnisse bauen, keine Luxuspaläste mit allem Komfort, sondern Arbeitslager, in denen die Verbrecher für ihre Tat büssen und gleichzeitig mit ihrer Arbeit zum Allgemeinwohl beitragen.»
«Und wer nicht pariert, wird eliminiert! Hatten wir diese Parolen nicht schon vor siebzig Jahren?», zündete Nadine.
Die beiden Streithennen standen sich kampfbereit gegenüber. Wer von den zwei wohl als Siegerin vom Platz gehen würde, überlegte Ferrari kurz, bevor er sich einmischte.
«Ganz so ist es natürlich nicht, Anita.»
«Ich hätte der Polizei viel geben können. Das wusste Bernie, aber ihr habt mich ausgestossen.»
«Du hast dich selbst ausgeschlossen. Hast du nicht eben zugegeben, selbst schuld zu sein?»
«Ihr wolltet mich loswerden. Weil ich euch Männern zu gut war.»
«Also, bitte Anita …»
«Doch. Ich wurde für euch zu einer Gefahr. Ich bin der bessere Polizist, als du es je sein wirst. Und das weisst du.»
«Ich habe nie behauptet, dass ich ein Superstar bin.»
«Aber die Medien machen aus dir einen. Ferrari hier, Ferrari da. Es ist zum Kotzen. Und Stephan, Philippe und dieser junge Toni himmeln dich an. Du hättest Stephan hören sollen, wie ehrfürchtig er von dir spricht.»
«Dummes Zeug. Hör auf damit, Anita.»
«Ich beneide dich, Francesco. Du sitzt auf dem Thron, der für mich bestimmt war.»
Sie ist krank!, schoss es Ferrari durch den Kopf. Sie glaubt den Unsinn, den sie erzählt. Es wird wohl besser sein, das Gespräch zu beenden. Wir würden sowieso nichts aus ihr rauskriegen.
«Ich bin keineswegs verrückt, Francesco.»
«Das habe ich nicht behauptet.»
«Man sieht es dir an. Dein Gesicht sagt mehr als tausend Worte. Ich begreife nicht, wie du überhaupt je einen Fall lösen konntest.» Anita Brogli schüttelte den Kopf. «Du bist ein Glückspilz und weisst gar nicht, was du hast. Lassen wir das.»
«Wie ist dein neuer Job», versuchte Ferrari das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken.
«Ich bilde hier Idioten aus, die in der Nacht ihre Schlüssel in irgendwelche idiotischen Kästchen stecken, um noch idiotischeren Firmenbesitzern Sicherheit vorzugaukeln. Dass ich nicht lache.»
«Das ist ja bestimmt nicht das Schlechteste.»
«Sie haben gut reden. Sie sitzen auf der anderen Seite. Sobald es spannend wird, haben wir unsere Pflicht getan. Dann kommt ihr daher und übernehmt den Fall. Gib mir deine Waffe, Francesco.»
«Ich trage keine.»
«Sehr witzig. Komm schon, gib mir deine Waffe.»
«Ehrlich, Anita, ich habe keine.»
«Du spinnst, Francesco. Waffen sind heilige Insignien, sie verleihen ungeheure Macht. Schau mich an, ich darf keine tragen, was ich zutiefst bedaure.»
«Können wir das Thema wechseln. Ich glaube nicht, dass wir auf dieser Ebene weiterkommen. Du hast
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