Und der Basilisk weinte (German Edition)
Direktor des Spitals verwickelt. Dieser verbat sich eindringlich, dass durch die Anwesenheit der Polizei die normalen Abläufe zum Erliegen kamen.
«Gut, dass du da bist. Der Spitaldirektor steht kurz vor dem Zusammenbruch, weil wir alles abgeriegelt haben. Was sollen wir tun?», wandte sich Stephan Hilfe suchend an den Kommissär.
«Wo liegt Stähli?»
«Ganz hinten in der Männertoilette.»
«Dann heb den Belagerungszustand auf, lass die Leute ihre Arbeit machen. Ich will aber nicht, dass jemand in Stählis Büro geht oder die Toilette auf diesem Stock benutzt.»
«Ist Peter mit seinen Leuten da?»
«Sie sind bereits an der Arbeit, Nadine.»
Nadine folgte Ferrari zur Herrentoilette. Stähli lag, von einem weissen Tuch bedeckt, in einer Blutlache am Ausgang einer der WC-Kabinen.
«Der Mörder hat gewartet, bis Stähli rausgekommen ist, und stach dann zu. Aus die Maus!»
«Danke für deine Feinfühligkeit, Peter.»
«Nichts zu danken. Ich dachte, Richter wäre als Nächster fällig.»
«Woher weisst du das?»
«Stephan hat es so nebenbei bemerkt. Deine Theorie hinkt wohl ein wenig.»
«Wann wurde er ermordet?»
«Nach dem, was uns Stählis Kollegen erzählten, kann es höchstens zwei Stunden her sein. Eher weniger. Willst du einen Blick auf ihn werfen?»
«Nein danke. Lass das Tuch drauf. Es reicht mir, wenn ich das Blut neben der Leiche sehe.«
«Wieder mehrere Einstiche?»
«Nur zwei, Nadine. Aber sehr präzise, beide voll ins Herz.»
«Wahrscheinlich war dem Mörder das Risiko zu gross, entdeckt zu werden.»
«Können wir den Leichnam mitnehmen, Francesco?»
Der Kommissär nickte und wandte sich den Kollegen zu, die in Philippe Stählis Büro nach Spuren suchten. Hier haben wir uns noch vor einigen Tagen unterhalten, dachte Ferrari. Stähli wusste, dass er auf der Todesliste stand. Trotzdem wollte er sich nicht beschützen lassen. Hatte sich der Arzt womöglich ganz bewusst der Gefahr ausgesetzt? Kannte er sogar seinen Mörder? Gut möglich. Die Spurensicherung war abgeschlossen, die gefundenen Fingerabdrücke würden nun durch die Datenbanken gejagt. Vermutlich ohne Treffer, so wie bei den ersten beiden Toten.
«Weshalb Stähli und nicht Richter?», fragte Nadine.
«Weil Stähli vielleicht leichter zu erwischen war. Immerhin ist es uns gelungen, Richter Personenschutz rund um die Uhr zu geben. Stähli hat ihn nur halbherzig angenommen … Bernie ist ein strategisches Genie, intelligent, äusserst gewitzt und mit langjähriger Polizeierfahrung.»
«Wenn ich dich nicht besser kennen würde, könnte man glauben, dass du das Schwein noch bewunderst.»
Weit weg von der Wahrheit war Nadine mit ihrer Bemerkung nicht. Ferrari liebte das Kräftemessen mit einem intelligenten Täter. Ein mörderisches Spiel mit noch ungewissem Ausgang. Jeder Schachzug musste gut überlegt sein, die Strategie des Gegenübers miteinbezogen werden.
«Wer hat Stähli gefunden?», wandte sich der Kommissär an Stephan.
«Ein Viktor Hochreutener. Ich glaube, er ist der Buchhalter vom Spital.»
Finanzchef war die richtige Bezeichnung, wie er sich Nadine und Ferrari gegenüber vorstellte. Er sei zur Toilette gegangen und praktisch über den Arzt gestolpert. Angesichts der Blutlache habe er unverzüglich einen Arzt geholt, der nur noch den Tod feststellen konnte. Daraufhin wurde die Polizei verständigt.
«Von wem wird die Toilette benutzt?»
«Von den Mitarbeitern dieser Etage. Vor allem von den Chefs, deren Büros sich hier befinden. Dr. Stähli, Mathis Luginbühl, das ist der kaufmännische Direktor, und Professor Remigius Vischer, Chefarzt der Chirurgie.»
«Und keiner musste in der letzten Stunde auf die Toilette?», argwöhnte Nadine.
«Professor Vischer hat heute den ganzen Vormittag operiert, so viel ich weiss. Und ich war mit Mathis … Herrn Luginbühl im Gesundheitsdepartement. Es ging um das Budget fürs nächste Jahr. Wir sind erst gegen Mittag zurückgekommen. Dr. Stähli war heute praktisch allein auf dem Stock.»
Nadine und der Kommissär bedankten sich beim Finanzchef des Kantonsspitals und wandten sich wieder an Stephan Moser.
«Habt ihr die Tatwaffe gefunden?»
«Nein, nichts.»
«Gibt es niemanden, der Stähli oder seinen Mörder gesehen hat?»
«Darauf wollte ich gerade kommen. Die Assistentin des kaufmännischen Direktors glaubt, den Mörder gesehen zu haben.»
«Gut, dann versuchen wir bei ihr unser Glück, komm, Nadine.»
Regula Thalmann, eine rundliche Frau Anfang sechzig, schien
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