und der Geisterzug
?«
»Ein Geist«, übersetzte Bob.
»Was war es dann?«
»Das werden wir herausfinden«, sagte Justus zuversichtlich. »Seit wann spukt es im Tunnel, Fred?«
»Seit ungefähr – lass mich mal überlegen. Seit ungefähr acht Monaten.«
»Und vorher war alles ruhig?«
Fred nickte.
»Ist vor acht Monaten irgendetwas Besonderes passiert? Mit dem Tunnel oder der Bahn?«
»Nicht dass ich wüsste.«
»Und hat schon jemand versucht, der Sache auf den Grund zu gehen und vielleicht die Mauer zu beseitigen?«
»Ein paar Jungs aus der Stadt sind mal reingegangen und sehr schnell wieder rausgekommen. Aber den Erwachsenen ist es egal – außer der Museumsbahn fährt ja kein anderer Zug durch den Black Mountain, und wenn das Museum geschlossen wird, fährt auch der Zug nicht mehr. Dann wird der gesamte Tunnel zugemauert. Und die meisten Leute glauben sowieso nicht an einen Spuk.«
»Hm«, sagte Justus. »Und deswegen fährt der Zug weiter durch den Tunnel, statt jedes Mal den weiten Umweg über Owens Peak zu nehmen.«
»Dafür wurde die Abkürzung doch schließlich gebaut! So konnten wir immer im Kreis fahren, statt in Sterling stundenlang rangieren oder rückwärts fahren zu müssen. Wir sind morgens nach Owens Peak losgefahren, haben an der Abzweigung Wasser und Kohlen getankt, sind weiter nach Sterling gefahren und dann direkt durch Kern Valley und den Berg nach Hause.«
»Verstehe. Und was hast du da vorhin über eine zerbrochene Lampe erzählt?«
»Carl sagte, ein Stein sei gegen den Scheinwerfer geflogen, und das Glas war zerbrochen. Deshalb musste er anhalten.«
»Das war alles?«
»Klar. Was hätte er denn noch sagen sollen? Er hat den Scheinwerfer repariert, während Sam mich verarztet hat.« Fred rieb sich den blauen Fleck am Hals. »Ich muss los. Wir sehen uns gleich beim Essen!«
Als Fred gegangen war, meinte Bob: »Das finde ich aber merkwürdig. Offenbar hat Carl allen verschwiegen, dass er diese Wachsfigur überfahren hat. Stattdessen erfindet er ein Märchen über einen zerbrochenen Scheinwerfer. Ich dachte, er hätte gesagt, dass die Polizei sich darum kümmern würde.«
»Wir werden ihn mal danach fragen. Tja, Kollegen – bisher tappe ich bei diesem Fall leider im Dunkeln.«
»Hör bloß auf!«, sagte Peter. »Ich habe reichlich genug davon, im Dunkeln herumzutappen. Und überhaupt gehe ich jetzt in die Dusche und sehe mir mal mein Knie an. Ich habe das Gefühl, es ist doppelt so dick wie sonst.« Er humpelte ins Badezimmer.
Nach dem Duschen hatten sie noch eine halbe Stunde Zeit und räumten ihre Wäsche aus den Rucksäcken in den Schrank.
»Welchen Fall bearbeiten wir nun eigentlich?«, fragte Bob. »Versuchen wir, den Kerl zu finden, der Fred auf der Toilette eingesperrt hat, forschen wir der kaputten Wachsfigur nach oder klemmen wir uns hinter den Eisenbahnspuk?«
»Alles«, sagte Justus. »Ich glaube nämlich, dass all diese Dinge irgendwie zusammenhängen. Und wir haben auch einen Verdächtigen, nämlich unseren geheimnisvollen Mitfahrer, den ich beim Einsteigen kurz gesehen habe. Schmächtig gebaut, schwarzer Anzug, glattes schwarzes Haar, Sonnenbrille. Es wird Zeit, dass wir herausfinden, wer das ist und warum Fred glaubt, es könne ein Chinese –«
An der Tür klopfte es, und er unterbrach sich. »Herein!«
Die Tür ging auf, und ein ältlicher Mann trat ein. Er war schmal und schmächtig gebaut, trug einen altmodischen schwarzen Anzug und hatte die dünnen schwarzen Haare streng nach hinten gekämmt. In der Hand trug er einen großen schwarzen Arztkoffer. Und er war unverkennbar ein Chinese.
»Guten Tag«, sagte er leise und höflich in präzisem Englisch. »Ich bin Dr. Philip Long. Ich möchte mir das verletzte Knie des jungen Peter Shaw ansehen.«
Mit offenem Mund starrten die drei ihn an. Peter fand zuerst seine Sprache wieder und sagte hastig: »Ich bin Peter. Aber das Knie ist schon wieder ganz in Ordnung. Ich bin bloß gestolpert.«
Dr. Long musterte ihn schweigend. Endlich sagte er ebenso leise: »Du bist ein sportlicher junger Mensch, Peter Shaw. Du weißt, wie leicht eine Verletzung des Knies zu einem dauerhaften Schaden führen kann. Es ist nicht gut, im falschen Moment Stolz zu zeigen.«
Peter öffnete den Mund, dann überlegte er es sich und schloss ihn wieder. Er krempelte das Hosenbein hoch, und Dr. Long untersuchte das aufgeschlagene Knie, das unter einer blutigen Kruste blau und grün angelaufen war. »Du bist mit deinem ganzen Gewicht auf dieses Knie
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