...und der grüne See (German Edition)
schlagartig
aufgestoßen wurde. Agatha stand in der Tür - kreidebleich und
zitternd. Stumm blickte sie in die Gesichter der jungen Schüler
und ihres Cousins.
„Agatha!“, stieß Denny erschrocken aus. „Was ist passiert?“
Rüstem und er erreichten gleichzeitig die schwankende
und nach Luft japsende Zwergenfrau, um sie zu stützen und
geleiteten sie zum Bett.
„D… D… Die Wächterin“, stotterte sie nur.
„Was ist mit ihr? Ist Tessa was zugestoßen?“ Denny be
-
fürchtete das Schlimmste.
„Heilzentrum … bewusstlos“, gab sie verstört von sich.
Denny stürzte zur Tür. „Los! Schnell zur Heising. Hoffentlich
ist Tessa nichts Schlimmes passiert. Willi, du musst unbedingt
bei Agatha bleiben, falls sie noch was sagt, was wir unbedingt
wissen sollten.“
Dr. Heising fing die Vier am Eingang des Heilzentrums ab.
„Was ist passiert?“ Denny war völlig aufgelöst und außer
Atem. „Wie geht es ihr?“
Die Ärztin für Heilkunde hielt ihn fest, als er versuchte, an
ihr vorbeizulaufen.
„Es ist zwar ernst, aber sie ist nicht in Lebensgefahr. Sie
schläft tief und fest.“
„Und was genau ist passiert?“, fragte Moana.
„Ein Steinmagier aus dem Rothaargebirge war in unseren
Wäldern auf Wanderschaft und fand sie schlafend auf einem
Baum. Seitdem ist sie nicht mehr aufgewacht.“
Denny verspürte zum ersten Mal große Angst und Sorge um
seine Wächterin.
„Wann wird sie aufwachen?“
„Das ist ja die Misere, in der wir uns momentan befinden.
Sie wird nicht von selbst aufwachen.“
„Kann ich zu ihr?“.
„Meinetwegen“, gab Dr. Heising endlich nach, „bitte nicht
so lange. Sie wird euch sowieso nicht hören.“
Im Krankenzimmer angekommen, sah Denny seine
Wächterin friedlich schlafend im Bett liegen.
Während Rüstem und die Mädchen neben der Tür stehen
blieben und stumm auf Tessa blickten, trat Denny näher und
nahm ihre Hand. „Wieso schlief sie eigentlich auf einem Baum?“
„Das Erste, was ich den Wanderer gefragt habe, war, was es
für eine Sorte von Gehölz war.“
„Und?“
„Der Wanderer war sich absolut sicher, dass es sich um eine
Wanderstacheleibe gehandelt hat.“
„Warum ist es so wichtig, auf was für einem Baum sie ge-
funden wurde?“, fragte Denny irritiert.
„Weil sich in der Baumrinde einer Wanderstacheleibe
feinste Stacheln befinden, mit denen man nicht in Berührung
kommen sollte, denn sie geben bei Körperkontakt eine schlaf-
bringende Substanz ab.“
„Und hat der Fremde Ihnen gesagt, wo genau er sie gefun-
den hat?“
„Ich denke, dass das unerheblich ist, Denny.“
„Wieso?“, meldete sich Rüstem aus dem Hintergrund.
„Das sagt ja schon der Name “, erklärte
sie. „Diese seltenen Bäume wechseln stets ihren Standort. Daher
ist es völlig unklar, wann und wo Herrn Gideons Wächterin mit
dieser Spezies in Berührung gekommen ist.
Mich wundert übrigens, dass ihr etwas Derartiges passiert
ist. Fauna gehört im Laufe der sechsten und siebenten Ebene
zum Lehrstoff in .“
„Was meinten Sie vorhin mit: mehr aufwachen?>“
„Dass es durchaus eine Möglichkeit geben könnte, sie
aufzuwecken!“
„Und welche wäre das?“
„Dass es uns gelingt, ein Stück Wurzel von einem solchen
Baum zu besorgen. Der Wurzelsaft ist nämlich das Gegenmittel.“
„Dann werden wir versuchen, diesen Baum so schnell wie
möglich ausfindig zu machen.“
Dr. Heising schüttelte den Kopf.
„Dieses Unterfangen wird sich schwierig gestalten, da nie-
mand genau weiß, wo genau sie sich befinden. Außerdem sind
Wanderstacheleiben in Deutschland sehr selten. Sie sind eher
in Zentralafrika zuhause.“
Dennys Entschluss stand trotzdem fest. Er wollte nicht
nur den , sondern auch die Wanderstacheleibe
aufspüren. Er konnte und wollte Tessa nicht im Stich und für
immer und ewig schlafen lassen. Mit Entschiedenheit drückte
er Tessas Hand … und zuckte zusammen. Tessa hielt etwas in
ihrer Faust. Denny überlegte kurz, bevor er Dr. Heising fragte:
„Kann ich für einen kurzen Augenblick mit meiner Wächterin
allein sein?“ Denny setzte gekonnt ein bedrücktes Gesicht auf.
Dr. Heising lächelte mitleidig und verständnisvoll.
„Natürlich dürfen Sie das. Ich muss ohnehin den Direktor
informieren … sofern das noch kein Bote erledigt hat.“
Kaum war Denny mit seinen Freunden allein im Zimmer,
begann er vorsichtig, Tessas Faust zu öffnen.
„Denny!“,
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