...und der grüne See (German Edition)
zischte Mian entsetzt. „Was um Himmels Willen
tust du da? Lass das!“
Denny hörte nicht, sondern zog langsam und vorsichtig
Tessas Finger auseinander und nahm ihr ein Stück Papier aus
der Hand. Als er es entfaltete, hielt er eine selbstgemalte Land-
und Waldkarte in der Hand, auf der ein rot gekennzeichneter
Weg zu sehen war. Denny hielt den Zettel schnell seinen
Freunden entgegen und flüsterte: „Sie hat darauf einen Pfad
eingezeichnet!“
Schritte näherten sich auf dem Flur. Schnell ließ Denny das
Papier in seiner Anzugtasche verschwinden. Dr. Heising - mit
dem Schuldirektor im Schlepptau - betrat das Krankenzimmer.
„Herr Direktor, ich …!“
Der Schulleiter unterbrach ihn. „Ich weiß, Denny, Frau Dr.
Heising hat mir bereits alles erzählt. Ich wundere mich nur, wie
Tessa das passieren konnte. Normalerweise ist sie ausgespro-
chen umsichtig.“ Der Schuldirektor legte seinen Arm um Dennys
Schultern. „Denny, hast du eine Ahnung, was Tessa plante oder
wohin sie vielleicht wollte?“
Rüstem und die Zwillinge hielten sich außerhalb des
Blickfeldes des Schulleiters auf und schauten sich ratlos an.
„Nein“, log Denny, „ich habe Tessa seit unserem Sieg gegen
Saturn und Jupiter nicht mehr gesehen.“
„Und ist dir in den letzten Monaten vielleicht sonst irgend-
etwas Ungewöhnliches aufgefallen?“
„Nein!“, wiederholte Denny mit gekonnt gespielter
Unwissenheit.
Professor Sauer sagte erst nichts, sondern schaute Denny
nur in die Augen. Dann beugte er sich zu ihm hinunter und
flüsterte: „Gibt es eigentlich Neuigkeiten was den
betrifft?“
„Herr Professor“, antwortete Denny ebenso leise, „bisher
hatte ich keine Zeit, mich damit zu befassen. Außerdem habe
ich das Gelände bisher noch nie allein verlassen. Aber es gibt
eventuell eine Möglichkeit, mehr zu erfahren.“
Direktor Sauers Augen weiteten sich.
„So?“, fragte er überrascht und hielt sein Ohr direkt vor
Dennys Gesicht. „Was für eine?“
„Meine Eltern haben vor, noch in diesem Jahr das Haus
zu verkaufen und woandershin zu ziehen. Der Keller und der
Dachboden stehen voll mit altem Zeug, das meinem Großvater
gehörte.“
„Ach?“, reagierte der Schulleiter interessiert.
„Ja, und das Meiste davon soll weggeworfen oder ebenfalls
verkauft werden. In den Sommerferien wollen wir entrümpeln
und da werde ich meine Augen offen halten.“
Sauer richtete sich wieder auf und sah Denny unsicher an.
„Gut, Denny, ich sehe schon, du tust dein Bestes. Versprich
mir, dass du mich auf dem Laufenden hältst, ja?“
„In Ordnung, Herr Professor. Und was wird jetzt aus Tessa?“
„Mach dir keine Sorgen, Denny. Wir haben recht gute
Verbindungen nach Afrika. Dort werden wir unsere Freunde
bitten, uns einen entsprechenden Wurzelextrakt zu schicken.
„Und wie lange wird es dauern, bis sie davon trinken kann?“
„Naja, ein paar Tage, wenn nicht gar Wochen. Die
Hauptsache ist doch, dass sie nicht in Lebensgefahr schwebt.“
„Sie haben recht, Herr Professor. Und vielleicht laufen wir
ja doch noch einem solchen Baum über den Weg.“
„Ja, wer weiß!“, erwiderte der Schulleiter und klopfte Denny
aufmunternd auf die Schulter. „So, Denny, ich werde mich jetzt
schnellstens um unsere Kontakte in Afrika kümmern. Wir wol-
len keine Zeit verlieren. Übrigens, wenn du mehr weißt oder
es passiert Außergewöhnliches, dann melde dich bitte bei mir.
Kann ich mich darauf verlassen?“
Denny nickte.
Eilig verabschiedete sich der Schulleiter von Frau Dr.
Heising und den Kindern, dann verließ er das Krankenzimmer.
„So, meine Herrschaften, ich denke, Sie gehen jetzt besser
auch. Morgen dürfen Sie gern wiederkommen.“
Denny drehte sich noch einmal zu Tessa um, bevor er mit den
anderen den Raum verließ. Auf dem Weg zum Mammutbaum
zeigte er seinen Freunden noch einmal den Papierfetzen aus
Tessas Hand. Auch die geflüsterten Worte des Direktors wie-
derholte er.
„Wieso hast du ihm nicht die ganze Wahrheit erzählt?“,
fragte Moana spitz.
„Genau!“, setzte Mian hinzu, „Vielleicht hätte er uns irgend-
wie helfen können.“
„Weil ich meine Hauptsteine dafür verwetten würde, dass
wir morgen ohne Tessa nicht hätten aufbrechen dürfen.“
„Morgen schon?“, platzte es aus Rüstem heraus, der prompt
einen Schubser von Mian bekam.
„Psst! Ey, geht `s noch? Willst du, dass es alle mitkriegen?“
„Denny hat womöglich recht“, flüsterte Moana. „Es ist
Samstag und wir haben
Weitere Kostenlose Bücher