...und der grüne See (German Edition)
schulfrei. Und soviel ich weiß, haben
unsere Stonecasher an diesem Tag kein Training. Ich gehe am
besten jetzt gleich noch mal zu Agatha und Willi und sag denen
Bescheid. Wann wollen wir starten?“
„Ich denke, gleich morgen früh um sieben!“, entschied
Denny.
„Um sieben schon?“, bölkte Rüstem, der sich nochmals eine
einfing - diesmal von Moana.
„Jetzt halt doch einfach mal die …“
„Kommt schon, hört auf, vielleicht schaffen wir es, am spä-
ten Nachmittag wieder zurück zu sind. Es ist nicht weit und
wir haben die Sportsteine.“
Am Abend wurde festglegt, wer welches Gepäck trägt. Agatha
legte jedem noch Proviant für zwei Tage dazu. Denny hielt das
für übertrieben, wollte aber die Haushälterin nicht vor den Kopf
stoßen.
Am nächsten Morgen trafen sich alle Beteiligten pünktlich
in Agathas Küche zu einem deftigen Frühstück. Denny zupfte
immer wieder am Halstuch seines Großvaters, dass er sich um-
gelegt hatte. Mit Blick auf Willis Rucksack fiel ihm auf, dass
der doppelt so groß wie Willi selbst war. Mit der Leichtigkeit
eines durchtrainierten Athleten schwang der sich sein Gepäck
auf den Rücken.
Rüstem sah den Zwerg ungläubig an.
„Sag mal, Willi, dir ist doch hoffentlich klar, dass wir ein
kleines Stückchen gehen müssen, oder?“
„Das lass mal meine Sorge sein, Rüsti.“
„Was ist da eigentlich alles drin?“, fragte Rüstem weiter.
„Wir anderen schleppen längst nicht so viel mit uns rum.“ Er
schaute zu Denny. „Hast du nicht gesagt, dass jeder von uns
gleich viel Gepäck trägt? Oder täuscht das, weil Willi so klein
ist?“Dem Zwerg stieg auf einmal Zornesröte ins Gesicht.
„Tschuldige Willi! Ich findenur, dass du nicht benachteiligt
werden sollst und das Meiste trägst.“
Denny schritt ein: „Das stimmt, Willi. Bei der Verteilung
habe ich genau darauf geachtet, dass jeder von uns das
Gleiche an Gewicht erhält, und zwar entsprechend seines
eigenen Körpergewichts. Was hast du denn noch zusätzlich
eingepackt?“
„Nur das, was mir von der Liste zugeteilt worden ist.
Zwei leere Wasserbehälter, Proviant, die Hälfte einer ganzen
Grundausstattung von Magiesteinen, zwei Rosenquarzsteine,
Wäsche, und …“ Willi hörte auf, weiter aufzuzählen und sah
verlegen in die Runde.
„Und was?“, setzte Denny nun energischer nach.
„… und Gemüse!“, antwortete er kleinlaut.
„Gemüse?“ Denny glaubte, sich verhört zu haben. Er trat an
Willis Rucksack heran und sah hinein. „Gurken, Mais, Möhren
Tomaten, Rotkohl … Willi, sag mal, was willst du denn mit all
dem Zeug? Ohne wäre dein Gepäck genauso schwer wie das
unsere!“
„Wenn dein Großvater gemeinsam mit meinem alten Herrn
oder mir auf Wanderschaft ging, hatte er stets `ne Menge
Gemüse dabei. Ich habe zwar kaum was davon abbekommen,
aber er sagte immer …“, Willi sprach jetzt mit tiefer Stimme
weiter, <… ‚Gmüs ist gut für Gsundheit>. Danach lachten er und
mein Vater, als ob das ein Witz gewesen wäre.“
„Aha!“ Rüstem verstand nicht im Geringsten, wo da der
Witz war.
„Und jetzt nehm ich halt Gemüse mit. Ich find das zwar
nicht wirklich witzig, bin aber kein Gemüseverächter. Habe
nämlich schon immer gern Gemüse gegessen.“
Denny runzelte einen Moment die Stirn.
„Also, wenn du das Zeug den ganzen Weg allein tragen
kannst, meinetwegen. Entsorgen geht immer.“
„Keine Bange“, lächelte Willi, „bin ein Zwerg und Zwerge
können viel aushalten. Sie sollten nie unterschätzt werden.“
Bevor die Gruppe Agathas Wohnung verließ, legten sie sich
noch schnell ihre Lederbänder mit den Sport- und Laufsteinen
um. Es wurde langsam hell, aber alle anderen Schüler des Kollegs
schliefen noch.
Mischwald säumte ihren Weg. Hier und da ein scheues Reh oder
ein Eichhörnchen auf Nahrungssuche, eine Wildschweinmutter
mit ihren Frischlingen, erstes morgendliches Vogelgezwitscher
und die Zweige im Wind, die den Takt in einem großen
Naturkonzert mit Bildern angaben. All das ließ Denny und
seine Begleitern fasziniert verstummen. Wie beruhigend das
Ganze auf sie wirkte! Leichtfüßig und mit gleichbleibendem
Schritttempo kamen sie voran und damit ihrem Ziel immer
näher. Noch nie fühlte Denny sich so eins mit der Natur, wie an
diesem Morgen.
Willi, der vermeintlich Langsamste, gab zur Verwunderung
aller ein hohes Tempo vor.
Nach fünf Stunden Fußmarsch blieb er schlagartig stehen.
Rüstem befand sich direkt hinter ihm und wäre
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