...und der grüne See (German Edition)
Turmalinträger ist.“
Denny fasste mit der Hand an seine Halskette und holte
kurz Luft, um dem Schulleiter über seine Hauptsteine zu erzäh-
len. Doch dieser nahm es ihm vorweg:
„Tessa hat mir bereits berichtet, dass du einer bist und
gleich vier davon trägst.“
„War mein Großvater auch Turmalinträger?“
„Ja, war er. Er trug sogar sechs Turmaline mit sich.“ Mit
diesen Worten schob er die Holzschachtel näher zu Denny hi-
nüber. „Sieh her. Allein die Gegenwart deiner Hauptsteine lässt
ihn noch heller aufleuchten.“
Professor Sauer hatte Recht. Denny trennten noch drei-
ßig Zentimeter von dem Stein, der so grell leuchtete, dass er
befürchtete, der Paraiba-Turmalin würde gleich explodieren.
Denny war gezwungen, mit den Augen zu blinzeln.
Außerdem fühlte er in der Gegenwart des Steins eine hei-
melige Wärme. Ihm kam es vor, als würde er dicht vor einem
Lagerfeuer sitzen.
Der Schulleiter schloss den Deckel des Kästchens und un-
terbrach den Bann, den der Stein auf Denny ausübte. Mit einer
Handbewegung zog er die Vorhänge des Fensters wieder auf.
„Und sie wissen wirklich nicht, was dieser Stein alles
kann?“, wollte Denny neugierig wissen.
„Du weißt, dass dein Großvater und ich einander vertrauten.“
„Ja, das hat er mir in einem Brief geschrieben.“
„Gut! Er konnte mir trotzdem aus irgendeinem Grund nicht
viel darüber sagen. Nur so viel, dass dieser Stein kranke und
sterbende Menschen heilen kann. Aber nicht direkt.“
„Nicht direkt?“ Denny verstand gar nichts mehr. Entweder
er kann heilen oder nicht …
„Er meinte, dass dieser Stein nur dazu beitragen kann,
Menschen zu heilen.“
Denny konnte dem Schulleiter immer noch nicht folgen.
„Das verstehe ich nicht, Herr Professor.“
Sauer setzte seinen Becher in den Bart und nahm einenkräf-
tigen Schluck. „Ich nehme an, du hast noch nie etwas über einen
gehört!?“
Denny stutzte, schüttelte aber schnell den Kopf.
„Er ist äußerst selten und nur wenige wissen, wo sich so ein
See befindet. Dein Großvater wusste, dass es im Teutoburger
Wald einen solchen gibt. Das sagte er mir einmal
im Vertrauen. Das Wasser dieses besitzt heilende
Wirkung und der Paraiba-Turmalin spielt dabei eine wichtige
Rolle. Ohne diesen Stein ist er kein , sondern ein
See von Hunderten in unseren Wäldern.“
Plötzlich kam Leben in Denny. Ihm war etwas aufgefallen,
das damit im Zusammenhang stehen konnte. „Hat der See> etwas mit dem geschlossenen Geschäft in Aule Meille zu
tun?“Sauers Augenbrauen zogen sich nach oben: „Ah! Dir ist das
Haus dort aufgefallen! Ja, es stimmt. Es hat etwas damit zu tun.
In diesem Geschäft wurde lange Zeit vor deiner Geburt viele
Jahre lang das Wasser dieses Sees auf verschiedene Weise auf-
bereitet und vertrieben … bis zum Tode deines Großvaters.“
„Und warum nicht länger?“
„Dein Großvater war der Hüter des . Der
Grund dafür war der Besitz des Paraibas und gleichzeitig, dass
er ein Turmalinträger war.“
„Wie ist mein Großvater zu diesem Stein gekommen?“
„Vor vielen Jahren - da gehörte er bereits zum Kurat der
Ältesten - gab es einen Zwergenkönig, der in einem Waldstück
auf einer kleinen Anhöhe namens Loh bei Gessim lebte. Sein
Name war Willi de Stieve und er war in dieser Region verant-
wortlich für den Steinhandel zwischen uns Steinmagiern und
den Zwergen. Willi de Stieve hatte eine schwerkranke Tochter
und bat deinen Großvater um Hilfe, weil dein Großvater ein
bekannter und exzellenter Heilpraktiker war. Er genoss nicht
nur unter den Steinmagiern großes Ansehen, sondern auch bei
den Zwergen. Sogar international besaß er einen guten Ruf.“
Denny hörte dem Professor aufmerksam zu, denn er hatte
bisher viel zu wenig über seinen Großvater erfahren.
„Ignatius wusste von den Heilkräften eines Sees in unseren
Wäldern, aber um diese zu aktivieren, bedurfte es eines ganz
bestimmten Edelsteins und zwar eines Paraiba-Turmalin.
Ungefähr wusste dein Großvater, wo sich der See befand. Doch
um sicher zu sein, benötigte er diesen speziellen Stein. Diesen
gab es allerdings nur in den Bergen Paraibas, einem Bundesstaat
in Brasilien. Für den Zwergenkönig war es wegen seiner guten
Beziehungen nach Südamerika ein Leichtes, den Stein zu be-
sorgen. Es war ein Rennen gegen die Zeit, was die Tochter von
Willi de Stieve betraf. Ihr Gesundheitszustand hatte sich
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