...und der grüne See (German Edition)
Zwillinge etwas über den heraus-
gefunden hatten.
Professor Sauer schwieg eine Weile und wirkte nachdenk-
lich. Dann schaute er Denny in die Augen.
„Denny, du musst wissen, dass auch die Xamamax eine
Schule für Steinmagier haben. Diese liegt im Harz und wird
genannt. Mittlerweile ist es die Regel, dass
auch sie versuchen, junge Schüler wie dich für ihre Schule zu
gewinnen, wobei die meisten eher gezwungen, ja, regelrecht
verschleppt werden.“
„Aber wieso sind sie mir zweimal und immer zu zweit
begegnet? An der Reaktion meiner Eltern und Tessa habe ich
gemerkt, dass das sonst nicht üblich ist?“
„Ich kann mir vorstellen warum.“
„Nämlich?“
Professor Sauer sah zu Tessa hinüber, die kurz vorm
Einnicken war. „Tessa? Würden Sie uns bitte einen Moment
allein lassen? Ich würde gern mit Denny unter vier Augen
sprechen.“
Tessa sprang. „Aber Herr Professor! Ich bin seine Wächterin!
Wie soll ich ihn schützen, wenn mir Informationen fehlen?“
„Ich weiß, Tessa. Aber in diesem Fall ist es von großer
Wichtigkeit, dass ich zunächst allein mit dem Jungen rede. Sie
werden zu gegebener Zeit den Grund erfahren.“
Tessa verließ nur widerwillig das Büro. Als sie die Tür von
außen hinter sich zuschob, lehnte sich der Professor in seinem
weißen Ohrensessel zurück.
„Wusstest du, dass dein Großvater auch zu den Ältesten
gehörte?“
Denny schüttelte den Kopf.
„Der Ältestenrat bestand und besteht aus 120 Mitgliedern.
Aus Frauen und Männern, die eine große Verantwortung für
unsere Gemeinschaft auf der ganzen Erdkugel tragen. Geht
oder stirbt jemand, rückt immer der zu diesem Zeitpunkt äl-
teste Steinmagier nach. Als Ignatius Gideon starb, war Rüstems
Großvater an der Reihe.“
„Das hat mir Rüstem schon erzählt, ich meine, dass sein
Großvater zum Ältestenrat gehört“, unterbrach Denny schnell.
„Schön“, entgegnete der Schulleiter. „Wie jeder Rat auf der
Welt haben auch wir einen Vorstand. Bei uns Steinmagiern
nennen wir ihn das Kurat, das aus fünf Magiern besteht. Unter
ihnen hatte sich dein Großvater befunden, Egidius Felten, Rose
McWilkinsor, Fatma Hüste und ich.“
Denny wurde hellhörig.
„Der war auch dabei!“
„Richtig. Ich sehe schon, dieser Name wurde bereits an dich
herangetragen. Die anderen Personen, mit Ausnahme meiner
Wenigkeit, sind dir sicherlich unbekannt.“
Der Schuldirektor erhob sich und nahm zwei Zinkbecher
aus einem Regal. Dann griff er nach der Karaffe, die auf dem
Schreibtisch stand, goss beide Becher bis an den Rand voll und
reichte einen davon Denny.
„Feinster Holundersaft aus dem Teutoburger Wald“,
schwärmte er, nachdem er seinen Becher irgendwo zwischen
seinem Bart angesetzt hatte. „Probiere ruhig einen Schluck.“
Denny hatte seit dem Mittagessen nichts mehr getrunken
und nahm das Angebot gerne an. Der Professor hatte Recht.
Dieser Saft war köstlich. Denny setzte erst wieder ab, nachdem
er den Becher halb leer getrunken hatte.
Sauer zog plötzlich eine Schreibtischschublade auf, nahm
ein mit weinrotem Samt umfasstes Kästchen heraus und stellte
es in die Mitte des Tisches. Dann öffnete er es und drehte es
so, dass Denny erkennen konnte, dass sich darin ein faustgroßer
Stein befand. Dieser schien aus verschiedenfarbigen Kristallen
zusammengewachsen zu sein. Fasziniert vom Farbenspiel,
starrte Denny auf den Stein, der von einem Moment zum anderen
aufleuchtete. Als der Professor mit einer kurzen Handbewegung
das Fenster verdunkelte, nahm er an Helligkeit zu.
„Das ist ein Paraiba-Turmalin. Ein rares Exemplar, das dei-
nem Großvater gehörte.“
Wie gebannt starrte Denny auf den Stein. So etwas Schönes
hatte er noch nie gesehen. Dieser Stein übertraf alles bisher
Gesehene.
„Nun gehört er dir!“
Denny riss seinen Kopf hoch und sah den Direktor ungläu-
big an. Bestimmt hatte er sich verhört. „Entschuldigung, Herr
Professor, aber was haben Sie gesagt?“
Sauer lächelte. Er konnte die Gemütsbewegung des Jungen
nachvollziehen. „Ich habe gesagt, dass er nun dir gehört.“
„Mir?“ Denny zweifelte immer noch daran, dass er richtig
gehört hatte.
„Du hast ihn geerbt, könnte man sagen“, bestätigte Sauer
ohne sein Lächeln abzulegen.
Denny war sprachlos.
Sein Schulleiter fuhr fort: „Ich weiß leider sehr wenig über
diesen Stein. Es ist aber bekannt, dass er ein mächtiger Stein ist
und nur wirken kann, wenn sein Besitzer
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