...und der grüne See (German Edition)
heimlicher Läufer, der
während des Spiels voll unauffällig bleibt. Der Gegner denkt,
jemand anderer ist der Läufer, weil die Leibwächter die ganze
Zeit bei dem anderen sind.“
„Echt cool die Idee“ grinste Denny, „bin ja gespannt, was
für Koordinaten wir erhalten und wohin es uns im Teutoburger
Wald verschlagen wird. Wie kommen wir eigentlich an die
Angaben dran?“
„Die Karte mit den Koordinaten wird durch den hausinter
-
nen Botendienst dem Kapitän überreicht.“
„Botendienst?“
Moana konnte endlich etwas beisteuern. „Ich weiß von
Nihora, dass die Boten zwei Zwergenbrüder mit den Namen
Willi und Wolli sind. Genauer gesagt sind es Zwillinge wie wir,
aber sie sieht man wirklich immer nur zu zweit.“
„Warum?“, wollte Rüstem wissen.
„Weil sie allein keinen vollständigen Satz auf die Reihe
kriegen. Echt schräg die beiden. Nihora meinte, wenn man die
Augen zumacht, hat man das Gefühl, dass nur einer redet.“
„Gewonnen!“, rief Mian mit hochgestreckten Armen. Auf
dem Spielbrett zwischen den beiden Geschwistern leuchtete
das Sternkreiszeichen des Wassermanns rot auf.
„Ach, Menno! Schon das dritte Mal hintereinander“, mur-
melte Moana resigniert.
Mian rieb sich genüsslich die Hände. „Mach dir nichts
draus. Der Sieg bleibt in der Familie. Nochmal?“
„Nö“, wehrte ihre Schwester ab, „so langsam werde ich
müde.“
„Ok.“ Schnell räumte Mian das Spiel in den Trickkoffer.
„Ey, sagt mal“, Rüstems Blick ruhte auf dem Koffer, „ist der
Stein da wirklich noch irgendwo drin?“
„Natürlich“, entrüstete sich Moana, „glaubst du, bei uns
wäre sowas Kostbares nicht gut aufgehoben?“
„So war das nicht gemeint. Ey, komm schon, ich hab ihn
schon lange nicht mehr gesehen. Außerdem gibt der megakrasse
Farben ab, wenn Denny in der Nähe ist.“
Denny spürte dasselbe Bedürfnis, seinen Paraiba zu Gesicht
zu bekommen und mal wieder in den Händen zu halten.
Moana gab einen ausgiebigen Gähnlaut von sich und gab
scheinbar gelangweilt nach. „Na, meinetwegen. Aber danach ist
Matratze angesagt, klar?“
„Ok!“, versprachen beide Jungen folgsam.
Mian war noch nicht müde und eifrig schob sie den Koffer
aus der Ecke. Moana zog daraufhin die Schubladen in bestimm-
ter Reihenfolge auf und holte das Kästchen mit Dennys Stein
hervor.
Moana wollte den verschlossenen Paraiba gerade auf den
Tisch setzen, als sie ins Straucheln geriet und rücklings über ei-
nen Sessel fiel. Die Holzschachtel glitt aus ihren Händen, schlug
auf dem Dielenboden auf und zerbrach in alle Einzelteile.
Sie starrten einen Moment wie versteinert auf die Trümmer.
Denny warf sich auf die Knie und entdeckte den Stein unter
dem Sessel. Der Turmalin hatte sofort zu leuchten begonnen,
als er in Dennys Händen lag. Vorsichtig drehte er ihn. Zu seiner
Erleichterung hatte der Stein nichts abbekommen.
Moana war auf einen Schlag wieder hellwach. Erschrocken
stammelte sie: „Oh Denny! So ein Mist! Es … es tut mir so leid.
Ich … ich hab einen Moment nicht aufgepasst. Ist er noch ganz?“
„Schon ok“, erwiderte Denny, der seinen grell leuchtenden
Stein sanft auf den Tisch legte.
Rüstem versuchte Moana zu beruhigen: „Dem Paraiba ist
nichts passiert. Gleich morgen besorg ich einen neuen Kasten
oder was ähnliches für ihn.“
„Es tut mir trotzdem schrecklich leid.“ Moana schaute sich
den Edelstein vorsichtshalber noch einmal von allen Seiten an,
um ganz sicher zu sein, dass wirklich nichts passiert war. Mian
kehrte inzwischen die Einzelteile der Schachtel zusammen.
„Moment mal!“
Moana schreckte zusammen. „War die Schachtel doch
wertvoll?“
„Nein, nein! Da … da liegt was Weißes dazwischen.“
Denny sah es jetzt auch, bückte sich und zog ein kleines
zusammengerolltes Stück Papier heraus. „Die Schachtel muss
einen doppelten Boden gehabt haben“, stellte er erstaunt fest.
Vorsichtig rollte er den Zettel auf. Die Größe entsprach dem
eines Kassenbons aus dem Supermarkt.
Neugierig schaute ihm Rüstem über die Schulter und sah
nur Zahlen, Buchstaben und Zeichen, die ihm fremd waren.
„Was steht `n da?“
„Könnte eine Botschaft sein …“, dachte Denny laut nach und
breitete das Zettelchen neben seinem hell erleuchteten Paraiba
für alle sichtbar auf dem Tisch aus:
„Hab keinen Plan, was das heißen könnte“, murmelte
Rüstem und kratzte sich am Hinterkopf.
„Da ging es wohl um eine Art Verabredung an einem 5.2. um
8 Uhr 40“,
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