...und der grüne See (German Edition)
Zwerg mit voller Wucht, sodass er
rücklings gegen den Küchentisch krachte und seine Hacke fallen
ließ. Sofort richtete sich der Zwerg wieder auf, schnappte sein
Werkzeug und warf es Denny entgegen. An Moanas Lederband
leuchtete ein Jadestein. Sie brachte die Spitzhacke noch im
Fliegen zum Stehen und ließ sie in die Ecke fliegen.
Rüstem schien nicht an eine Wirkung gedacht zu haben,
sondern stürmte auf den Zwerg zu und schmiss sich ihm ent-
gegen. Der geriet ins Straucheln und landete wieder auf dem
Rücken. Rüstem setzte sich rasch auf ihn und drückte seine
Arme auf den Boden.
Agatha rührte sich nicht. Mian behielt sie im Auge.
Denny bemerkte, dass Rüstems Kräfte langsam nach-
ließen und der Zwerg nicht die Absicht hegte, aufzugeben.
Strampelnd und fluchend stemmte sich der Zwerg mit aller
Kraft gegen Rüstem. Denny eilte seinem Freund zu Hilfe und
versuchte, die Zwergenbeine festzuhalten … was wenig half. Der
Kleinwüchsige verfügte über eine enorme Kraft für seine Größe.
Moana eilte herbei, kniete sich neben den Zwerg, tippte
ihm mit dem Finger auf den Kopf und siehe da, er wurde augen-
blicklich steif und rührte sich nicht mehr. Die Augen starrten
an die Decke.
„Was habt ihr getan?“ In Agathe kehrte das Leben zurück
und entsetzt schaute sie auf die Nachwuchsmagier.
„Keine Angst, Agatha!“, versuchte Mian sie zu beruhigen.
„Er bleibt nur für eine kurze Weile in diesem Zustand.
Es ist ihm wirklich nichts passiert.“
Langsam entspannte sich die Situation. Denny konnte das
Gesicht des Zwerges nun deutlich sehen und war verblüfft:
„Das ist Fred!“
„Was wollen die Herrschaften in meiner Wohnung?“,
schimpfte Agatha. Auch ihre Stimme schien wieder brauchbar.
„Sie haben noch nicht einmal angeklopft.“
„Hätten wir das getan“, erwiderte Denny, „hätte Fred sich
wieder aus dem Staub gemacht.“
„Fred?“, stutzte sie, „Was für ein Fred? Hier gibt es keinen
Fred. Die Herrschaften haben sich wohl in der Wohnung geirrt.“
Der Zwerg, der sich Denny gegenüber als Fred ausgab, kam
langsam zu sich. Die Haushälterin atmete auf und kniete sich
neben ihn.
„Wo … wo bin ich?“, murmelte er benommen.
„Alles gut, Willi!“ Agatha kraulte seinen Bart. „Die
Herrschaften haben sich in der Wohnung geirrt und suchen nur
einen Fred.“
„Fred?“, wiederholte er.
„Ja, kennst du einen Fred?“
Der Zwerg setzte sich auf und kratzte sich an der Stirn.
Dann stammelte er: „Ja, also ich … ähm, nun ja ...“
Denny wurde aus dem Gestammel nicht schlau.
„Moment mal, wieso Willi? Was für `n Willi? Du heißt
nicht Fred?“
„Naja, so hab ich mal früher geheißen“, raunzte er, wäh-
rend er sich nun auf einen Küchenstuhl setzte, „als mich dein
Großvater aufgenommen hat, hieß ich Fred Küttelken. Mein
richtiger Name ist eigentlich Willi de Stieve!“
„Willi de Stieve?“, wiederholte Denny verwundert. „Der
verschollene Willi de Stieve?“
„Nein, nein, mein Herr. Das ist Willi de Stieve Junior, sein
Sohn“, stellte Agatha klar, während sie begann, wieder Ordnung
in ihre Küche zu bringen, „mein Cousin!“
Denny runzelte die Stirn. „Damit ich das richtig verstehe!
Der de Stieve aus dem Loh?“
„Was weißt du Lausebengel von meinem Zuhause?“
„Professor Sauer hat mir vom Verschwinden deines Vaters
erzählt.“
„Hält man ihn immer noch für verschollen?“, fragte Moana
dazwischen.
Willi wechselte den Blick von Denny zu ihr. „Und wer zum
Bergmann bist du?“, grummelte der Zwerg. „Und woher weißt
du, dass meine Familie verschwunden ist?“
„Also, das sind meine Freunde Mian und Moana Timaki aus
Neuseeland, und der neben mir heißt Rüstem Kurt und kommt
aus der Türkei. Mich kennst du ja schon.“
„Aha! Multikultitruppe oder was?“ Er machte sich über die
Vier lustig.
Agatha stieß ihm wütend mit dem Ellenbogen in die Seite.
„Aua!“
„Benimm dich!“, ermahnte sie ihn scharf.
„Was hatten Sie vor unserer Tür zu suchen?“, fragte Mian.
„Und waren Sie es, der unser Zimmer auf den Kopf gestellt
hat?“, wollte Rüstem wissen.
„Wie lange hast du bei meinem Großvater gelebt und war-
um?, wollte Denny dann wissen.
Willi schwang seinen Kopf von einem Fragenden zum an-
deren und dann platzte ihm der Kragen.
„Jetzt reicht’s mir aber, zum Donnerwetter!“, polterte er.
„Ich weiß schon gar nicht mehr, was die erste Frage war.“
„Ruhe, die Herrschaften. Aber alle!“ Agatha reichte es nun
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