...und der grüne See (German Edition)
und Notwendigste herausgeholt. Dort lebt niemand
mehr, alles ist verlassen.“
„Begeben wir uns doch einfach mal dorthin“, schlug Denny
vor. „Vielleicht finden wir dort einige wichtige Hinweise?“
Tessa schüttelte entschieden den Kopf.
„Nein, wenn einer dort hingeht, dann bin ich es. Davon mal
abgesehen, hat dies noch ein wenig Zeit. Ich habe nämlich ein
paar Neuigkeiten … und die betreffen hauptsächlich dich, Willi.“
Willi riss seine Augen auf. „Es betrifft mich?“
„Jawohl. Daher war ich vorhin, als ich dich sah, auch total
verblüfft. So ein Zufall, dachte ich. Gerade zu diesem Zeitpunkt
bist du aufgetaucht.“
Willi schaute Tessa erwartungsvoll an.
„Deine Familie lebt! Sie alle leben.“
Der Zwergenprinz saß stumm auf seinen Stuhl. Tränen
liefen ihm über die Wangen und kämpften sich mühsam durch
seinen grauen Vollbart. Agatha nahm ihren Cousin in die Arme.
Während die Kinder begeistert jubelten.
Tessa fuhr fort: „Aus zuverlässiger Quelle habe ich erfahren,
dass der tatsächlich hinter dem Verschwinden
deiner Familie steckt. Ich kann dich beruhigen: Alle sind wohl-
auf. Sie werden tief unterhalb der Harzer Schule festgehalten.“
Willi schnäuzte kräftig inAgathas Taschentuch.
Denny und seine Freunde saßen nun stumm am Tisch und
wussten nicht so recht, was sie sagen sollten. Willi tat ihnen
leid. Solange musste er auf diese erfreuliche Nachricht warten.
Mian wusste sich nicht anders zu helfen, als dass sie seine Hand
nahm und diese festhielt.
„Im Vergleich zu den anderen Zwergen, die sich im Harz
im Verborgenen aufhalten und jeden Tag damit rechnen müs-
sen, von den Xamamax aufgegriffen zu werden, geht es deiner
Familie nicht schlecht.“
„Woher willst du das denn wissen?“, jammerte Willi.
„Warum werden sie eigentlich festgehalten?“
„Das liegt doch klar auf der Hand!“, erwiderte Tessa „Dein
Vater hat die besten Kontakte in aller Welt, was seltene und
wertvolle Edelsteine betrifft. Er weiß haargenau, wo er bei wem
welche Steineauftreiben kann. Dennys Großvater brauchte ihm
nur den Namen des Paraibas zu nennen und kurze Zeit später
…“, Tessa schnippte mit den Fingern, „hat dein Vater den Stein
besorgt.“
„Meinst du damit …“, warf Denny ein, „… Willi Senior wird
von Egidius Felten erpresst?“
„Genau! Er wird vom Baron unter Druck gesetzt. Willis
Vater versorgt ihn mit den außerordentlichsten Steinen aus der
ganzen Welt und im Gegenzug lässt er seine Familie in Ruhe
und versorgt sie mit dem Nötigsten.“
Denny starrte Tessa ungläubig an. „Weißt du zufällig, ob
der Baron mittlerweile auch einen Paraiba-Turmalin in seinem
Besitz hat?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Meine Quellen sagen nein. Und wenn er einen hätte, wür-
de es aus meiner Sicht keinen Sinn machen, dich zu verfolgen.
Mit großer Wahrscheinlichkeit besitzt du wohl den einzigen
Paraiba auf der Welt.“
„Ich muss und werde meine Familie befreien!“ Willi don-
nerte wild entschlossen mit der Faust auf den Tisch. Agathas
Geschirr vibrierte in den Schränken. Seine Augenbrauen zogen
sich langsam zu einem düsteren Blick zusammen. Der Zorn
stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er stand ruckartig vom
Stuhl auf und stieß ihn dabei um. Sofort stampfte der Zwerg in
die Ecke, wo sein Hammer lag.
Denny folgte ihm. „Warte, Willi. Vielleicht weiß der Baron
ja noch nichts von dir und wenn doch, dann hat er noch keine
Ahnung, dass du dich bei uns im Beutling aufhältst. Sonst wür-
de er mit Sicherheit nach dir suchen.“
„Und was glaubst du Grünschnabel, was jetzt zu tun ist
und wann ich meine Leute da rausholen sollte?“
Denny zog Willi wieder an den Tisch.
„Dazu ist es wohl noch zu früh. Irgendein Gefühl sagt mir,
dass wir erst mal den finden sollten. Für den Baron
scheint der in Verbindung mit mir und meinem Stein ziemlich
wichtig zu sein. Das wichtigste ist doch das Wissen, dass es
deiner Familie nach so langer Zeit gut geht und ihnen nichts
passiert ist. Außerdem brauchen wir dich dringend bei der
Suche nach diesem See. Du kennst dich in den Wäldern wesent-
lich besser aus, als wir alle zusammen. Deswegen bitte ich dich,
unser Führer zu sein, wenn wir losziehen.“
„Ich denke, Denny hat Recht!“ Tessa fand die Idee gut. „Du
solltest erst mal hier im Kolleg bleiben. Hier wirst du mehr
gebraucht, wenn es losgeht. Um deine Familie kümmern wir
uns, wenn es soweit ist. Ich werde mich
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