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...und der grüne See (German Edition)

...und der grüne See (German Edition)

Titel: ...und der grüne See (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Lause
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fallen. Der rote Achat an seinem Lederband
leuchtete auf und der Block erhob sich wieder vom Boden.
„Na, dann komm!“ Mit gesenktem Kopf schlurfte der Junge
hinter dem Waldschrat her und gemeinsam verließen sie die
Scheune.
Denny hatte Mike mitfühlend hinterher geschaut, bevor
er seinen Weg zum Venediger fortsetzte. Er spürte sein Herz
vor Aufregung schlagen. Je näher er seinem Anleiter kam, umso
deutlicher wurden die Falten und Narben in dessen bartlosem
Gesicht erkennbar. Der oliv-grüne Spitzhut erschien riesig.
Er trug eine braune Wildlederhose und darüber ein weißes
Flanellhemd mit schwarzer Lederweste.
„Denny Gideon?“, fragte der Venediger und schaute leicht
nach oben in Dennys Augen.
Denny nickte und reichte dem Zwerg die Hand. Dieser ver-
beugte sich stattdessen vor ihm.
“Freue mich, Sie kennenlernen zu dürfen, Herr Gideon.
Großvater kannte ich gut. Habe ihn sehr geschätzt.“
Denny war verunsichert.
„Meinen sie meinen Großvater?“
„Ja!“
„Sie kannten meinen Großvater?“
Der Venediger nickte lächelnd. Dennys Hand fuhr an seine
Außentasche. Der Paraiba erhitzte sich in dem Moment. Dem
Zwerg war die Handbewegung nicht entgangen. Seine Augen
verengten sich für einen kurzen Augenblick zu zwei Schlitzen.
„Haben sie alles dabei?“
Denny nickte nochmals. Er merkte, dass ihn der Venediger
genau beobachtete.
„Können jetzt aufbrechen.“ Der Praxisanleiter schritt voran.
Beim Verlassen der Scheune winkte Denny noch schnell
den Zwillingen zu, die von zwei großen, langhaarigen Frauen
begrüßt wurden. Rüstem hatte die Halle mit dem Sgönaunken
bereits verlassen.
Draußen vor dem Eingang blieben sie stehen.
„Und wie soll ich Sie ansprechen?“, fragte Denny. „Ich
meine, ich kenne ihren Namen leider noch nicht.“ Ihn als Herr
Venediger anzureden, war ihm doch zu absurd.
„Waldemar!“
Denny blickte ihn fragend an und wartete noch auf einen
Nachnamen. Der folgte nicht.
„Ok! Dann ... Herr Waldemar?“
„Nur Waldemar.“
„Sie Waldemar oder du Waldemar?“
„Du Waldemar und du Denny!“, kam als schlichte Antwort.
Denny wirkte nun verlegenund kratzte sich am Hinterkopf.
„Also, ich … naja … nun Waldemar, dann sag mal an, in wel-
che Richtung wir jetzt müssen?“
„Na, erst mal in den Wald rein und dann weitersehen.“
    Sie verließen das Kolleggelände und tauchten in die Wälder ein.
Nach einer Weile gelangten sie auf eine Lichtung, eine kleine
Schneise zwischen den umliegenden Bäumen ließ den Blick auf
tiefer liegende Baumkronen zu. Denny sah in weite Täler und
erblickte unzählige Bergwipfel des Teutoburger Waldes.
    Es war sehr kühl an diesem Morgen,
doch Denny hatte sich bestens auf das kalte Herbstwetter ein-
gestellt und war dementsprechend gekleidet. Sein Burmahemd
und das Halstuch von seinem Großvater trugen dazu bei,
nicht zu frieren. Agatha hatte ihm und seinen Freunden neben
Holundertee genügend Proviant eingepackt.
    Nach einem anstrengenden Fußmarsch von ungefähr einer
Stunde standen beide vor einem dichten Waldstück. Waldemar
blickte Denny erwartungsvoll an. Er musste kurz überlegen,
doch dann fiel es ihm wieder ein. Er richtete drei Finger auf das
Dickicht, schloss die Augen, dachte an den roten Aventurinstein
und stellte sich ihn bildlich vor. Als Denny wieder seine Augen
öffnete, gab der Aventurin an seinem Lederband das zu er-
wartende Leuchten ab. Der Wald gehorchte und die Äste und
Zweige, die vorher noch ein Durchdringen unmöglich machten,
bewegten sich zur Seite. Ein Weg entstand, der die Breite eines
gewöhnlichen Bürgersteiges hatte.
    Waldemar nickte anerkennend. Denny ging voraus und
zog seinen Rosenquarz hervor, als er merkte, dass kaum
Sonnenstrahlen in den Wald drangen. Der Venediger schwieg.
Denny störte das wenig. Er war damit beschäftigt, sich und
seinem Anleiter den Weg freizubahnen und gleichzeitig für
ausreichend Licht zu sorgen. Hin und wieder bemerkte Denny,
dass Waldemar die Umgebung mit Argusaugen beobachtete.
Er reagierte auf jedes Geräusch, das der Wald von sich gab
… sogar auf einen Vogelschrei. Denny spürte mit der Zeit die
Anstrengung seiner Wirkungen. Gegen Mittag legten sie end-
lich eine Verschnaufpause ein. Das Omelett mit Preiselbeeren,
das Agatha ihm mitgegeben hatte, schmeckte köstlich. Denny
verschlang es innerhalb kürzester Zeit. Nach dem Essen ging
es bergauf. Der Wald lichtete sich und die Wirkung von
Rosenquarz und Aventurin war nicht mehr

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