...und der grüne See (German Edition)
notwendig.
Auf einer Anhöhe zog der Venediger einen kleinen Spiegel
heraus und hielt ihn mit der Spiegelseite in das Tal. Ohne
zu verstehen, was der Venediger tat, sah Denny in dieselbe
Richtung. Augenblicklich bemerkte er ein Funkeln von einem
der Bergspitzen. Waldemar setzte den Spiegel ab und das
Funkeln hörte auf.
„Was war das denn?“
„Versuche selbst mal!“, forderte ihn sein Anleiter auf und
hielt ihm den Spiegel hin.
Denny nahm den Spiegel entgegen. Schlagartig fiel es ihm
ein. Unvermittelt wollte er den Spiegel dem Zwerg zurückge-
ben. Doch es war zu spät.
„Zehn Punkte Abzug!“
Ärger kam in Denny auf. Ärger über sich.
„Junge, musst dich konzentrieren. Hast nur Funkeln im
Kopf gehabt. Musst zwei oder mehr Dinge gleichzeitig können.“
Denny nickte und wirkte mit dem roten Achat. Der Spiegel
gehorchte den Bewegungen seiner Finger und schwebte in die
gewünschte Position. Das Funkeln war erneut zu sehen. Die
Entfernung des Berges, von dem das Leuchten ausging, schätzte
Denny auf ungefähr zehn Kilometer.
„Was bedeutet dieses Funkeln, Waldemar?“
„Ist ein Edelstein. Werden wir jetzt holen.“
„Und wie lange brauchen wir bis dorthin?“
Waldemar überlegte.
„Zwei oder drei Tage.“
„Was? Solange?“ Denny stutzte.
Der Venediger sah auf seine Karte und erwiderte nur beiläu-
fig: „Müssen einen kleinen Umweg machen. Da unten im Tal!“
Er wies auf ein Fischerhäuschen an einem kleinen Teich. „Paar
düstere Gestalten halten sich da auf. Lungern schon seit Anfang
des Sommers hier rum. Sollten wir nicht in die Quere kommen.
Haben auch magische Steine an Lederbändern.“
Denny blickte nach unten. Jetzt entdeckte er ebenfalls das
kleine Gewässer mit dem Häuschen, konnte dort aber keine
weitere Menschenseele sehen. Xamamax dachte er. Denny sah
auf die Karte des Venediger, der das Gebiet rot umkreist hatte.
„Kannst du mir die Koordinaten von diesem Punkt geben?“
Waldemar sah ihn stirnrunzelnd an.
„Ich meine für den Fall, wenn ich mal mit meinen Freunden
wandern gehen sollte.“
Waldemar fragte nicht weiter nach und schrieb sie ihm auf.
Denny sah wieder geradeaus und suchte den Punkt, von woher
das Funkeln kam.
„Wissen sie … äh, weißt du, was für ein Stein dass sein
könnte?“
Der Venediger schüttelte den Kopf.
„Steinfunkeln wie das ist hier selten. Womöglich seltener
Stein.“
„Aha!“ Denny war skeptisch. Das war schon seltsam mit
dem Spiegel.
„Komm! Spiegel hier rein. Müssen uns beeilen. Bist ja nur
paar Tage bei mir“, grinste Waldemar seinen Schützling an und
zog seine Weste auf, sodass Denny den Spiegel ohne Probleme
hineinwirken konnte.
Der Venediger zeigte sich weiter wortkarg und beobachte-
te stattdessen die Gegend genau, die sie durchquerten. Denny
konnte sich sehr gut vorstellen, dass Waldemar kein einziger
Käfer entging, der ihren Weg kreuzte. Am späten Nachmittag
gelangten beide an eine baufällige Holzhütte.
„Sind da!“ Waldemar legte seinen Rucksack ab. „Werden
hier übernachten. Dann geht´s morgen früh weiter.“
„Wo übernachten?“ Denny blickte sich um. Außer der
Hütte konnte er nichts entdecken, wo es sich zu übernachten
lohnte. „Da drin? Nee, ne?“ Ungläubig schaute er auf den alten
Schuppen.
„Na los! Ist offen. Kannste schon mal Holz holen und anhei-
zen? Ich besorge Essen.“
„Na gut!“, erwiderte Denny. Er nahm nicht unbedingt an,
dass es eine Luxuszeit werden würde, aber trockene Nächte
wollte er schon verbringen. Doch diese Bruchbude, so dachte
Denny, würde das wohl eher nicht bringen. Allen Zweifeln
zum Trotz begann er mit der Arbeit und sammelte in der nä-
heren Umgebung Holz. Die Wirkungen mit dem Achat und
dem Aventurin gingen ihm mittlerweile leicht von der Hand.
Zum Schluss hatte Denny so viel Holz vor die Tür der Hütte
geschafft, dass es für mindestens eine Woche gereicht hätte.
Hineinzugehen hatte Denny bisher vermieden. Doch nun blieb
ihm nichts anderes übrig, als die Tür zu öffnen, um das Holz
hineinzuschaffen.
Denny traute seinen Augen nicht, als er eintrat. Was von
außen als löchriges Einzimmerhaus aussah, war in Wirklichkeit
ein nach unten gehendes mehrstöckiges Haus mit mehreren
Zimmern. Das Erdgeschoss, in dem Denny sich momentan be-
fand, war großzügig mit alten gepflegten und antiken Möbeln
ausgestattet. Er erblickte eine breite Holztreppe, die nach unten
führte. Denny hatte das Gefühl, als stünde er in einem größeren
Herrenhaus, nur mit dem Unterschied, dass
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