...und der grüne See (German Edition)
abgezogen. Ich erhielt stattdessen
eine Einführung in das Leben der Elben.“
„Dann hast du sicherlich genau wie ich kein
Abschiedsgeschenk erhalten“, stellte Juli fest, der man die
Enttäuschung immer noch ansehen konnte.
Fabienne griff in ihre große Reisetasche und holte einen
langen Kasten aus Kiefernholz heraus. Mit größter Sorgfalt
legte sie ihn in die Mitte des Tisches. „Doch! Habe ich und es ist
hier drin. Aber es ist in dem Sinne kein Abschieds-, sondern ein
Einführungsgeschenk, welches jede Elbe bei der Offenbarung
erhält.“
„Offenbarung?“, fragte Denny.
„Ja, es ist der Moment, in dem jemand erfährt, dass sie eine
Elbe ist, und die anderen Elben sich der Neuen offenbaren.
Normalerweise passiert das wesentlich früher, doch wenn ein
Elternteil Steinmagier ist, erfolgt die Einführung erst mit der
Aufnahme in das Kolleg für Steinmagie.“
„Und was ist da nun drin?“, drängelte Moana ungeduldig.
Rüstem konnte ebenso seine Neugier kaum noch zügeln.
„Genau! Lass endlich mal sehen.“
Fabienne öffnete vorsichtig den Holzkasten. Alle beugten
sich nach vorn. Ein goldener Bogen, reich verziert und mit
Edelsteinen besetzt, kam zum Vorschein. Daneben lag ein
ebenso mit Gold und Steinen verarbeiteter Köcher, auf dem der
eingravierte Name von Fabienne zu lesen war. In dem Köcher
steckte ein einziger Pfeil, dessen Funkeln den des Bogens
übertraf.
Rüstem kroch fast in den Kasten hinein und hauchte: „Wie
geil ist das denn?“
„Krasses Teil!“ Denny war wie alle anderen am Tisch über-
wältigt und fasziniert von dem, was da vor ihnen schimmerte.
„Ist der schön!“, säuselte Mian verträumt.
„Sag mal, tragen Elben etwa Waffen?“, fragte Denny irritiert.
„So viel ich weiß, gelten Elben doch eigentlich als friedfertige
Wesen.“
„Es ist keine Waffe, sondern ein Verhinderungsbogen“,
klärte die Halbelbe sie auf. „Wo immer dieser Pfeil sein Ziel
erreicht, dort verhindert er Schlimmeres.“
„Das kann dann höchstens einmal klappen“, stellte Rüstem
fest und wies mit dem Finger auf den einzelnen Pfeil.
Fabienne zog diesen daraufhin aus dem Köcher und wie
aus dem Nichts, kam ein neuer darin zum Vorschein. „Immer,
wenn einer den Köcher verlässt, erscheint ein neuer.“ Fabienne
steckte den Pfeil wieder an seinen Platz zurück. Der vorherige
war wieder im Nichts verschwunden.
„Es ist zwar noch zu früh darüber nachzudenken, aber was
passiert denn jetzt weiter mit dir, solange du die siebente Ebene
noch nicht abgeschlossen hast?“, wollte Denny wissen.
„Ich werde bis dahin an den regelmäßigen Treffen und
Feiern der Elben teilnehmen. Seid mir bitte nicht böse, wenn
ich euch nicht sagen kann, wann und wo sie stattfinden. Das
darf ich nämlich nicht.“ Sie verstaute den Kasten wieder in ihrer
Tasche.
„Ist schon ok, Fabienn‘!“, erwiderte Mian verständnisvoll.
„Und dein Elbengeheimnis, sofern es eins sein sollte, bleibt
natürlich unter uns. Geheimnisse sind bei uns immer gut aufge-
hoben, nicht wahr Jungs?“ Augenzwinkernd lächelte sie Denny
und Rüstem zu, die zurück grinsten.
Fabienne lächelte. „Das ist nett von euch. Im Moment
wär es wohl das Beste, denn ich muss ja erst mal selber damit
klarkommen.“
Sie saßen noch bis spät am Abend beisammen. Denny und
seine drei besten Freunde ließen sich auf dem Heimweg zu-
rückfallen, zumal Rüstem und die Zwillinge noch nicht alles
wussten, was während Dennys Praktikum geschah.
16. Ein Spiel bringt die Lösung
W
ochen nach Dennys Praktikum kehrte der Winter
ein, Schnee bedeckte über Monate hinweg den
Teutoburger Wald und ein eisiger Wind wehte.
Der Beutling mit seinen Bewohnern versank in strahlendem
Weiß. Wenige hart gesottene Schüler des Kollegs nutzten die
Wege über Tage, um an ihre jeweiligen Ziele zu gelangen. Der
Rest wuselte wie Ameisen durch das Gänge-Labyrinth. Denny
und seine Freunde hatten sich im Laufe der ersten Ebene kaum
noch an den Gemeinschaftskühlschränken versorgt. Stattdessen
besaßen sie in Agathas Küche Stammplätze und ließen sich
von ihren kulinarischen Künsten verwöhnen. Agatha freute
sich über die Gesellschaft der vier jungen Steinmagie-Schüler.
Wenn Willi nicht gerade seinen Scheinbotendienst ausübte
und stattdessen mit ihnen am Tisch saß, wirkte das Ganze, als
lebten sie bei einer Gastfamilie.
Gemeinsam feierten sie bei Agatha auch Dennys Geburtstag.
Entspannt und lustig, wie Denny fand. Seine Eltern
Weitere Kostenlose Bücher