und der Herr der Loewen
Lastwagen gut zwei Stunden lang am Rand der zum Dorf führenden schmalen Straße geparkt habe. Er stand ziemlich genau dort, wo der Weg aus dem Wald kommt, also der, auf dem man Kadi verschleppt hat.«
Verschleppt, dachte Mrs. Pollifax und es lief ihr kalt über den Rücken. »Haben Sie eine Beschreibung dieses Lastwagens?«
Inspektor Banda seufzte. »Nur die, daß er alt war. Vermutlich ein ehemaliger Armeelaster, aber er war so dicht mit Staub bedeckt, daß die Farbe nicht zu erkennen war.«
»Das ist nicht sehr hilfreich.«
»Nein, aber wir können nun zumindest annehmen, daß sie sich nicht mehr in der
unmittelbaren Umgebung befindet - das heißt, falls es tatsächlich der Wagen ihres Entführers war.« Er preßte die Lippen zusammen, als er überlegte. »Wir werden als nächstes eine große Suchaktion durchführen. Oberst Kapembwa wird mir dafür bestimmt Soldaten zur Verfügung stellen, die die Suche hier im Süden beginnen können und sich nach Norden hocharbeiten.
Meine Leute werden in Languka eine Haus-zu-Haus-Durchsuchung nach Miss Hopkirk durchführen und ebenso nach jemandem namens Philimon, außerdem werden sie die Augen nach alten, klapprigen Lastwagen offenhalten.«
Höflich fügte er hinzu: »Wir werden sie finden, Madam. Wir werden sie finden.« Mrs.
Pollifax fand es taktvoll von ihm, daß er nicht »tot oder lebendig« hinzufügte.
Nachdem Inspektor Banda sie am Palast abgesetzt hatte, kam ihr Joseph entgegen und berichtete ihr gewichtigen Tones, daß ihr Gatte sie während ihrer Abwesenheit angerufen habe. Bestimmt, um mich wissen zu lassen, an welchem Tag er ankommen wird, dachte sie.
»Was haben Sie ihm gesagt?«
fragte sie. »Daß Sie nicht im Palast sind. Möchten Sie ihn jetzt zurückrufen?«
»Nein - o nein!« wehrte sie ab. Und da sie wußte, daß sie es jetzt in ihrem Zimmer nicht aushalten würde, verließ sie den Palast wieder und schritt den Boulevard hinauf. Sie wanderte die sechs Kilometer zum Flughafen und zurück. Erst dann, und auch nur zögernd, betrat sie das Zimmer, das sie mit Kadi geteilt hatte und wo das Gepäck und die Kleidungsstücke des Mädchens überall verstreut herumlagen.
An diesem Abend klopfte Dr. Merrick an Mrs. Pollifax' Tür und trat mit einem Tablett ein.
»Niemand hat Sie beim Abendessen gesehen, aber ich bemerkte Sie am Nachmittag flüchtig und Sie sahen zum Erbarmen aus.« Er zog den kleinen Tisch zu dem Sessel hinüber, in dem sie saß, und stellte das Tablett darauf. »Hier wird Ihnen das Wunder eines hartgekochten Eis zuteil«, sagte er munter, um sie aufzuheitern.
»Dazu bekommen Sie eine dicke Scheibe Holzofenbrot, gebackene Hühnerbrust und eine Tasse heißen Tee. Und wagen Sie ja nicht zu behaupten, Sie wären nicht hungrig!«
Sie lächelte ihn an. »Ich bin wirklich nicht hungrig.«
Er setzte sich auf den Rand ihres Bettes und schüttelte den Kopf. »Ich lasse Sie zwangsernähren, wenn Sie nicht essen. Nehmen Sie erst mal einen Schluck heißen Tee.
Sofort!«
Sie hob die Tasse an die Lippen und nippte. »Gut«, lobte er.
»Ich habe Ihnen auch eine Schlaftablette mitgebracht, damit Sie heute nacht schlafen können.
Sie befürchten das Schlimmste, nicht wahr?«
»Ja, natürlich«, gab sie zu.
»Dann werde ich Sie auf eine ermutigende Tatsache hinweisen, meine liebe Mrs. P. Es sind nun, seit Kadis Entführung, vierundzwanzig - nein, fünfundzwanzig - Stunden vergangen. Ich kann Ihnen versichern - und Dr. Kasonde wird es gern bestätigen -, daß jeder arme Teufel, der von dem Löwenkiller ermordet wurde, innerhalb von zwölf Stunden gefunden wurde -
falls Ihre Phantasie sich in diese Richtung bewegt haben sollte. Dr. Kasonde und ich sind überzeugt, daß, wer auch immer dieser Mörder ist, will, daß seine Opfer, schon der Panik wegen, schnell gefunden werden, und entsprechend tötet er. Keine neue, extra für Sie aufgestellte Theorie, möchte ich betonen. Inspektor Banda kam nach dem dritten Mord zu dieser Folgerung.«
»Ich nehme an, das hilft ein wenig, aber ich dachte an den Überfall auf Kadi im Garten«, erklärte sie ihm. »Das ist vielleicht eine ganz andere Sache und ein völlig anderer Täter.
Kennen Sie Kadis Geschichte näher?« Als Dr. Merrick den Kopf schüttelte, weihte sie ihn ein. »Erst in diesem Winter brachten wir Näheres aus ihr heraus. Sie hat ihr Bestes getan, den Tag des Mordes an ihren Eltern zu verdrängen.«
»Sie wurden von Simokos Seketera ermordet, habe ich gehört.
Richtig?«
»Ja. Sie befand
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