und der Herr der Loewen
häufig in die Wüste fährt, um seinen Vater zu besuchen. Und dort wurde er auch aufgegriffen.
Nein, weder in dem Zimmer in der Stadt, noch in der Wüste bei seinem Vater fanden sich irgendwelche Spuren, daß Miss Hopkirk dort gewesen war. - Entschuldigen Sie mich jetzt bitte, ich muß Mr. Simba vernehmen.«
Sammat rief ihm mit strenger Stimme nach: »Keine Foltern, Inspektor!«
Inspektor Banda drehte sich an der Tür um. »Wäre in diesem Fall auch gar nicht nötig, Mfumo Sammat. Wir haben, was wir an Beweisen brauchen.«
»Aber keine Kadi«, stellte Mrs. Pollifax düster fest.
»Nein«, fiel Sammat unglücklich ein.
Es zerriß ihr das Herz, Sammat ins Gesicht zu sehen, und es wäre auch sinnlos, sich daran zu erinnern, daß sie ihn vor Simbas wachsender Selbstgefälligkeit gewarnt und darauf aufmerksam gemacht hatte, auf ihn zu achten. Trotzdem fiel es ihr nun schwer zu glauben, daß Dickson Simba tatsächlich der Täter sein sollte. Die Wirklichkeit war immer etwas ganz anderes als eine Annahme oder ein Verdacht. In diesem einen Augenblick seiner großen Verzweiflung, als er den Wagen in Handschellen verlassen hatte, war er kein Ungeheuer gewesen, sondern so verwundbar wie jeder Mensch, dessen Brille von der Nase fiel und der weinte - aber worüber? Über die Demütigung, verhaftet worden zu sein? Die späte Einsicht über das, was er getan hatte? Oder den Verlust irgendwelcher Träume, die ihn dazu getrieben hatten, fünf Personen zu töten und zu verstümmeln?
Sie litt mit Sammat und doch, trotz des Schocks und Entsetzens, daß es Simba war, verspürte sie eine seltsame Erleichterung. Sie hatte Angst gehabt, der Killer könnte Moses sein, dieser narbige Mann, dem Gefangenschaft und Folterungen möglicherweise das seelische
Gleichgewicht geraubt hatten, der jedoch bewiesen hatte, welch menschlicher Wärme er fähig war.
Für Moses, das mußte sie zugeben, hätte sie Mitleid empfunden, für Dickson Simba verspürte sie keines.
Sie seufzte. Die Morde würden jetzt enden, doch Kadi war immer noch verschwunden. Und da weder in Dickson Simbas Zimmer noch in seines Vaters Wüstendomizil auch nur die geringsten Hinweise auf Kadi gefunden worden waren, erschien es ihr durchaus möglich, daß Simba nichts mit ihrem Verschwinden zu tun hatte. Das brachte sie wieder zu Philimon.
Kadi war am Mittwoch abend verschwunden, heute war Samstag, und mit jedem Tag - mit jeder Stunde - wurde ihr Verschwinden mysteriöser und folgenschwerer.
Sammat blickte bedrückt auf seine Uhr. »Ich muß zurück - mit Dickson rede ich später - und eine Rede aufsetzen, die ich im Radio halte. Die Öffentlichkeit muß informiert werden, daß der Mörder gefaßt ist. Morgen ist Josephs freier Tag, und plötzlich gibt es zuviel zu tun.« Mit gequälter Stimme fuhr er fort: »Aber warum Dickson Simba? Mein Gott, Mrs. Pollifax, aus welchem Grund hat er diese fünf Männer gemordet und die schrecklichen Gerüchte über mich verbreitet. Warum? Und wo ist Kadi?« Sie fand keinen Trost für ihn und schüttelte nur den Kopf.
Bristol führ sie zum Palast zurück, wo Tony Dahl ungeduldig am Eingang wartete. »Wissen Sie schon etwas über Kadi?« rief er ihnen entgegen.
»Nichts«, mußte Mrs. Pollifax erwidern.
»O Gott!« stöhnte er. Nach einem Blick auf seine Armbanduhr sagte er: »Zwei
Unterhäuptlinge warten geduldig auf mich. Geben Sie mir bitte Bescheid, wenn...«
»Selbstverständlich.« Er nickte und raste zur Farm zurück.
Mittlerweile hatte sich die Eingangshalle geleert. Sammat eilte zur Treppe, in sein Büro, um seine Radioansprache vorzubereiten. Bald würden die sprechenden Trommeln die Neuigkeit bis in den hintersten Winkel des Landes verbreiten - und noch immer kein Lebenszeichen von Kadi.
Mrs. Pollifax zögerte, dann durchquerte sie die Halle und ging entschlossen zur Krankenstation. Sie fand Rakia im Arztzimmer, wo sie eines der Aids-Babys schaukelte und ihm etwas vorsang. Das könnte ich auch tun, sobald ich Kadi gefunden habe. Oh, wenn ich sie nur finden könnte! Sie sah kurz zu, ehe sie flüsterte: »Rakia!«
Die Schwester blickte auf und nickte. »Ist scho n gut, er schläft. Warten Sie, ich bin gleich bei Ihnen.« Schon nach Sekunden kam sie seufzend heraus. »Er wird mit den anderen ins Buschhospiz gebracht, der arme Kleine. Aber wissen Sie was von Kadi, bitte?« Mrs. Pollifax schüttelte den Kopf.
»Ich bete für sie«, murmelte Rakia.
»Das ist gut.«
»Setzen Sie sich doch, Mrs. Pollifax, Sie sehen müde
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