und der Herr der Loewen
fragte Roy.
Tony deutete auf Kadis bandagierten Arm. »Wir kicken den Ball, okay?«
Alle waren einverstanden und bildeten einen Kreis, der allmählich immer größer wurde. Die vier machten eine Menge Lärm in ihrer jugendlichen Begeisterung. Kadi kickte den Ball zu Bristol, dieser zu Roy und Roy zu Tony. Mrs. Pollifax schaute vom Rand des Spielfelds zu, wie sie den Ball verfehlten, hinter ihm herrasten, ihn kickten, und lachten. Ihr Geschrei erweckte Aufmerksamkeit und es dauerte nicht lange, bis mehrere der Bergleute, alles Ubangibaner, herbeiwanderten, um zuzuschauen.
Kadi rief ihnen zu: »Möchtet ihr mitspielen?« Sie antworteten mit verlegenem Grinsen. Um sie einzubeziehen kickte Kadi den Ball zu ihnen und rannte das Feld hinunter auf den Wald zu. Dann drehte sie sich um und beschrieb mit beiden Armen einen Kreis. Tony brüllte: »Ja, verteilt euch! Kommt, spielt Kick-den-Ball mit uns!« Sie verstanden. Mit großer Begeisterung bildeten sie einen Kreis und der Ball flog unter großem Gelächter von einer Seite zur anderen, während Mrs. Pollifax erfreut zusah.
Callahan, der herbeischlenderte, um zu sehen, was hier vorging, sagte: »Sie sind wirklich ein guter 'aufen. Ich 'atte schlechtere, das dürfen Sie mir glauben. Ist das Ihre Tochter?«
Mrs. Pollifax warf einen Bick auf Kadi, die ihren Platz in der Nähe des Waldes bezogen hatte. Sie wünschte, sie wäre nicht so weit von ihr entfernt und von den Gardisten, aber ein junger Mann aus Callahans Crew war nicht weit von ihr weg und schien recht aufmerksam zu sein. Während Mrs. Pollifax zusah, schoß der Ball auf Kadi zu und sie kickte ihn lachend durch den Kreis. Mrs. Pollifax hörte ihren Nachbarn brüllen: »Guter Schuß!«
»Kadi ist eine liebe Freundin. Sie wuchs hier in Ubangiba auf«, erklärte sie Callahan und zuckte zusammen, als der Ball einen Spieler am Kopf traf, was neuerliches Gelächter auslöste.
»Aber es wird bald dunkel sein. Ich finde, sie sollten jetzt Schluß machen.« Die bleiche Mondsichel war bereits am sich verdunkelnden Himmel sichtbar. Wieder schaute sie zu Kadi und erschrak, als sie sie nicht sehen konnte. Ein erster Hauch von Angst berührte sie.
»Wo ist Kadi?« rief sie Tony zu.
Er drehte sich lachend zu ihr um, doch sein Lachen schwand, als er ihren Gesichtsausdruck sah. Er warf eine Hand hoch und brüllte den Spielern zu aufzuhören. Inzwischen rannte Mrs.
Pollifax bereits über das Feld. Ihre Angst erhöhte sich, weil es dunkler wurde, doch noch war es hell genug festzustellen, daß Kadi verschwunden war. O mein Gott, dachte sie. O mein Gott!
Sie schrie dem jungen Mann zu, der »guter Schuß« gerufen hatte: »Wo ist sie? Wo ist Kadi?«
Er hörte ihre Panik und war verwirrt. Tony holte Mrs. Pollifax ein und fragte den jungen Mann etwas ruhiger: »Wie heißen Sie?«
»Jacob Bwanausi.«
»Jacob, das Mädchen - Kadi -, wo ist sie hingelaufen?« Nun kam auch Callahan schnaufend angerannt und befragte den jungen Mann teils in Pidgin-Englisch: »Bèbi! Junge Frau!
Hùsay?«
Jacob antwortete würdevoll: »Ich sehen sie umdrehen...«
Auch er drehte sich um, dem Wald zu. »Glauben, jemand sie gerufen, vielleicht. Ich nicht wissen. Sie gehen so...« Er deutete zum Wald, und um es zu demonstrieren, ging er rasch zum Rand des Feldes und schaute in den Wald hinein. »Ich hören sie rufen
- ganz glücklich: ›Philimon, bist du es wirklich?‹ Dann werden Ball zu mir geschossen und...« Er kehrte zu der Stelle zurück, wo er zuvor gestanden hatte. »Ich kicken Ball zu Willie. Wenn ich zurückschauen, sie fort. Das sein alles, was ich wissen.«
»Ihre Stimme klang glücklich?« fragte Mrs. Pollifax. Jacob nickte. »Das ich hören. Sie singen Namen.«
»Sie kann noch nicht weit sein«, krächzte Tony. »Callahan, dürfen wir Ihre Männer ausborgen?«
»Sie 'aben sie bereits«, entgegnete der Werkmeister trocken und brüllte Befehle.
Aber es war Mrs. Pollifax, die vorausging, selbst Tony war hinter ihr, und immer aufs neue wiederholte sie zu sich, was Jacob gesagt hatte, daß Kadis Stimme beim Anblick von wem auch immer sie gesehen hatte, glücklich klang. Aber wo war sie jetzt? Und wer in aller Welt war Philimon, und wenn er ihr nicht schaden wollte, warum hatte er sich dann im Wald versteckt gehalten? Und wenn Kadi nicht hätte gehen wollen, warum hatte sie dann nicht die Pistole im Halfter um das Fußgelenk benutzt, das sie extra angefertigt hatten?
Trotz ihrer verstörten Gedanken bemerkte ihr erfahrenes Auge, daß
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