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und der Herr der Loewen

und der Herr der Loewen

Titel: und der Herr der Loewen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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übrig, als unentwegt ihre Fahrradklingel zu betätigen, um den Pfad ebenfalls benutzen zu können.
    Unwillkürlich dachte sie, daß dieses Federvieh, wie es so vom Rand des Pfades aus gerechnet in die Mitte auswich, aussah wie fällige, entrüstete Matronen in Nadelstreifenkostümen.
    »Ihr seid unmöglich!« erklärte sie ihnen und klingelte weiter, bis die Hühnerschar sich endlich ins Unterholz zurückgezogen hatte.
    Auf den ersten Blick wirkte Scharmas Anwesen verlassen.
    Mrs. Pollifax lehnte das Fahrrad an einen Baum und rief: »Hallo? Hallo?« Dann ging sie zur Tür und spähte ins Haus.
    Das Mädchen Laraba kam hinter ihr mit einem lebenden Huhn unter dem Arm um die
    Hausecke. »Oh!« sagte sie und lächelte. »Die mzungu!«
    Mrs. Pollifax lächelte sie an. »Ja... Ist Scharma da?«
    Laraba schüttelte den Kopf und blickte an Mrs. Pollifax vorbei zu ihrem Fahrrad. »Nein, er haben auch Fahrrad, er damit fort.«
    »Wo kann ich ihn finden? Es ist wichtig.«
    »Oh, er haben kaputten Fahrradschlauch und bringen ihn zum Flicken. Neben Bang-Bang Snackbar sein Werkstatt mit Schild BILLIGE FAHRRÄDER oder ähnlich.«
    »Moses?«
    Larabas Gesicht leuchtete auf. »Sie ihn kennen? Vielleicht kaufen Fahrrad bei ihm? Das sein
    - das ist -, wo Scharma sein.«
    Inzwischen war es etwa vierzehn Uhr und die Sonne brannte sengend vom Himmel. Mrs.
    Pollifax band den Strohhut am Kinn fester, dankte Laraba, fuhr zur Government Road zurück und bog zum Boulevard ein, der ihr nun schrecklich lang vorkam, wie er so ohne Schatten und brütend heiß vor ihr aufwärts führte. Aber sie hielt durch, schließlich würde der Rückweg zum Palast hangabwärts sein. Sie konnte die Kühle der Nacht kaum noch erwarten, als sie Moses' Tor erreicht hatte und feststellte, daß es einen guten Spaltbreit offenstand. Sie saß ab, stieß das Tor weiter auf und schob ihr Fahrrad hindurch. Moses war über ein Fahrrad in der Mitte des Hofes gebeugt. Neben ihm stand Miss Verstoefel, die World-Aid-Hebamme aus der Schweiz, und beide waren von einer Handvoll kleiner, barfüßiger schwarzer Jungen umgeben. Scharma war jedoch nicht zu sehen. Mrs. Pollifax rief: »Moses? Ist Scharma hier?
    Ich suche ihn.«
    Moses richtete sich auf und blickte sie an, als habe er sie nie zuvor gesehen.
    Strahlend rief ihr dagegen Miss Verstoefel zu: »Ich kaufe mir auch ein Fahrrad! Dieses rote da!«
    »Scharma kommen, Scharma gehen«, brummte Moses unfreundlich.
    »Ich verstehe«, murmelte Mrs. Pollifax. »Haben Sie eine Ahnung, wo ich ihn finden kann?«
    Ihr Blick schweifte an ihm vorbei zur Wäscheleine, an der zwei Jeans verschiedener Größen zum Trocknen hingen.
    »Nein... Scharma kommen, Scharma gehen«, wiederholte Moses gereizt und bemerkte, daß ihr Blick interessiert an seiner Wäscheleine haftete. »Er kommen morgen früh wieder, um geflickten Schlauch holen, das alles, was ich wissen.«
    Sie nickte und begann zu verstehen, weshalb sie nicht willkommen war. Sie drehte sich um und schob ihr Fahrrad aus dem Hof, doch während sie den Boulevard zurück hinunterfuhr, wußte sie, daß ihr Besuch sich gelohnt hatte. Sie hatte erfahren, weshalb Moses sie nicht dort haben wollte, und das interessierte sie sehr. Es war siebzehn Uhr, als sie die Cafeteria betrat.
    Zum Frühstück hatte sie heute noch gar nichts und zum Lunch nur eine kleine von zu Hause mitgebrachte Tafel Schokolade zu sich genommen.
    Dr. Merrick winkte ihr zu und rief ihr vergnügt entgegen: »Das Huhn ist zur Abwechslung heute einmal nicht gebacken, sondern gegrillt! Haben Sie Häuptling Sammats Ansprache um sechzehn Uhr gehört?«
    »Oje, nein! Um ehrlich zu sein, ich hatte es völlig vergessen. Ich versuchte Scharma zu finden, aber leider vergebens.«
    »Die Rede war sehr ergreifend«, versicherte er ihr. »Er bedauerte, daß es Dickson war.« Dr.
    Merrick runzelte die Stirn. »Aber ich muß ehrlich sein, ich mochte ihn nie. Eingebildeter Laffe! So was von innerer Unsicherheit, aber wenn jemand seine Unsicherheit mit Arroganz vertuschen will, wird ihm gar nicht bewußt, wie unbeliebt er sich macht. Er wird wohl jetzt feststellen, daß er kaum Freunde hat.« Er blickte Mrs. Pollifax kritisch an. »Sie sehen aus, als wären Sie verdammt müde...
    Kadi, natürlich?«
    »Ja, Kadi.« Sie fügte dann aber trocken hinzu: »Und wohl auch ein bißchen viel Hin-und Herradeln in der Nachmittagssonne.«
    Er nickte. »Wir hatten heute ja auch achtunddreißig Grad im Schatten. Übrigens beteuert Dickson Simba immer

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