und der Herr der Loewen
aus.«
Mrs. Pollifax befolgte den Rat. »Nicht müde, nur entmutigt und besorgt. Sie sind meine letzte Hoffnung, Rakia. Ich muß Sie etwas fragen. Ich weiß nicht, ob Sie gehört haben, daß Kadi möglicherweise freiwillig mit dem Mann ging, den wir noch suchen.«
»Freiwillig?« Rakia blinzelte. »Heya! Bani? Ich meine, warum? Wie? Wir waren hier so beschäftigt - Pocken und Malaria und Parasiten - ich habe nichts davon gehört!«
Mrs. Pollifax sagte trocken: »Wahrscheinlich, weil Inspektor Banda nicht glaubt, daß sie freiwillig mitgegangen sein könnte.
An dem Nachmittag, ehe es dämmerte, spielten alle Kick-den-Ball und Kadi befand sich in der Nähe des Waldes. Der junge Ballspieler neben ihr sah, wie Kadi zum Waldrand ging, als habe jemand ihr zugerufen. Er hörte, wie sie sagte - und er schwört, daß ihre Stimme glücklich klang - ›Philimon, bist du es wirklich? ‹, und als er wieder nach ihr blickte, war sie schon verschwunden.«
»Mit glücklicher Stimme?« vergewisserte Rakia sich erstaunt.
»Der junge Mann beschwört es.«
»Ein Trick!« keuchte Rakia. »Eine diva - Falle!«
»So sieht es jetzt aus«, gab Mrs. Pollifax zu.
»Aber dieser Philimon, wer könnte das sein?«
Mrs. Pollifax seufzte. »Die Polizei und die Soldaten haben jeden Philimon befragt, den sie in den Dörfern unten im Süden und hier in Languka aufspürten. Und jetzt bin ich zu Ihnen gekommen, Rakia, weil mir einfach nicht aus dem Kopf gehen will, daß dieser junge Mann, Jacob Bwanausi, sich nicht davon abbringen läßt, daß Kadis Stimme glücklich klang und überrascht, und das kann eigentlich nur bedeuten, daß es jemand ist, den sie lange nicht gesehen hatte, also vielleicht jemand, den sie von früher kannte.«
»Früher«, wiederholte Rakia traurig. »Ja, das könnte sein.«
»Und deshalb, Rakia, frage ich Sie: kannte sie damals jemanden, der Philimon hieß? Ist sie vielleicht mit einem Philimon zur Schule gegangen?«
Rakia antwortete bedächtig: »Es könnte natürlich einen Philimon in der Missionsschule gegeben haben, aber ich arbeitete für Dr. Hopkirk als Schwester in der Klinik. Ich erinnere mich an einen Jungen, der Pharaoh hieß. Ich kannte viele Kinder mit Namen, aber nicht alle.«
»Vielleicht ein Freund der Hopkirks?«
Rakia überlegte stirnrunzelnd.
»Denken Sie nach!« flehte Mrs. Pollifax sie an. »Rakia, bitte überlegen Sie.«
»Ich denke ja nach.« Sie zog die Brauen zusammen.
»Polizeiinspektor Tembo war ein guter Freund von Dr. Hopkirk.
Ich glaube, sein Vorname war Pharaoh, möglicherweise auch Philimon - es ist schon so lange her und Dr. Hopkirk nannte ihn meistens nur Inspektor.«
»Wo können wir ihn finden?« fragte Mrs. Pollifax rasch.
»Wo, Rakia?«
»Inspektor Tembo?« Rakia blickte sie erstaunt an. »Oh, er ist schon seit langem tot.«
Tembo... Rakia hatte da etwas gesagt, das sie schon einmal gehört hatte. Mrs. Pollifax forschte in ihrem Gedächtnis... War es nicht eine Bemerkung von Inspektor Banda gewesen?
Sie waren im Garten, der Inspektor und Sammat, und Banda hatte gesagt... Aber was?
»Wann ist dieser Inspektor gestorben?« erkundigte sie sich.
»Gestorben?« Rakias Stimme klang belegt. »Er wurde erschossen. So viele wurden
umgebracht! Nach den Hungeraufständen ließ Präsident Chinjata töten, töten, töten.«
Jetzt begann sie sich an Inspektor Bandas Worte zu erinnern, als sie sich über den Tresorraum unterhalten hatten: »Ich habe in meinem ganzen Leben nur von einer einzigen Person hier mit einer derartigen Begabung gehört, und selbst das nur als Gerücht.«
Aber auch er war tot. Um ihn zu finden, hatte Inspektor Banda zu Sammat gesagt, würde er Opfer am Schrein bringen müssen.
»Ja«, sagte Mrs. Pollifax plötzlich sehr nachdenklich und stand auf. »Ich danke Ihnen, Rakia.« Sie schritt durch die Marmorhalle, vorbei an den wartenden Patienten und die Treppe hinauf in den ersten Stock zu Sammats Büro. »Ist er hier?« fragte sie Joseph. »Es ist sehr wichtig, daß ich mit ihm spreche.«
Sammat hatte vor ein paar Tagen gesagt, daß Joseph vielleicht verärgert über ihn sei, weil er seinen Cousin nicht einstellen wollte, doch jetzt war zweifellos sie es, über die Joseph verärgert war.
»Er ist sehr traurig«, sagte er vorwurfsvoll. »Wegen Mr. Simba.«
»Das bin ich auch«, entgegnete sie scharf. »Aber ich muß mit ihm reden!«
Seufzend erhob Joseph sich und klopfte an die Tür zum inneren Büro. Als Sammat »Herein«
rief, trat sie ein. Er saß
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