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Und der Herr sei ihnen gnädig

Und der Herr sei ihnen gnädig

Titel: Und der Herr sei ihnen gnädig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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schwieg. Plötzlich wurde mir bewusst, dass er im Gegensatz zu mir kein Polizist war. Ich würde uns beide durch diese Sache hindurchlotsen müssen. »Das stresst mich gerade ein bisschen, Koby. Tut mir Leid, wenn ich so kurz angebunden bin. Wahrscheinlich bilde ich mir das Ganze bloß ein.«
    »Kein Problem, Cindy. Sag mir einfach, was ich tun soll.«
    Ich tätschelt sein Knie. »Fahr einfach weiter. Das ist keine große Sache. Wir sind auf einer Hauptstraße, und es herrscht noch genug Verkehr.«
    »Warum rufst du nicht die 911 an?«
    »Weil ich erst sicher sein möchte, dass ich Recht habe. Wenn ich nur sein Kennzeichen sehen könnte! Aber er hat vorn kein Nummernschild. Jetzt weiß ich, was ich mache.
    Ich werde melden, dass er ohne Nummernschild fährt, und ihn von einem Streifenwagen aufhalten lassen.«
    Ich holte mein Handy heraus.
    Der Akku war leer.
    Es war ein langer Abend gewesen.
    »Geht dein Handy?«, fragte ich ihn.
    »Ich hab's nicht dabei. Ich wollte heute Abend keine Störungen.«
    »An sich eine schöne Idee, aber trotzdem schade, denn jetzt haben wir eine große Störung. Also gut. Zeit für Plan B. Hast du ein Problem damit, in dieser Situation zu fahren?«
    »Wie meinst du das?«
    »Du weißt schon... abruptes Abbiegen... quietschende Reifen ...«
    »Dieser Wagen geht nicht besonders schnell«, antwortete Koby.
    »Wenn du die Kupplung loslässt und gleichzeitig heftig aufs Gaspedal steigst, beschleunigt er ein bisschen besser.«
    »Vielleicht wäre es doch sinnvoller, du würdest fahren.«
    »Dann lass uns an der nächsten roten Ampel die Plätze tauschen.«
    Es war schwierig, über der Gangschaltung aneinander vorbeizukommen, aber irgendwie schafften wir es. Mit dem Lenkrad in der Hand fühlte ich mich schon besser. Ich stellte mir den Rückspiegel ein. Dann warf ich meine Tasche zu Koby hinüber. »Hast du schon mal eine Waffe in der Hand gehabt?«
    »Ich war in der Armee.«
    »Ich spreche nicht von einer Uzi, Yaakov. Ich meine eine Pistole.«
    »Ja, ich habe auch schon mit Pistolen geschossen.« »Bist du ein guter Schütze?«
    »Ich war recht gut, ja, aber das ist über zehn Jahre her.«
    »Ich hab eine Beretta neun Millimeter Halbautomatik in der Tasche. Hol sie bitte heraus.«
    Er tat, wie ihm geheißen, und sah sich die Waffe an. »Gibt's dazu auch ein Magazin?« »Sie ist nicht geladen?«
    »Nein, Cynthia, sie ist nicht geladen.«
    »Sieh in meiner Tasche nach. Wenn da keines drin ist, dann haben wir Pech.« Er wühlte in meiner Tasche herum, fischte ein Magazin heraus und legte es ein. »Wir haben Glück.«
    »Gut. Ich will Folgendes versuchen: Ich werde nach den nächsten beiden Blocks rechts abbiegen, ganz schnell umdrehen, auf die andere Seite fahren und das Licht ausschalten. Wenn ich auf der falschen Straßenseite parke, haben wir die besten Chancen, dass der Fahrer uns übersieht. Wenn der Nova dann vorbeifährt, werde ich versuchen, das hintere Nummernschild zu entziffern. Bleib ganz tief unten, nur für den Fall, dass sie schießen sollten. «
    »Vielleicht wäre es besser, ich würde versuchen, das Nummernschild zu lesen, während du mir Rückendeckung gibst. Bestimmt schießt du viel besser als ich. Und wenn du auf der falschen Straßenseite parkst, dann sitze ich auf der richtigen Seite, um das Nummernschild zu identifizieren.«
    »Die Sache hat nur einen Haken: Wenn sie zu schießen anfangen, bist du ebenfalls näher dran.«
    »Ein tröstlicher Gedanke.«
    »Koby, es tut mir so Leid!«
    »Sei nicht albern. Zusammen schaffen wir das schon.« Er kreiste mit den Schultern. »Obwohl ich jetzt schon mit den Nerven am Ende bin.«
    »Bereit?«
    »Los!«
    Ich bog scharf nach rechts ab und stieg aufs Gas, während ich den Gang einlegte. Der Wagen wirbelte herum und schoss dann mit erstaunlicher Geschwindigkeit nach vorn. Ich schaltete das Licht aus, parkte am Straßenrand und stellte den Motor ab. Schon brauste der Nova vorbei, aber ich konnte mir trotzdem einen Großteil des Kennzeichens merken, und was mir entging, das merkte sich Koby. Ich ließ den Motor wieder an, machte ohne Licht eine Kehrtwende und reihte mich in den Verkehr ein.
    Anscheinend nicht schnell genug. Der Nova hatte seinen eigenen Willen. Es musste sich um eine frisierte Maschine handeln, denn schon nach wenigen Sekunden klebte er an der hinteren Stoßstange von Kobys Toyota. Ich bog nach links in eine dunkle Wohngegend ab.
    Der Nova folgte.
    Ich bog rechts ab, dann noch einmal links. Mir war völlig unbegreiflich,

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